Canisius Kolleg

Canisius Kolleg
Canisius-Kolleg Berlin
Canisius kolleg berlin gymnasium.png
Das Wappen des Canisius-Kollegs
Schultyp Gymnasium
Gründung 1925
Ort Berlin-Tiergarten
Bundesland Berlin
Staat Deutschland
Koordinaten 52° 30′ 32,9″ N, 13° 21′ 16,8″ O52.50913888888913.3546666666677Koordinaten: 52° 30′ 32,9″ N, 13° 21′ 16,8″ O
Träger Jesuitenorden
Schüler 848[1]
Lehrer 67[1]
Rektor Pater Klaus Mertes SJ[1]
Leitung Gabriele Hüdepohl
Website www.canisius-kolleg.de
Der Altbau des Canisius-Kollegs

Das Canisius-Kolleg Berlin (kurz: CK) ist ein staatlich anerkanntes, privates katholisches Gymnasium in Berlin-Tiergarten unter der Trägerschaft des Jesuitenordens. Namensgeber ist der heilige Petrus Canisius, ein Jesuit aus dem 16. Jahrhundert.

Gegründet wurde die Schule 1925. 1940 wurde sie von den Nationalsozialisten geschlossen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde sie am 1. Juni 1945 wiedereröffnet.

Inhaltsverzeichnis

Jesuiten-Kolleg

Das Canisius-Kolleg Berlin ist eines von drei Jesuiten-Kollegien in Deutschland. Anders als dem Kolleg St. Blasien und dem Aloisiuskolleg ist ihm jedoch kein Internat angeschlossen. Stattdessen bietet die Schule zur Betreuung ein Tagesinternat, sowie Jugendaktivitäten in dem Jugendverband Gemeinschaft Christlichen Lebens (J-GCL) an.

Umgebung

Die Schule befindet sich in der Nähe des Potsdamer Platzes im so genannten „Diplomatenviertel“, wo zahlreiche Botschaften, darunter Italien, Japan und Saudi-Arabien, ihren Sitz haben.

Gleichzeitig ist die direkte Umgebung der Schule durch den Großen Tiergarten, Berlins größten Park, geprägt.

Profil der Schule

Das Canisius-Kolleg sieht sich als Jesuiten-Gymnasium in der Tradition von Ignatius von Loyola, dem Gründer des Jesuitenordens. Es bietet in diesem Kontext Reflektionsfahrten –- sogenannte „Oasen“, das Sozialpraktikum, Auslandsaufenthalte und Jugendarbeit in der GCL an.

Schule

Canisius-Kolleg Oberstufen-Bibliothek

Das Canisius-Kolleg gehört neben dem Französischem Gymnasium und dem Grauen Kloster mit mehreren hundert Bewerbungen jährlich zu den gefragtesten Gymnasien in Berlin[2]. Pro Klasse gibt es circa 30 Schüler, im Wechsel gibt es drei- und vierzügige Klassen-Jahrgänge. Die Gymnasialzeit beträgt acht Jahre. Derzeit laufen noch bis 2010 die Jahrgänge mit neun Gymnasialjahren parallel. Die Mehrheit der Schüler ist römisch-katholisch getauft, ca. 20% sind evangelisch[3].

Das Canisius-Kolleg erhebt ein Schulgeld von 65 Euro pro Monat (780 Euro pro Jahr). Für finanziell schwächer gestellte Familien wird die Finanzierung des Schulgeldes bzw. der Klassenfahrtkosten durch die Schule übernommen. Der Verein „Canisius Kolleg Freunde und Förderer e.V.“ und die „Stiftung Canisius-Kolleg“ unterstützen das Kolleg finanziell.


Unterricht und extracurriculares Angebot

Religion ist Pflichtfach bis zum Abitur. Es kann auch als Leistungskurs im Abitur gewählt werden.

Die Schüler lernen ab der fünften Klasse Latein und Englisch,sowie ab der achten Klasse Altgriechisch oder Französisch. Ab der neunten Klasse kann fakultativ Japanisch als weiteres Fach (bis zum Abitur, jedoch nicht als Leistungskurs) gewählt werden.

