Christoph Flügge

Christoph Flügge

Christoph Flügge (* 14. Juli 1947) ist ein deutscher Jurist. Von Juni 2001 bis Februar 2007 war er Staatssekretär der Senatsverwaltung für Justiz in Berlin. Seit dem 18. November 2008 ist er permanenter Richter am Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Von 1967 bis 1973 studierte er Rechtswissenschaften an der Freien Universität Berlin und der Rheinischen Friedrich-Wilhelms-Universität Bonn. Das erste juristische Staatsexamen legte er 1973 ab, das zweite 1976. Parallel zu seinem Studium arbeitete er von 1969 bis 1971 für einen sozialdemokratischen Bundestagsabgeordneten. Von 1973 bis 1976 war er Rechtsreferendar in Berlin.

1976 wurde Flügge Persönlicher Referent des Innensenators Kurt Neubauer (SPD). Nach Neubauers Rücktritt vom Senatorenamt wechselte er im Januar 1977 zur Berliner Staatsanwaltschaft. Ab 1978 arbeitete er in der Berliner Senatsjustizverwaltung, wurde dort Referatsleiter in der Abteilung Justizvollzug.

1983 wurde er Strafrichter, zunächst an einer großen Strafkammer des Landgerichts Berlin, dann als Vorsitzender eines Schöffengerichts am Amtsgericht Tiergarten Berlin. 2001 berief ihn Justizsenator Wolfgang Wieland (Grüne) zum Staatssekretär der Senatsjustizverwaltung. Wieland schätzte ihn als „feste Größe für eine liberale, aber realistische Justizpolitik“.[1] Im Februar 2007 wurde er von Justizsenatorin Gisela von der Aue (SPD) wegen politischer Differenzen wegen angeblich in der Justizvollzugsanstalt Moabit unterschlagener Arzneimittel aus dem Amt entlassen.[1] Auf Vorschlag des Bundesjustizministeriums ernannte der Generalsekretär der Vereinten Nationen, Ban Ki-Moon, Flügge 2008 zum permanenten Richter am Internationalen Strafgerichtshof für das ehemalige Jugoslawien in Den Haag. Er trat dort die Nachfolge Wolfgang Schomburgs an, der wegen der psychischen Belastung in der Folge der Zeugenaussagen sich außerstande sah sein Amt weiterzuführen.[1]

Im Strafprozess gegen den früheren Polizeichef und stellvertretenden Innenminister Serbiens, Vlastimir Đorđević, war Flügge Mitglied des Richtergremiums. Seit Dezember 2009 ist er Vorsitzender der Strafkammer im Verfahren gegen den bosnisch-serbischen General Zdvrako Tolimir. Am 27. Mai 2011 wurde er zum Mitglied eines dreiköpfigen Richtergremiums der Ersten Strafkammer bestimmt, das den Prozess gegen den serbischen Ex-General Ratko Mladić entscheidet. Mit ihm gemeinsam werden der Niederländer Alphonsus Orie als Vorsitzender und der Südafrikaner Bakone Justice Moloto das Verfahren führen.[2] Auf Beschluss des Richtergremiums leitet der Niederländer die Sitzungen.[3] Vertreter der Opfer des Massakers von Srebrenica forderten seine Abberufung aus der Kammer, da er sich in einem Interview gegen die Wertung als Völkermord ausgesprochen habe.[4]

Flügge ist verheiratet.

Werke

  • DDR-Strafvollzug. Recht statt Drill. In: Neue Kriminalpolitik, 1990
  • Alter Geist - neue Probleme. Strafvollzug nach der Wiedervereinigung. In: Neue Kriminalpolitik, 1991
  • Assessment of the Ukrainian Prison System (Lakes/Fliigge/Philip/Nestorovic-Report), Council of Europe, Strasbourg 1997 (UKR V.B. 4 [97]1)
  • ... und sie bewegt sich doch. Debatte um die Todesstrafe in der Ukraine. In: ai-Journal 6/1997
  • Berlin zeigt Mut zur Reform. In: Neue Kriminalpolitik, 1/1998
  • Untersuchungshaftanstalten des MfS. In: Strafvollzug in den neuen Bundesländern. Kriminologische Zentralstelle, Wiesbaden 1999
  • Reassessment of the Needs of the Ukrainian Prison System. Council of Europe, Strasbourg 2004 (SG/Ukraine [2003] 1REV)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Reinhard Müller, Wachwechsel in Den Haag, Frankfurter Allgemeine Zeitung Online
  2. T. Roser/J. Fahrun, Ein Deutscher urteilt über Mladic, Die Welt Online vom 30. Mai 2011
  3. Ratko Mladic vor dem UN-Tribunal: „Habe keine Muslime umgebracht“, Frankfurter Allgemeine Zeitung Online vom 3. Juni 2011.
  4. Srebrenica-Opfer fordern Rückzug, N-TV vom 30. Mai 2011.

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