Deutsch-israelische Beziehungen

Deutsch-israelische Beziehungen

Deutsch-israelische Beziehungen beziehen sich auf eine besonderen Freundschaft zwischen Israel und Deutschland, die auf einer gemeinsamen Glaubensstruktur und Wertegemeinschaft basiert sowie einer ähnlichen Sichtweise von Ereignisse in der Geschichte.[1] Zu den bedeutendsten Faktoren der Beziehung, zählt der Genozid durch Nazi-Deutschland an europäischen Juden während des Holocaust.[2]

Inhaltsverzeichnis

Reparationsvereinbarung

In den frühen 1950er Jahren begannen die Verhandlungen zwischen dem israelischen Ministerpräsidenten David ben Gurion, dem Vorsitzenden der Jewish Claims Conference Nahum Goldmann und dem Kanzler von West-Deutschland Konrad Adenauer. Wegen der Sensibilität der Entscheidung, eine Reparationszahlung der BRD anzunehmen, wurde diese Frage im israelischen Knesset debattiert. 1952 wurde die Reparationsvereinbarung unterschrieben. Bis 2007 zahlte Deutschland 25 Milliarden Euro Reparationen an den israelischen Staat und einzelne israelischen Holocaustüberlebende.[3]

Diplomatie und Politik

1950 wurde Hermann Maas als erster Deutscher offiziell nach Israel eingeladen.[4] Nach 15 Jahren bauten West-Deutschland und Israel dann 1965 diplomatische Beziehungen auf. Seit dieser Zeit finden regelmäßig Staatsbesuche beider Länder statt. Bei seinem ersten offiziellen Staatsbesuch außerhalb Europas, besuchte der deutsche Präsident Roman Herzog Israel 1994. Der israelische Ministerpräsident Ehud Barak war der erste ausländische Regierungschef der 1999 eine Einladung nach Berlin bekam, nachdem die deutsche Regierung von Bonn nach Berlin umzog. Der deutsche Kanzler Gerhard Schröder besuchte Israel im Oktober 2000. Anlässlich der 2005 stattgefundenen 40 Jahrfeier zum Bestehen der diplomatischen Beziehungen,[5] besuchten sich der deutsche Präsident Horst Köhler und der israelische Präsident Moshe Katsav gegenseitig. [6][7] Die beiden Länder gründeten ein Netzwerk von Kontakten zwischen parlamentarischen, Regierungs- und Nicht-Regierungsorganisationen, auch in strategischen und sicherheitspolitischen Fragen.

Die Deutsch-Israelische Gesellschaft wurde 1961 als Freundschaftsorganisation gegründet. In der Satzung heißt es: "Aufgabe der Gesellschaft ist es, die Beziehungen zwischen Deutschland und Israel in allen Fragen des öffentlichen und kulturellen Lebens zu vertiefen. Die Gesellschaft dient der Förderung internationaler Verbundenheit, der Toleranz und der Verständigung der Völker, insbesondere im Nahen Osten."[8]

Am 30. Januar 2008 kündigte der Regierungssprecher von Angela Merkel an, dass sich das deutsche und israelische Kabinett anlässlich der Feier zum 60 jährigen Bestehen Israels, im März 2008 in Israel treffen werden. Dies war das erste Treffen zwischen dem deutschen Kabinett und einem Kabinett außerhalb Europas. Das gemeinsame Treffen soll voraussichtlich ein regelmäßig stattfindendes Ereignis werden.[9] Am 17. März 2008 vertieften Israel und Deutschland ihre Bindung durch Angela Merkels Dreitagebesuch, anlässlich der 60-Jahr-Feier. Merkel und der israelische Ministerpräsident Ehud Olmert unterzeichneten eine Reihe von Projekten, unter anderem über Bildung, Umwelt und Verteidigungsangelegenheiten.[10] Die deutsche Kanzlerin bekannte aufgrund des Holocaust "Schamgefühl" und versprach deutsche Unterstützung für den jüdischen Staat während einer Rede vor dem Knesset am 18. März 2008 aus.[11] Merkels Rede sorgte für etwas Ungereimtheiten bei einigen Mitgliedern der Knesset. Benjamin Netanyahu meinte, die Rede hätte abgebrochen werden müssen oder sie hätte die Rede auf Englisch halten sollen.