Darüber hinaus stehen in freiwilligen Arbeitsgemeinschaften weitere Fremdsprachenangebote zur Verfügung.

Die Schüler können an sportlichen und künstlerisch-musischen Arbeitsgemeinschaften teilnehmen, etwa Fotografie, literarisches Schreiben oder Theater.

Klassenfahrten und Reflexionsfahrten/Oasen

Klassenfahrten finden in der Regel einmal in der Unterstufe (Klasse 5-7), in der Mittelstufe (8-10) und in der Oberstufe (11-13) statt. In der Mittelstufe wird anstatt der Klassenfahrt häufig ein Schüleraustausch durchgeführt.

In der siebten, der neunten und zwölften bzw. noch dreizehnten Jahrgangsstufe können die Schüler einer Klasse freiwillig gemeinsam mit einer Lehrerin und einem Lehrer sowie begleitenden Schülern aus der Oberstufe Reflexions- und Besinnungstage verbringen.

Auslandsaufenthalte

Während der elften Klasse wird den Schülern die Möglichkeit gegeben, mehrmonatige Auslandsaufenthalte wahrzunehmen, oder an Austauschprogrammen teilzunehmen. Abhängig von den vorher erbrachten schulischen Leistungen wird abschließend entschieden, ob das Schuljahr zu wiederholen ist.

Sozialpraktikum

Am Canisius-Kolleg ist seit 15 Jahren ein vierwöchiges Sozialpraktikum in der elften Jahrgangsstufe verbindlich. Sozialpraktika finden meistens in Einrichtungen mit Behinderten, Obdachlosen oder Sterbenden (Hospiz) statt.

Aufnahmeverfahren

Für die rund 90 freien Plätze werden am Canisius-Kolleg Aufnahmeprüfungen durchgeführt. Sie bestehen aus einer schriftlichen Prüfung (Aufsatz, Diktat, Mathematik) und einem mündlichen Gespräch.

Geschichte des Canisius-Kollegs

1925 erhielt der Jesuitenorden, der im Deutschen Reich von 1872 bis 1917 verboten war, auf Anregung von Weihbischof Josef Deitmer und durch die Initiative von Bernhard Lichtenberg die Genehmigung „zur Errichtung einer privaten katholischen höheren Lehranstalt für die männliche Jugend“. Allerdings untersagte das Kultusministerium der Schule, den Namen Canisius-Kolleg zu führen. So erhielt das Kolleg offiziell des Namen des damaligen Standortes: Gymnasium am Lietzensee.

Anfang der 1930er Jahre hatte die Schule über 500 Schüler und war damit die zweitgrößte Jungenschule in Deutschland. 1936 verfügte die nationalsozialistische Regierung schrittweise die Schließung der Schule, die im März 1940 endgültig vollzogen wurde. Während des Krieges wurde das alte Schulgebäude vollständig zerstört.

Am 1. Juni 1945 erhielt die Schule bei ihrer Wiedergründung offiziell den Namen Canisius-Kolleg Berlin. Der Unterricht wurde zunächst an verschiedenen Orten in der Stadt erteilt. Nachdem das 1947 erworbene Gebäude auch mit Hilfe der Schüler wiederhergestellt worden war, wurde sie Schule im neuen Haus im gleichen Jahr mit 500 Schülern in zwölf Klassen eröffnet. Bis 1974 war das Canisius-Kolleg ein reines Jungen-Gymnasium. Heute steht die Schule Jungen und Mädchen offen.

Das Grundstück

Seit dem 16. Jahrhundert war der Tiergarten ein umzäuntes, kurfürstliches Jagdgebiet, dessen südliches Ende an der heutigen Tiergartenstraße verlief. Das Gebiet südlich des Tiergartens blieb zunächst unbebaut. Am Ende des 18. Jahrhunderts begannen hier vermögende Berliner Bürger Sommer- und Landhäuser zu bauen. 1799 ließ sich der geheime königliche Rat Mölter auf dem Grundstück Tiergartenstraße 31 ein Landhaus bauen, dessen Architekt Friedrich Gilly war; das benachbarte Grundstück Nr. 30 blieb unbebaut. Im Laufe der Zeit veränderte sich der Bereich südlich des Tiergartens in ein Villenviertel. So ließ 1863 der Bankier David Hansemann von dem Architekten Friedrich Hitzig auf beiden Grundstücken eine Doppelvilla errichten, die auch seinen Repräsentationswünschen genügte.

