- Dr. von Ehrenwall’sche Klinik
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Dr. von Ehrenwall’sche Klinik Trägerschaft Marx GmbH Ort Ahrweiler Bundesland Rheinland-Pfalz Staat Deutschland Koordinaten 50° 32′ 22,6″ N, 7° 5′ 28,4″ O50.53967.091225Koordinaten: 50° 32′ 22,6″ N, 7° 5′ 28,4″ O Ärztlicher Direktor Dr. med. Christoph Smolenski Versorgungsstufe Fachkrankenhaus Betten 150 (2002) Mitarbeiter 286 (GJ 2008[1]) davon Ärzte 40 (2002) Fachgebiete Psychiatrie, Psychotherapie und Neurologie Jahresetat 11,4 Mio. € (GJ 2008[1]) Gründung 1877 Website ehrenwall.com Die Dr. von Ehrenwall'sche Klinik ist ein privates Fachkrankenhaus für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Neurologie in Bad Neuenahr-Ahrweiler. Schwerpunkt ist ein Rehabilitations-Zentrum, das auf psychosomatische Erkrankungen ausgerichtet ist. Die Klinik wurde 1877 von Carl von Ehrenwall als Dr. von Ehrenwall'sche Kuranstalt fur Gemüths- und Nervenkranke gegründet, und befindet sich in vierter Generation in Familienbesitz.
Inhaltsverzeichnis
Geschichte
Die Klinik wurde 1877 von dem damals 22-jährigen Carl von Ehrenwall gegründet, der in Ahrweiler und Neuss seine Schulzeit verbrachte und in Würzburg studierte. Ab 1880 erlangte er die alleinige wirtschaftliche und ärztliche Verantwortung für die Klinik und baute die Klinik aus, wie es in der damaligen wirtschaftlichen Situation möglich war. Carl von Ehrenwall richtete in seiner Klinik eine Kunst- und Ergotherapie ein, eine Sport- und Bewegungstherapie, sowie eine Terraintherapie aufgrund der landschaftlichen Lage. Er richtete eine eigene elektrische Versorgung ein, um elektrisch betriebene Therapiemethoden zu ermöglichen. Er richtete eine eigene Landwirtschaft ein, die die Klinik mit eigens angebauten Produkten versorgte.
Um 1880 gab es in West- und Mitteleuropa drei Arten von Nervenkliniken: geschlossene, offene und gemischte Anstalten. Viele der um diese Zeit gegründeten privaten Psychiatrieanstalten waren offene Anstalten, und wurden vorher als Wasserheilanstalten betrieben. Geschlossene Anstalten erforderten höhere Investitionen und Betriebskosten, und waren dementsprechend unter privaten Kliniken selten. Die bekanntesten und größten privaten Nervenkliniken dieser Zeit – die Dr. Erlenmeyersche Anstalt in Bendorf, die Dr. von Ehrenwall'sche Kuranstalt in Ahrweiler und die Kliniken von Heinrich Obersteiner und Wilhelm Svetlin, beide in Wien – betrieben sowohl eine offene wie eine geschlossene Abteilung.[2] Zu Beginn des 20. Jahrhunderts lag das Betreuungsverhältnis in der Ehrenwall'schen Klinik einem Arzt für etwa 15 bis 20 Patienten und bei einem Wärter für höchstens zwei Patienten. Mit diesem hohen Pflegeschlüssel war die Ehrenwall'sche Klinik unter den Nervenheilanstalten Württembergs und der angrenzenden Deutschschweiz nur mit dem ebenfalls privatem Sanatorium Bellevue vergleichbar, wo ähnlich wie in Ahrweiler die „komfortabel ausgestatteten“ Zimmer überwiegend in Einzelbelegung eingerichtet und genutzt wurden.[3]
