Eduard Alexandrowitsch von Falz-Fein

Eduard Alexandrowitsch von Falz-Fein
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Eduard Alexandrowitsch von Falz-Fein (* 14. September 1912 in Gawrilowka, Ukraine, Russisches Kaiserreich) ist ein russischer Adliger, Unternehmer, Journalist und Sportler. Er wurde am 23. August 2007 vom russischen Präsidenten Wladimir Putin "für seinen bedeutenden Beitrag zur Erhaltung von Russlands Kulturerbe" mit der Puschkin-Medaille ausgezeichnet.[1]

Inhaltsverzeichnis

Leben

Eduard von Falz-Fein ist der Sohn von Alexander und Neffe von Friedrich von Falz-Fein. Er gehört zum Geschlecht der Generale Jepantschin. Den Doppelnamen Falz-Fein trägt die Familie seit dem Jahr 1864. Fein war der Geburtsname der Ur-Großmutter Elisabeth Anna Fein, im Jahr 1872 erfolgte die Erhebung in den erblichen Stand eines „erblichen ehrenwerten Bürgers“ (Potomstvenny Pocetny Graschdanin) und 1915 als Folge des Zaren-Besuchs im Vorjahr 1914 - die Erhebung in das russische erbliche Baronat. Die Familie ist durch Verheiratung mit der Familie des Schriftstellers Wladimir Nabokow verschwägert.

Vor der Oktoberrevolution: Askania-Nowa

Mit Erlaubnis des Zaren Nikolaus I. hatte sein Ur-Urgroßvater Friedrich Fein (1794-1864) mit Kaufvertrag vom 16. August 1856 vom Dessauer Herzog Leopold IV. die 52.000 Hektar große anhaltische Kolonie Askania-Nowa bei Cherson gekauft, 100 Kilometer nördlich der Halbinsel Krim gelegen, mit 49000 Schafen, 640 Pferden und 549 Rindern. Der Name geht auf die Askanier in Deutschland zurück.

Sein Onkel Friedrich Falz-Fein entwickelte daraus schrittweise das gleichnamige Naturschutzgebiet mit botanischem Garten und exotischem Tierpark - aber auch eine halbe Million Schafen - das schließlich eines der größten der Welt und 1921 staatliches Eigentum der Ukraine wurde, heute UNESCO-Naturschutzgebiet ist und noch immer viele exotische Tiere beherbergt wie Antilopen, Bisons, Zebras, Strauße und Przewalski-Pferde (vgl. Askania-Nowa (Naturschutzgebiet)). Bereits 1896 hatte Friedrich Falz-Fein für Askania-Nowa eine Herde wilder Elenantilopen gekauft, deren Nachzucht noch heute von berittenen Hirten betreut wird. Im Jahr 1914 besuchte Zar Nikolaus II. den Naturpark „Askania-Nowa“ und die Familie Falz-Fein. Der Zar soll den 2-jährigen Eduard auf seinen Knien geschaukelt und dabei gescherzt haben: "Wachse mein Sohn und werde ein Mann!" [2]

Nach der Oktoberrevolution

Nach der russischen Revolution wurde das Privateigentum Falz-Feins von den Bolschewiki konfisziert, Askania-Nowa wurde vollständig verwüstet. Die Familie zog in ihre Wohnung nach Sankt Petersburg, ihre letzte Station in Russland. Um der drohenden Erschießung durch die Rotarmisten zu entgehen, täuschte die Familie eine unheilbare, ansteckende Krankheit der Kinder vor, als die Rotarmisten die Familie verhaften wollten. So ließen diese von ihrem Vorhaben ab. Am 1. April 1919 floh die Familie schließlich mit dem letzten Schiff, dem bulgarischen Dampfer „König Ferdinand“, nach Konstantinopel und von dort nach Berlin.

Sportliches Engagement

Besondere Verdienste erwarb er sich um die olympische Bewegung in Liechtenstein. Seine beruflichen und familiären Verbindungen zum Internationalen Olympischen Komitee (IOC) nutzend, war er die treibende Kraft, dass Liechtenstein ohne Mitgliedschaft im IOC zum ersten Mal an den Olympischen Spielen 1936 teilnehmen konnte. Zuvor wurde 1935 ein Olympisches Komitee in Liechtenstein gegründet, in dem Baron von Falz-Fein als Vizepräsident fungierte.[3] Als Sportler fuhr er an den Olympischen Winterspielen 1936 in Garmisch-Partenkirchen im Zweierbob auf den 18. Platz, danach hat er in verschiedenen Funktionen an insgesamt 16 Olympischen Spielen teilgenommen.

Seine zweite sportliche Vorliebe gilt dem Radsport. Als Pariser Radsportmeister und bekannt mit vielen europäischen Sportgrössen verschrieb sich Eduard von Falz-Fein seit 1951 dem Liechtensteiner Radsport. Er war in den Jahren 1951 sowie 1953 bis 1973 Präsident des Liechtensteinischen Radfahrerverbands und unterstützte in dieser Zeit viele Radsporttalente.

Im Jahr 2003 erhielt er zusammen mit Xaver Frick das Goldene Lorbeerblatt der Fürstlichen Regierung überreicht.

Engagement für die russische Kunst und Geschichte

Falz-Fein kaufte bei Auktionen Kunstwerke, um sie dann dem russischen Staat zu übergeben. In der Schweiz ließ auf dem Gotthardpass eine Reiterstatue des russischen Generalissimus Alexander Wassiljewitsch Suworow aufstellen, der im Kampf gegen die Franzosen 1799 an dieser Stelle mit seinen Truppen über die Alpen zog.

Als Chef der Familie wohnt Falz-Fein in der Villa „Askania-Nowa“ im Fürstentum Liechtenstein, das Familienarchiv übergab er in den 2000er Jahren dem Ethnographischen Museum in Sankt Petersburg.

Literatur

  • Lisa Heiss: Das Paradies in der Steppe. Der abenteuerliche Weg nach Askania Nova. Verlag Bitter, Recklinghausen 1981, ISBN 3-7903-0283-X
  • Lutz Heck: In der Taurischen Steppe. Herbsttage bei Friedrich Falz-Fein in Askania Nova. Berlin 1920.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. RIA Novosti vom 23. August 2007
  2. "Argumenti i Fakti", Übersetzung aus dem Russischen
  3. Portal des Fürstentum Liechtenstein

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