Das Haus blieb erhalten bis zu seinem Abbruch im Jahr 1936. In der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wandelte sich die Tiergartenstraße in ein Diplomatenviertel. Nicht realisiert wurde der Plan, auf dem Grundstück das Hindenburghaus mit vier Geschossen als Interessenvertretung der Ostmärkischen Verbände zu errichten. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Tiergartenstraße zunächst eine Ruinen-, dann weitgehend eine Brachlandschaft - ein Zustand, der sich erst nach dem Fall der Mauer langsam änderte.

Das Gebäude der Firma Krupp

Die Firma Krupp erwarb das Grundstück Tiergartenstraße 30/31 im Jahre 1936. Sie errichtete hier ihre Berliner Firmenvertretung, nachdem sie wegen der nach 1933 einsetzenden Hauptstadtplanungen ihre bisherigen Räumlichkeiten in Berlin-Mitte aufgeben musste. Das neue Haus war mehr als ein Verwaltungsgebäude - es sollte den Industriekonzern repräsentieren und Räume für die Inhaberfamilie und Gästewohnungen für leitende Mitarbeiter aufnehmen. Architekten des 1937 fertiggestellten Gebäudes waren Paul Mebes und Paul Emmerich. Auch die Ausstattung des Hauses war repräsentativ angelegt. Die aus dem bei Krupp entwickelten Nirosta hergestellte Haupteingangstür wurde auf der Weltausstellung in Paris 1937 mit einem Preis ausgezeichnet. Sie ist heute in der Villa Hügel in Essen zu sehen. Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg leicht beschädigt, blieb aber in seiner ursprünglichen Gestalt und in vielen Ausstattungsdetails bis heute erhalten. 1947 gab die Firma Krupp ihre Repräsentanz in Berlin auf und verkaufte das Haus an den Jesuitenorden. In den Jahren 1999/2000 wurden die Fassade und der Eingangsbereich des Gebäudes mit Mitteln der Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung restauriert.

Der Erweiterungsbau aus den 1970er Jahren wurde vom Architekten Klaus Rüdiger Pankrath entworfen. Die Aus- und Umbauten in den Jahren 1999/2000 fanden unter der Leitung von Günter Ecker mit dem Architekten Rolf Rave statt. Das Gebäude steht unter Denkmalschutz.

Das Gästehaus auf dem Gelände des Canisius-Kollegs in Berlin trägt den Namen des 1944 wegen Hoch- und Landesverrats zum Tod durch den Strang verurteilten Jesuiten Alfred Delp (1907–1945).

Die GCL am Canisius-Kolleg

Das Canisius-Kolleg umfasst – gemäß jesuitischer Tradition – neben dem grundständigen Gymnasium, die Jugendverbände der Gemeinschaft Christlichen Lebens (J-GCL) als außerschulische verbandliche Kinder- und Jugendarbeit. Sie stellt neben der Schule, unter dem Dach des Kollegs, eine eigenständige Institution dar. Schule und die Gemeinschaft Christlichen Lebens bilden somit das Werk Canisius-Kolleg SJ.

Die Jugendarbeit am Jesuitenkolleg möchte nach dem Prinzip „Jugend leitet Jugend“ einen Rahmen zur zweckfreien Begegnung Kinder und Jugendlicher bieten. Dabei soll nach dem Schulprofil Raum zur Einübung von Verantwortung, Selbstorganisation und Demokratie und zur Erfahrung des Religiösen gegeben werden – was zur Förderung sozial–emotionaler Kompetenzen führen kann. Im Wesentlichen geht es darum, einen Beitrag zur Entwicklung einer freien Persönlichkeit zu leisten, die sich ihres Verstandes frei bedienen kann, sowie unterscheidungs- und entscheidungsfähig ist.

Von den Schülern sind mehr als 465 Mitglieder des Jugendbereiches (Stand März 2008).