Handel

Deutschland ist Israels größter Handelspartner in Europa und Israels drittwichtigster Handelspartner nach den Vereinigten Staaten von Amerika und China. Israel importiert aus Deutschland umgerechnet 2,3 Milliarden US Dollar.[1]

Kultur, Wissenschaft und Gemeinschaftsprogramme

Die beiden Länder pflegen eine intensive wissenschaftliche Zusammenarbeit in der Wissenschaft zwischen israelischen und deutschen Universitäten, wie die Entwicklung der Minerva Gesellschaft zeigt. Während dem Besuch von Präsident Katsav unterstützte der Bundestagspräsident Wolfgang Thierse die Errichtung des deutsch-israelischen Koordinierungszentrums für Jugend ConAct, basierend auf dem Modell des Deutsch-Französischen- und Deutsch-Polnischen Jugendwerks. So soll die deutsche und israelische Jugend über die Geschichte reflektieren und die Sensibilität der Beziehung erfasst werden.[1] Es existiert eine Anzahl von Austauschprogrammen zwischen jungen Israeli und Deutschen. Über 2.000 Israeli und 4.500 Deutschen nehmen jährlich an einem Austauschprogramm des deutschen Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Kinder teil. Die deutsche Organisation Aktion Sühnezeichen Friedensdienste spielt eine wichtige Rolle, Deutsche und Israeli zusammenzuführen. Seit 1961 hat die Aktion Sühnezeichen über 2.500 Freiwillige in israelische Krankenhäusern und Sozialprogramme etabliert. Kirchen und Wirtschaftszusammenschlüsse sind aktiv an einer Ausarbeitung der Beziehungem beteiligt.

Israel legt viel Wert auf Städtepartnerschaften mit Deutschland. Haifa hat 5 Partnerschaften in Deutschland, Tel Aviv 2 und Netanya hat fünf. Über 100 israelische Städte und lokale Behörden haben Verbindungen zu Deutschland.[12]

Militärische Zusammenarbeit

Deutschland und Israel bestreiten auch eine Zusammenarbeit auf militärischer Ebene. Von 1959 bis 1967 war West-Deutschland ein bedeutender Lieferant von militärischem Equipment und Waffen nach Israel. [13] Nach 1965 als West-Deutschland aus einer Vereinbarung, Panzer nach Israel zu liefern, ausstieg, erfüllten die Vereinigten Staaten von Amerika die Bestellung und sendeten 210 M48 Patton Panzer. Deutschland belieferte Israel mit Delfin Klasse U-Booten, im Gegenzug wurde Deutschland mit in Israel entworfenden Spike Anti-Panzer Raketen ausgestattet. 2008 wurde eine geheime deutsch-israelische Zusammenarbeit aufgedeckt, bei dem ein nukleares Frühwarnsystem Entwickelt worden sei, genannt Operation Bluebird.[14]

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b c The Israel-German special relationship. Britain Israel Communications and Research Centre. Archiviert vom Original am 12. März 2007. Abgerufen am 14. Juli 2009.
  2. German Embassy. Background Papers. Germany and Israel
  3. Congressional Research Service: Germany’s Relations with Israel: Background and Implications for German Middle East Policy, Jan 19, 2007. (page CRS-2)
  4. Yad Vashem: "Hermann Maas"
  5. Israel and Germany to mark 40 years of diplomatic relations (Israel MFA) May 2005
  6. Address by Horst Köhler, President of the Federal Republic of Germany, to the Knesset (Israel MFA) 2 February 2005
  7. Israeli President Katsav: "Germany is a True Friend of Israel" (German embassy) June 2, 2005
  8. -DIG-Satzung, §2-
  9. AFP: Merkel to visit Israel marking 60th anniversary
  10. Historic agreement for Israel, Germany - CNN.com
  11. Merkel admits Germany's 'Holocaust shame'. In: CNN, March 18, 2008. Abgerufen am 11. Juni 2009.  „German Chancellor Angela Merkel told Israel of Germany's "Holocaust shame," and asserted its support for the Jewish state during an unprecedented speech to the Knesset on Tuesday.“ 
  12. Choose your family, Haaretz
  13. Williamson, Murray, Knox, MacGregor, Bernstein, Alvin H., The making of strategy: rulers, states, and war, Cambridge University Press, 1994, p.549
  14. Yaakov Lappin: Israel, Germany develop nuclear warning system. In: The Jerusalem Post, 17. November 2008. Abgerufen am 25. Januar 2009.  „Working in secret, Israel and Germany have jointly developed a nuclear missile detection system, according to the Defense News Web site.“ 

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