Carl Bernhard Loges

Carl Bernhard Loges
1929: Loges (vermutlich mit seiner Tochter) im Eilenriedestadion; Foto im Bundesarchiv

Carl (Karl) Bernhard Loges (* 14. Mai 1887 in Hannover; † 10. Juli 1958 in Freden (Leine)) war ein deutscher Sport- und Gymnastiklehrer.

Er „gilt nicht nur als Erneuerer des weiblichen Turnens durch rhythmische Gymnastik, sondern auch als bedeutender Choreograph von Kammer- und Massengestaltungen... (und wird) in einer Reihe mit seinen Zeitgenossen Rudolf Bode und Hinrich Medau... (genannt), die der Gymnastik in Deutschland zu hohem Ansehen verhalfen.“[1]

Inhaltsverzeichnis

Familie

Karl war der Sohn des Kaufmanns Bernhard Loges (* 1851) und Anna Koop (1851–1929) aus Diepholz. Er heiratete in Bremen 1913 Helene (1890–1966), die Tochter des Kaufmannes Heinrich Bobenhausen (1864–1928 in Bremen) und der Helene Treis. Loges hatte eine Tochter sowie den Sohn Helmut (* 1914), der ebenfalls Gymnastikpädagoge wurde sowie Schriftsteller (s. Literatur).

Werdegang

Jugend

Nach dem Besuch der Volksschule absolvierte Loges 1907 bis 1908 eine Graphikerlehre.[1] Seine turnerische Laufbahn begann er zunächst im 1848 gegründeten Männer-Turnverein (MTV) von Hannover.

1908 bis 1913 war er als Turnlehrer in Bremen (MTV Bremen) tätig und nahm dann als einer der besten Zwölfkämpfer[2] der Deutschen Turnerschaft teil an den Nordischen Spielen in Malmö 1913. 1914 bis 1918 hatte er wieder die Stellung eines Turnlehrers inne (diesmal in Oldenburg), unterbrochen durch seine Teilnahme 1915 bis 1918 als Soldat im Ersten Weltkrieg.[1]

Seine Ausbildung setzte Loges in der Turnerlehrerbildungsanstalt Dresden fort.

Gruppenrhytmus im Eilenriedestadion
Morgens um 7.00 Uhr, zwei Stunden vor der Arbeit: „Schönheit im Turnen“
Formation „Der lebende Budha
„Grazie und Anmut...kaum aufgewacht und schon so lustig“
Um 1930: Der Gründer der „Loges-Schule“ im Kreise seiner Schülerinnen

Von 1919 bis 1928 unterrichtete Loges in Hannover als Turnlehrer am Realgymnasium II, während er gleichzeitig die Funktion als Frauenturnwart im Turnbezirk Hannover wahrnahm.

Hannoversche Musterturnschule

Währenddessen gründete er 1921 eine Musterriege von Mädchen zwecks Modernisierung des weiblichen Turnens im Sinne rhythmischer Gymnastik, aus der die „Hannoversche Musterturnschule“ entstand, „der erste deutsche Freizeit-Verein auf gymnastischer Basis, der 1932 2.300 Mitglieder aller Altersstufen zählte.“ Unterdessen gründete Loges 1925 dann auch seine „Loges-Schule für Bewegungskunst“ zur Ausbildung von Lehrerinnen für Gymnastik und Tanz im Turnen.[1]. All' dies festigte seinen Ruf als „Erfinder“ der modernen Gymnastik.

1928 wird Loges erster Gymnastikwart der Deutschen Turnerschaft (DT) und ringt als solcher um die Einführung der Gymnastik in die Turnvereine. Als Frauenturnwart der DT ab 1932 hatte Loges bedeutenden Einfluss auf die Entwicklung des deutschen Frauenturnens:

„Darbietungen der neuen Festkultur der Leibesübungen in der Stadthalle zu Hannover zogen jährlich Tausende aus Europa und Amerika an. Vorführungen der Loges-Mustergruppen u. a. in Holland, Dänemark, Polen und zahlreichen deutschen Städten sowie Lehrgänge verbreiteten L.s Methode des rhythmischen Turnens. Loges-Lehrerinnen waren in Deutschland, Norwegen, Holland, Österreich, Rumänien, der Schweiz und Rußland tätig.“[1]

Schwungbetonte Gymnastik-Massenvorführungen, deren Massen-Blöcke choreographisch aufgelockert wurden zu Partner- und Kleingruppen, tragen Loges's Handschrift. Solche Vorführungen konnten die Zuschauer des Deutschen Turnfest 1928 in Köln verfolgen.

