- Corps Helvetia Zürich
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Das Corps Helvetia Zürich war ein Corps (Studentenverbindung) im Weinheimer Senioren-Convent (WSC). Es pflegte das akademische Fechten, war farbentragend und vereinte Studenten und ehemalige Studenten der ETH Zürich in aufrichtiger Freundschaft auf Lebenszeit. Gemäss seinem Toleranzprinzip übte es keine Beeinflussung seiner Angehörigen in politischer, religiöser, weltanschaulicher, sozialer oder wissenschaftlicher Richtung aus. Die Corpsangehörigen wurden "Helveten" genannt. Zur Unterscheidung von Corps an der Universität Zürich mit dem gleichen Namen war auch die Bezeichnung Schwarz-Helvetia im Hinblick auf die ursprüngliche Mützenfarbe üblich.
Inhaltsverzeichnis
Couleur
Die Angehörigen der Helvetia trugen ein Band mit den Farben "Schwarz-weiss-rot" und silberner Perkussion sowie eine schwarze Mütze, ab dem Wintersemester 1864/65 eine weisse Mütze. Füchse trugen ein silbern eingefasstes Band mit den Farben "Weiss-rot".
Der Wahlspruch lautete "Amico pectus, hosti frontem!".
Geschichte
Nachdem ein Senioren-Convent, gegründet im Februar 1861 vom Corps Rhenania Zürich und der Landmannschaft Teutonia Zürich, dem späteren Corps Frisia Karlsruhe, beides Korporationen an der ETH Zürich, sowie dem Universitätscorps Tigurinia, bereits im Juli 1861 aufgrund von Misshelligkeiten wieder aufgelöst worden war, gründeten sechs Corpsburschen des Corps Rhenania am 29. November 1861 das Corps Helvetia. Beide Corps gründeten den Züricher Senioren-Convent an der Eidgenössischen polytechnischen Schule. Nach längeren Verhandlungen traten Rhenania und Helvetia mit Tigurinia zu einem gemeinsamen SC zusammen.
Helvetia gehörte am 7. April 1863 in Frankfurt am Main zu den zehn Gründungscorps des "Allgemeinen Senioren-Convents" (ASC), des späteren Weinheimer Senioren-Convents.
Im Gegensatz zu der kantonalen Universität, an der sich Korporationen nach deutschem Vorbild frei entfalten konnten, wurden die Corps und Landsmannschaften am eidgenössischen Polytechnikum von der Hochschulverwaltung verfolgt. Streitigkeiten zwischen der Studentenschaft und dem Direktor führten im Juli 1864 zum Auszug der Studenten des Polytechnikums nach Rapperswil, dem sich auch Tigurinia angeschlossen hatte. In der Folge kam es zu massenhaften Ausweisungen von Studenten und völliger Unterdrückung der Korporationen. Helvetia musste daher wie Rhenania im März 1865 suspendieren.
Im Gegensatz zu Rhenania, die 1871 in Aachen rekonstituierte und seit 1892 in Braunschweig ansässig ist, wurde Helvetia nicht mehr wiedereröffnet. Obwohl das Corps Helvetia nur drei Jahre und vier Monate als aktives Corps bestanden hat, nimmt es durch die Gründung des Züricher Senioren-Convents, des Weinheimer Senioren-Convents und der Teilnahme am Auszug der Studenten des Polytechnikums Zürich nach Rapperswil eine besondere Stellung in der Geschichte des Corpsstudententums und des Weinheimer Senioren-Convents ein.
Siehe auch: Corps Helvetia Zürich (Grün-Helvetia) im KSCVBedeutende Mitglieder
- Arnold Bachofen (1840-1894), Basler Architekt, Schweizer Oberstleutnant, Stifter des Corps Helvetia Zürich
- Wilhelm Bachofen (1841-1922), Basler Bauunternehmer und Grossrat, Stifter des Corps Helvetia Zürich
- Hermann Dingler (1846-1935), Botaniker, Professor an der Forstakademie Aschaffenburg
- Eugen Fahrländer (1844-1917), Oberstkorpskommandant der Schweizer Armee
- Hermann Freuler (1841-1903), Schweizer Politiker, Mitglied des Schweizer Ständerates
- Rudolf Gallati (1845-1904), Schweizer Politiker, Präsident des Schweizer Nationalrates
- Jules Folly (1846-1906), Schweizer Ingenieur und Oberst, Leiter der Abteilung für Festungsbau im Bundesamt für Genie
- Fritz Lotz (1842-1894), Schweizer Architekt und Genie-Oberstleutnant, Kommandant der baselstädtischen Feuerwehr und Basler Grossrat, Stifter des Corps Helvetia Zürich
- Arnold Ringier (1845-1923), Schweizer Politiker, Forstwart und Offizier, Regierungsrat des Kantons Aargau
- Hieronimus Seeli (1838-1912), erster Glarner Kantonsoberförster, Stifter des Corps Helvetia Zürich
- Jakob Johann von Weyrauch (1845-1917), Mathematiker, Professor und Rektor der Technischen Hochschule Stuttgart
Literatur
- Hans Schüler: Weinheimer S.C.-Chronik, Darmstadt 1927
- Paulgerhard Gladen: Geschichte der studentischen Korporationsverbände, Band 1, S. 49-51, Würzburg 1981
- Samuel Mühlberg: Das Corps Helvetia Zürich (sog. Schwarz-Helvetia), Mitgründer des WSC. In: Einst und Jetzt. Jahrbuch des Vereins für corpsstudentische Geschichtsforschung e.V. 50 (2005), S. 471-493.
Siehe auch
Kategorien:- Erloschene Weinheimer Corps
- Studentenverbindung (Zürich)
- ETH Zürich
- Schweizer Studentengeschichte
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