Camuffo-Hinterachse

Camuffo-Hinterachse

Die Camuffo-Hinterachse ist eine unabhängige Aufhängung der Hinterräder für Kraftfahrzeuge. Sie besteht pro Rad aus drei voneinander unabhängigen Lenkern und einem radführenden McPherson-Federbein. Im Unterschied zur Chapman-Achse von Lotus und der bei frongetriebenen Fiats (128, 127 und folgende) verwendeten Achse mit Dämpferbeinen und Querblattfeder, sind bei der Camuffo-Achse alle Lenker voneinander unabhängig.

Geschichte

Die Camuffo-Hinterachse wurde von Sergio Camuffo im Rahmen der Entwicklung des Lancia Beta konstruiert, der 1972 mit diesem Radaufhängungssystem auf den Markt kam.

In ihrer ersten Ausführung übernahm der Stabilisator gleichzeitig die Aufgabe der Druck- und Zugstrebe zur Führung in Längsrichtung. Bis 1975 war beim Lancia Beta diese Stabilisator-Zugstrebe über ein Kugelgelenk am hinteren Achsschenkel befestigt. Ab 1975 wurde an dieser Stelle eine Silent-Buchse verwendet.

Ab 1976 fand sich die erste Ausführung der Camuffo-Hinterachse neben dem Lancia Beta auch im Lancia Gamma.

Bei der zweiten Ausführung der Achse ab 1979 entkoppelte Lancia die Zugstreben und den Stabilisator und verwendete hierfür getrennte Bauteile. Diese Version wurde zuerst im Lancia Delta, danach im Lancia Prisma, Lancia Thema und Lancia Kappa verwendet. Auch für andere Fahrzeuge aus dem FIAT-Konzern wurde diese Achse benutzt, etwa den Alfa Romeo 164, Alfa Romeo 156, Alfa Romeo 147 und Alfa Romeo GT.

Das Konzept der Camuffo-Hinterachse wurde auch von vielen Herstellern außerhalb des FIAT-Konzerns frühzeitig kopiert, u.a. von Mazda (Mazda 626), Toyota (Toyota Celica).

Der Lancia Delta (HF4WD und Integrale) wurde mit einer Camuffo-Hinterachse von 1987 bis 1992 sechsmal in Folge Rallye-Weltmeister.

Die Camuffo-Hinterachse kann als eine der ersten, wenn nicht sogar die erste serienmäßige Mehrlenker-Hinterachse angesehen werden. Bei der Raumlenkerachse von Mercedes ab 1981 waren statt des McPherson-Federbeins zwei obere Lenker eingebaut.

Weblinks

Literatur

Reimpell, Jörnsen; Fahrwerktechnik, Vogel Verlag, Würzburg, 1971; ISBN 3802305051


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