Die Gemeinschaft Christlichen Lebens hat als so genannte „Congregatio Mariana“ ihren Ursprung am römischen Kolleg im Jahr 1563. Die Geschichte am Canisius-Kolleg reicht bis in das Jahr 1947 zurück. Im Rahmen der Neugründung des Jesuitenkollegs nach der Zwangsschließung wurde die Gemeinschaft Christlichen Lebens in Berlin gegründet.

Förderverein

Wappen des Vereins der Freunde
Logo bis 2000

Seit 1948 gibt es den Verein „Canisius Kolleg Freunde und Förderer e.V.“ (früher:„Verein der Freunde des Canisius-Kollegs“), der 2008 rund 500 Mitglieder hat[4]. Der jährlich stattfindende „CK-Ball“ wird unter anderem vollständig vom Verein der Freunde finanziert. Gleichzeitig bemüht sich der Verein auch mit ehemaligen Schülern als „Berater und Beziehungspfleger“ aufzutreten[5].

Personen

Rektoren

Gymnasium am Lietzensee

  • 1928–1936: Pater Theo Hoffmann SJ (erster Rektor des Canisius-Kollegs)
  • 1936–1940: Pater Lambert Claßen SJ (bis zur Schließung durch die Nationalsozialisten)

Canisius-Kolleg

  • 1947–1954: Pater Paul Maniecki SJ
  • 1954–1960: Pater Johannes Baptist Schoemann SJ
  • 1960–1966: Pater Johannes Maniera SJ
  • 1966–1968: Pater Georg Karp SJ
  • 1968–1975: Pater Heinz Wanke SJ
  • 1975–1977: Pater Norbert Baumert SJ (als Vize-Rektor)
  • 1977–1981: Pater Rolf-Dietrich Pfahl SJ
  • 1981–1989: Pater Karl-Heinz Fischer SJ (erstes Mal)
  • 1989–1994: Pater Hans-Georg Lachmund SJ
  • 1994–1996: Pater Karl-Heinz Fischer SJ (zweites Mal)
  • 1996–2000: Pater Hermann Breulmann SJ
  • Seit 1. September 2000: Pater Klaus Mertes SJ

Direktoren

Gymnasium am Lietzensee

  • 1925–1940: Pater Georg Hahn SJ
  • 1936–1940: Pater Heinrich Klein SJ (Vertreter)

Canisius-Kolleg

  • 1945–1963: Pater Heinrich Klein SJ
  • 1963–1985: Pater Johannes Zawacki SJ
  • 1985–1993: Pater Robert Gelberg SJ
  • 1993–1997: Pater Heinrich Köster SJ
  • 1997–2006: Georg Ehrmann, erster Nichtjesuit als Schulleiter
  • 2006–2007: Margarete Sartorius (kommissarisch)
  • Seit 1. Februar 2007: Gabriele Hüdepohl

Herausragende Lehrer

Ehemalige Schüler

Siehe: Liste ehemaliger Schüler des Gymnasiums Canisius-Kolleg Berlin

Literatur

  • Pater Klaus Mertes SJ: „Der Jesuitenorden heute“ - 1990 - ISBN 978-3-7867-1513-9
  • Rita Haub: „Petrus Canisius. Botschafter Europas.“ - 2004 - ISBN 978-3-7867-8513-2
  • Pater Klaus Mertes SJ: „Verantwortung lernen. Schule im Geist der Exerzitien“ - 2004 - ISBN 978-3-429-02537-3
  • José M. Barroso, Martin Germer, Angela Merkel und Pater Klaus Mertes SJ: „Zukunft gemeinsam gestalten: Christliche Demokraten für Europa“ - 2007 - ISBN 978-3-939826-48-4

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c Canisius-Kolleg.de - Willkommen beim Canisius-Kolleg Berlin - September 2007
  2. Die Zeit: „Schulkampf in Berlin“ - Jan-Martin Wiarda - 10. März 2005
  3. Canisius-Kolleg.de - Schulprofil
  4. Verein der Freunde - Grusswort des Vorsitzenden
  5. Verein der Freunde - Geschichte

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