Nachdem Karl Loges 1932 als Lehrer des Normal College of the American Gymnastics Union in Wisconsin/USA tätig war, entwarf er im Folgejahr als Frauenwart der DT einen neuen „Chorfesttanz“ und studierte ihn mit 19.000 Frauen und Mädchen beim Deutschen Turnfest 1933 in Stuttgart ein. „Seit 1935 war er Trainer der deutschen Frauen-Turn-Mannschaft für die Olympischen Spiele 1936 in Berlin (Goldmedaille)“. 1938 gestaltete und leitete Loges eine deutsche Vorführung beim Deutschen Turn- und Sportfest in Breslau sowie 1939 auf der Lingiade in Stockholm.[1]

Durch die Luftangriffe auf Hannover 1943 verlor Loges Eigentum und die Loges-Schule in Hannover. Die Schule wurde nach Freden verlegt und kurz darauf vom NS-Gauleiter geschlossen; Loges selbst musste noch einmal Soldat werden.[1]

Wiederaufbau

Da Loges sich mit der Sportauffassung der Nationalsozialisten identifizierte, hatte er nach dem Zweiten Weltkrieg Schwierigkeiten, seine „Loges-Schule“ wieder aufzubauen:

„1948 begann das Seminar der Loges-Schule neu in... Rüstersiel (einem Stadtteil von Wilhelmshaven). Dort probte L. mit seinen Seminaristen und auch mit Volksschülern die „Tägliche Turnstunde", seine pädagogische Wunschvorstellung seit 1923.“[1]

1950 wurde Loges Gymnastikwart im Niedersächsischen Turner-Bund und erreichte 1956 die Einführung des Gymnastik-Abzeichens für Turnerinnen, aus dem später das „Deutsche Gymnastik-Abzeichen“ wurde.

Loges-Schulen bestanden in der Bundesrepublik in Bad Harzburg, Wilhelmshaven, Oldenburg und Nürnberg (Stand: 1987).[1]

Werke

1921: Volkstümliche Übungen – Leichtathletik
1921: Turner-Kalender, herausgegeben durch Zss. Turnen u. Tanz (von 1927-34)
1937: Frauenturnen – Vorbereitende Gymnastik
1949-1954: Sporterziehung und Bewegungsbildung
1958: Volkstümliche Gymnastik

Auszeichnungen und Ehrungen

Karl Loges erhielt unter anderem folgende Auszeichnungen:[1]
1923: Ehrenzeichen des Niederländischen Gymnastik-Verbandes
1930: Bronzene Medaille des Internationalen Olympischen Komitees
1957: Ehrenbrief des Deutschen Turner-Bundes
1989: Posthum ehrte die Stadt Hannover ihren Sohn mit der Benennung der neu angelegten Carl-Loges-Straße

Literatur

  • Helmut Loges: Loges, Karl. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 15, Duncker & Humblot, Berlin 1987, S. 118 f. (Onlinefassung).
  • Helmut Loges: Carl Loges and Reform in Turnen, in: Movement Education, its Evolution and a Modern Approach, 1969, S. 59 f.
  • Helmut Loges: Geschichte der modernen Gymnastik, 1977;
  • Helmut Loges: Form und Freiheit der Bewegung, Carl Loges 1887-1987, 1986
  • Deutsche Biographische Enzyklopädie, Band 6, S. 460
  • Niedersächsische Lebensbilder, 9 Bände, Hildesheim, Leipzig 1939 – 1976, hier: Bd. 9 (1976), S. 237ff.
  • Niedersächsisches Institut für Sportgeschichte, Hoya e.V., Wissenschaftlicher Beirat (Hrsg.): Sport in Hannover von der Stadtgründung bis heute, Hoya 1991, S. 136–140
  • Kurt Hoffmeister: Wegbereiter - Macher - Sieger des niedersächsischen Sports. 160 Kurzportraits, Braunschweig 1998
  • Dirk Böttcher: Loges, Carl (Karl) Bernhard, in: Stadtlexikon Hannover, S. 415

weitere Forschungen

Seit Dezember 2008 hatte das Bundesarchiv im Rahmen einer Kooperation mit der Wikimedia Foundation rund 80.000 Bild-Digitalisate für Wikimedia Commons zur Verfügung gestellt, darunter auch Fotos hinsichtlich Karl Bernhard Loges und seiner Loges-Schule für Bewegungskunst. Als erste Ergebnisse dieser Zusammenarbeit stellte sich heraus, dass sich durch eine anfangs wohl versehentlich falsche Schreibweise der Name „Logis“ in den Dateien und ihren Texten durchgesetzt hatte.

Ein gründlicher Vergleich der bisherigen Fotos stellt auch die angegebenen Monats- und Jahresangaben in Frage: Die Bilder des/der unbekannten Fotografen sind offenbar in einem anderen zeitlichen Zusammenhang entstanden, als die bisher angegebenen Daten zulassen würden. Hier ist weitere Forschung vonnöten. Hilfreich wären auch weitere Hinweise seitens der Nachkommen Loges's, der bisher unidentifierten Frauen auf den Fotos sowie eventuell weitere Dokumente der angegebenen Sportvereine und -ereignisse.

Weblinks

 Commons: Karl Bernhard Loges – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
 Commons: Loges-Schule für Bewegungskunst – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g h i j Helmut Loges: Loges, Karl in, Neue Deutsche Biographie (s. Literatur)
  2. Das Stadtlexikon Hannover hingegen erwähnt Loges als Zehnkämpfer

Wikimedia Foundation.

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