- Chodynkafeld
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Das Chodynkafeld (russisch Ходынское поле, Khodynskoye pole) ist eine historische Ortslage nordwestlich des Moskauer Stadtzentrums und unmittelbar südlich der Ausfallstraße „Leningrader Prospekt“. Das heute teilweise bebaute Areal diente in seiner Geschichte unter anderem als militärisches Gelände, aber auch als Moskaus erster Passagierflughafen.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Unter seinem bis heute bekannten Namen, der wiederum an das hier einst verlaufende und heute größtenteils unterirdisch geleitete Flüsschen Chodynka angelehnt ist, wurde das Chodynkafeld 1389 in einer Urkunde des Moskauer Großfürsten Dmitri Donskoi erwähnt. Dort hieß das Feld Chodynka-Wiese. Zur damaligen Zeit und noch bis ins 18. Jahrhundert wurde das Feld vorwiegend landwirtschaftlich genutzt, bis Mitte des 19. Jahrhunderts lag es außerhalb der Moskauer Stadtgrenzen. Im Juli 1609 – mitten in der sogenannten Zeit der Wirren – war das Chodynkafeld Schauplatz der Kämpfe zwischen den Truppen des Zaren Wassili IV. (Schuiski) und des Hochstaplers Pseudodimitri II..
Nachdem das Feld nicht mehr als landwirtschaftliche Fläche genutzt wurde, wurden dort unter anderem Truppenübungsplätze, Kasernen und Militärlager eingerichtet. Zudem veranstaltete man dort gelegentlich größere Ausstellungen und Volksfeste. Zu den bekanntesten solchen Ereignissen auf dem Chodynkafeld zählt die 1775 stattgefundene Feierlichkeit anlässlich des Friedens von Küçük Kaynarca, der dem Russisch-Türkischen Krieg von 1768–1774 ein Ende gesetzt hatte. An diesem Volksfest nahmen damals rund 60.000 Menschen teil. Im Mai 1896 war das Chodynkafeld Schauplatz eines mit mehreren Hunderttausend Besuchern besonders großen Volksfestes anlässlich der Krönung des letzten russischen Zaren Nikolaus' II.. Dieses Volksfest endete in einer Katastrophe, der sogenannten Chodynka-Tragödie: Bei einer Massenpanik, die sich während der Ausgabe der Geschenke ereignete, kamen 1389 Personen ums Leben.
Ab Anfang des 20. Jahrhunderts wurde das Feld zunehmend auch von einheimischen Flugpionieren und Testpiloten (darunter Pjotr Nesterow, später auch Waleri Tschkalow) als Versuchsgelände genutzt. 1910 wurde auf einem großen Teil des Feldes der erste Moskauer Flugplatz gegründet, der bis zum Jahr 1922 zu einem Passagierflughafen gestaltet wurde und seitdem sowohl innerrussische als auch internationale Flüge (wie beispielsweise Moskau–Königsberg–Berlin) abfertigte. Alexander Sergejewitsch Jakowlew arbeitete hier. Bis zum Bau des Flughafens Bykowo im Moskauer Umland im Jahr 1933 war der Flughafen auf dem Chodynkafeld der einzige in Moskau. Er gab der nördlich und entlang des Leningrader Prospektes gelegenen Wohngegend ebenso wie der 1938 eröffneten nahegelegenen Metrostation den Namen Aeroport (wörtlich „Flughafen“).
Mit der Inbetriebnahme mehrerer neuer Verkehrsflughäfen im Großraum Moskau – darunter des Flughafens Wnukowo im Jahr 1941 – ließ die Bedeutung des Chodynka-Flugplatzes für den Passagierverkehr nach. Er wurde zunehmend als Zubringer-Flugplatz genutzt: Passagiere anderer Flughäfen konnten dort einchecken und wurden anfangs per Hubschrauber, später mit Omnibussen zu ihrer jeweiligen Maschine transportiert. Das Passagierterminal (bekannt als Aerowoksal, wörtlich also „Aerobahnhof“) im Norden des Chodynkafeldes diente noch bis in die 1990er-Jahre als Busstation.
In der Nachkriegszeit wurde die Nutzung des Chodynkafeldes als ziviler Flughafen aufgegeben. Die vorhandene Start- und Landebahn wurde vom sowjetischen Militär übernommen und diente seither als Militärflugplatz, der den Namen des Revolutionärs Michail Frunse erhielt. In der näheren Umgebung des Flugplatzes siedelten sich mehrere bekannte Experimental-Konstruktionsbüros für Luftfahrttechnik an (u. a. Suchoi, Iljuschin, Jakowlew). Neben militärischen Flugzeugen und Hubschraubern starteten auf dem Chodynkafeld auch Testflüge von Passagierflugzeugen.
Heutige Nutzung
2003 wurde der Frunse-Militärflugplatz stillgelegt, Teile des Flugplatzgeländes wurden inzwischen mit neuen Wohnblocks und anderen Objekten wie der 2006 eröffneten Multifunktionshalle „Megasport-Arena“ bebaut. Am südlichen Rand des Geländes liegt das Hauptquartier des militärischen Geheimdienstes GRU.
Aktuell ist das ehemalige Rollfeld erhalten geblieben, das heute als Übungsstrecke für Auto- und Motorradfahrer genutzt wird, ferner liegen größere Ackerflächen rund um das Rollfeld bis heute noch brach. Geplant ist die Errichtung weiterer Wohnviertel auf dem ehemaligen Flugplatz. Ferner soll dort ein Luftfahrtmuseum entstehen, das vor allem historische Technik beherbergen soll. Einige der möglichen künftigen Exponate – insgesamt etwa 70 sowjetische Kampfmaschinen und -hubschrauber – stehen bereits heute entlang des ehemaligen Rollfeldes und sind derzeit faktisch dem Verfall preisgegeben.[1]
Im Vorfeld der Militärparaden zum Tag des Sieges, die jedes Jahr am 9. Mai auf dem Roten Platz stattfinden, dient der ehemalige Flugplatz als Sammelplatz für die dabei verwendete Militärtechnik.[2] Am Tag der Parade sowie während der Proben wird die Technik dann vom Chodynkafeld zum nahe verlaufenden Leningrader Prospekt und von dort via Twerskaja-Straße ins Stadtzentrum transportiert.
Einzelnachweise
- ↑ Abschied von Chodynka, 9. Dezember 2007
- ↑ Военная техника приехала на Ходынское поле; RIA Novosti, 27. April 2010
Weblinks
Commons: Chodynkafeld – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien- Geschichte des Chodynkafeldes (russisch)
- Kurzbeschreibung auf moscow.gramota.ru (russisch)
55.78869444444437.529833333333Koordinaten: 55° 47′ 19″ N, 37° 31′ 47″ OKategorien:- Geographie (Moskau)
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