Der Gründer und Leiter der Anstalt, Carl von Ehrenwall, starb 1935. Sein einziger Sohn Joseph war im Ersten Weltkrieg gefallen. Das Erbe fiel an seine jüngste Tochter Sophie Ehrenwall, verheiratete Marx, die das Haus zusammen mit ihrem Ehemann Emil Marx weiterführte.[4] Der promovierte Arzt Emil Marx, der bei Max Nonne in Hamburg und bei Martin Reichardt studiert hatte, war seit 1920 als Oberarzt in der Ehrenwall'schen Klinik tätig, und seit Ende der 1920er Jahre an der Leitung der Klinik beteiligt. Im Zweiten Weltkrieg (wie auch schon im Ersten) diente die Klinik als Teil-Lazarett für nervenkranke Soldaten, zuletzt mit 120 Betten. Im Winter 1944/45 erhielt die Klinik bei einem Luftangriff mehrere Bombentreffer, wobei 18 Menschen ums Leben kamen, darunter Patienten, Schwestern und Pfleger. Das Haus für Schwerkranke wurde dabei völlig zerstört, auch Schwimmbad und Wirtschaftshaus erhielten Volltreffer. Die Amerikaner nutzten die Klinik von März bis Juli 1945 weiter als Lazarett, danach die französischen Besatzungstruppen.[5]
1964 übernahm die dritte Generation die Klinik: Otto Smolenski (1919–2009), verheiratet mit Marianne Smolenski, geb. Marx übernahm die ärztliche Leitung. Er hatte bei Hans Walter Gruhle in Bonn und bei Ernst Kretschmer in Tübingen studiert. Nach dem Tod seiner Schwiegermutter Sophie Marx übernahm er 1967 gemeinsam mit seiner Frau auch die wirtschaftliche Führung.[4] Das zerstörte Gebäude konnte erst in den 70er-Jahren wieder aufgebaut werden und dient bis heute als geschlossene Abteilung für Frauen. 1913 konnten wurden erstmals Patienten mit einem Rehabilisierungsverfahren behandelt, nachdem die Leitung einen Vertrag mit der damaligen Reichsversicherungsanstalt für Angestellte unterzeichnete. Seit 1972 ist die Klinik für gesetzlich versicherte Patienten offen, nachdem die Klinik in den Landeskrankenhausplan des Landes Rheinland-Pfalz aufgenommen wurde. Christoph Smolenski, Sohn von Otto und Marianne Smolenski, trat mit seiner Frau Susanna Smolenski 1983 in die Klinik ein und übernahm in den 1990er Jahren die Leitung des Familienunternehmens in vierter Generation.[4]
Um den Anforderungen des Landes gerecht zu werden wurden ein neuer Bettentrakt, eine Sporthalle für die Sporttherapie, sowie eine Tagesklinik (Haus Mühle). 2002 beschäftigte die Klinik ca. 40 Ärzte, Psychologen, Sozial- und Ergotherapeuten, sowie fast 80 Pflegedienstangestellte. 2008 beschäftigte die Klinik 286 Mitarbeiter[1] und ist somit der größte Arbeitgeber in Ahrweiler. Die Spezialisierung in den Bereichen der Psycho- und Traumatherapie haben die Klinik zu einem anerkannten Fachkrankenhaus in der Bundesrepublik werden lassen.[6] 2007 schloss die Klinik ein Zertifizierungsverfahren der KTQ erfolgreich ab.
Einrichtungen, Gebäude und Struktur
Die Ehrenwall'sche Klinik liegt in Stadtnähe und entspricht den Anforderungen einer gemeindenahen psychiatrischen Versorgung der Bevölkerung. Die Klinik ist eine „Gemischte Krankenanstalt“ (Stand 2010[7]) und hat 150 Betten und 20 tagesklinische Plätze für Patienten beiden Geschlechts. Die Klinik übernimmt die Versorgung der Bevölkerung im Landkreis Ahrweiler. Diese haben bei Akuteinweisungen Vorrang. Patienten anderer Regionen müssen eine Wartezeit in Kauf nehmen. Einrichtungen der Klinik sind ein Akutkrankenhaus, eine Rehabilitationsabteilung, eine Tagesklinik und eine Psychiatrische Institutsambulanz. Letztere arbeitet in Kooperation mit dem St. Josef Krankenhaus in Adenau.
Die Klinik ist in mehreren Gebäuden untergebracht, darunter die Villa Griesinger (nach dem Psychologen Wilhelm Griesinger benannt), Station Aschaffenburg, die PIA, die Tagesklinik Haus Mühle, die Station Moreno (nach dem Neurologen Jakob Levy Moreno benannt) und die Station Bleuler.
Die Ehrenwall'sche Klinik besteht aus den Abteilungen Psychiatrie I, Psychiatrie II und Psychiatrische Rehabilitation. Die Geschäftsführer sind Christoph und Marianne Smolenski, Träger ist die Marx GmbH (Handelsregister Koblenz HRA 10178), deren Gesellschafter die Klinik Dr. Smolenski Verwaltungsgesellschaft mbH (Handelsregister Koblenz HRB 10437) ist.
Therapieformen
Die Klinik bietet verschiedene Therapieformen an, darunter medikamentöse Therapien, Pschotherapien und Gruppentherapien. Für Patienten mit affektiven-, neurotischen-, Persönlichkeitsstörungen und psychosomatischen Störungen bietet die Klinik mehrere Therapien an, wie die Kunsttherapie, die Psychodramagruppe, Körperorientierte Gruppenpsychotherapie, Katatym imaginative Gruppentherapie und eine Rhythmik- und Kunsttherapie. Dazu kommen Therapieformen, wie die Körperwahrnehmungstherapie und eine Vermittlung von Entspannungsverfahren, wie das Jacobson-Training.
Literatur
- Heike Wernz-Kaiser: 125 Jahre Dr. von Ehrenwall’sche Klinik in Ahrweiler. In: Heimatjahrbuch für den Kreis Ahrweiler 2003, S. 40−44.
- Werner Mertens: 125 Jahre Dr.-v.-Ehrenwall’sche Klinik. Bad Neuenahr-Ahrweiler 2002. (Video)
- Doris Pfaff: Psychisch Kranken menschlich begegnen - Die Dr. v. Ehrenwall'sche Klinik in Bad Neuenahr-Ahrweiler. In: Heimatjahrbuch für den Kreis Ahrweiler 1998, Bad Neuenahr-Ahrweiler 1998, S. 49–52.
- Marianne Smolenski: Hundert Jahre Dr. v. Ehrenwall’sche Klinik. In: Heimatjahrbuch für den Kreis Ahrweiler 1979, Bad Neuenahr-Ahrweiler 1979, S. 56–64. (Erstveröffentlichung 1977)
- Bericht über die Dr.-v.-Ehrenwall'sche-Kuranstalt für Gemüths- und Nervenkranke zu Ahrweiler (Rheinprovinz). Bachem, Köln 1898.
Weblinks
- Offizielle Website der Ehrenwall'schen Klinik
- Qualitätsbericht der KTQ (PDF; 862 kB)
- Literatur von Dr. von Ehrenwall’sche Klinik im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
Einzelnachweise
- ↑ a b c Marx GmbH & Co. KG, Dr. von Ehrenwall'sche Klinik, Fachkrankenhaus für Psychiatrie, Psychotherapie, Psychosomatik und Neurologie: Jahresabschluss zum Geschäftsjahr vom 1. Januar 2008 bis zum 31. Dezember 2008. In: Elektronischer Bundesanzeiger vom 25. Januar 2010.
- ↑ Edward Shorter: Women and Jews in a Private Nervous Clinic in Late Nineteenth Century. In: Medical History, Vol. 33 (1989), PMID 2651821, S. 160.
- ↑ Julia Gnann: Binswangers Kuranstalt Bellevue 1906–1910. Tübingen 2006, urn:nbn:de:bsz:21-opus-22390, S. 232.
- ↑ a b c Heike Wernz-Kaiser: 125 Jahre Dr. von Ehrenwall’sche Klinik in Ahrweiler. In: Heimatjahrbuch für den Kreis Ahrweiler 2003, S. 40−44.
- ↑ Marianne Smolenski: Hundert Jahre Dr. v. Ehrenwall’sche Klinik. In: Heimatjahrbuch für den Kreis Ahrweiler 1979, Bad Neuenahr-Ahrweiler 1979, S. 56–64. (Erstveröffentlichung 1977)
- ↑ Klinikgeschichte der CvE-Klinik bis 2002
- ↑ Gemischte Krankenanstalten gemäß § 4 Abs. 5 MB/KK. Verband der privaten Krankenversicherung e.V. (PKV), Köln 2010.
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