Carl August von Eschenmayer

Carl August von Eschenmayer

Carl August von Eschenmayer (auch: Adolph (Adam) Karl August (von) Eschenmayer, * 4. Juli 1768 in Neuenbürg (Württemberg); † 17. November 1852 in Kirchheim/Teck) war ein deutscher Arzt, Philosoph und Okkultist.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Eschenmayer besuchte die Stuttgarter Karlsschule und studierte an den Universitäten Tübingen und Göttingen. Nach seiner Promotion 1796 an der Universität Tübingen wurde er praktischer Arzt in Kirchheim.

1811 wurde er als außerordentlicher Professor für Medizin und Philosophie an die Universität Tübingen berufen und 1818 zum ordentlichen Professor für praktische Philosophie ernannt. 1820 erhielt von Eschenmayer das Ritterkreuz des Ordens der Württembergischen Krone, welches mit dem persönlichen Adelstitel verbunden war.[1]

Leistungen

Eschenmayer ist Schüler Schellings. Er setzte sich vor allem mit Schellings Identitätsphilosophie auseinander, aber auch mit den Lehren von Friedrich Heinrich Jacobi. Damals versuchte Jacobi, „das diskursive Denken und den Atheismus der Aufklärer durch das intuitive ›unmittelbare Wissen‹ und das übernatürlich-religiöse Erleben zu überwinden“.[2] Dem schloss sich Eschenmayer an:

Das Erkennen erlöscht aber erst im Absoluten, wo es mit dem Erkannten identisch wird ... Was über diesen Punkt hinausliegt, kann daher kein Erkennen mehr sein, sondern ein Ahnden oder Andacht.“[3]

Eschenmeyer bewog Schelling zu einem Umdenken, indem dieser die Zweiheit der Philosophie akzeptierte. Schelling kam damit trotz aller Polemik gegen Eschenmayer der Kritik seiner Identitätsphilosophie durch Hegel zuvor.[4] Eschenmayer, der seine gehobene Stellung u. a. dem Prestige verdankt, die Schelling der Medizin zumindest in den Augen der literarischen Öffentlichkeit der Romantik einräumte, war einer der letzten, die Schellings Lehren neben Heinrich Steffens und Gotthilf Heinrich von Schubert unterstützten, nachdem die naturwissenschaftliche und nicht die naturphilosophisch ausgerichtete Medizin vorzuherrschen begann. Bekannt ist in diesem Zusammenhang auch, dass Wilhelm Griesinger (1818-1868) sich in Tübingen weigerte, die psychiatrischen Vorlesungen Eschenmayers zu hören.[2]

Werke

  • Die Philosophie in ihrem Ubergange zur Nichtphilosophie (1803)
  • Versuch die scheinbare Magie des thierischen Magnetismus aus physiologischen und psychischen Gesetzen zu erklären (1816)
  • System der Moralphilosophie (1818)
  • Psychologie in drei Theilen, als empirische, reine, angewandte (1817, 2. Aufl. 1822)
  • Religionsphilosophie (3 Bände, 1818-1824)
  • Die Hegel'sche Religionsphilosophie verglichen mit dem christl. Princip (1834)
  • Der Ischariotismus unserer Tage (1835)
  • Konflikt zwischen Himmel und Hölle, an dem Dämon eines besessenen Mädchens beobachtet (1837)
  • Grundriss der Naturphilosophie (1832)
  • Grundzüge der christl. Philosophie (1840)
  • Betrachtungen über den physischen Weltbau (1852)

Einzelnachweise

  1. Königlich Württembergisches Hof- und Staatshandbuch 1831, Seite 30
  2. a b Dörner, Klaus: Bürger und Irre. Zur Sozialgeschichte und Wissenschaftssoziologie der Psychiatrie. [1969] Fischer Taschenbuch, Bücher des Wissens, Frankfurt / M 1975, ISBN 3-436-02101-6; (a) zu „Zitat Dörner zu Jacobi“: Seite 261; (b) zu Stw. „Beziehung zu Schelling bzw. der Konflikt zwischen Psychikern und Somatikern“: Seiten 260 f., 267, 315.
  3. Eschenmayer, C. A. von: Die Philosophie in ihrem Übergang zur Nichtphilosophie. Erlangen 1803; Seite 25
  4. Habermas, Jürgen: Theorie und Praxis. Neuwied 1963; Seite 25

Literatur

  • Eduard AlbertiEschenmayer, Carl. In: Allgemeine Deutsche Biographie (ADB). Band 6, Duncker & Humblot, Leipzig 1877, S. 349 f.
  • Vladimir Abashnik, Adolph Karl August Eschenmayer. In: The Dictionary of eighteenth-century German philosophers. General editors: Heiner F. Klemme, Manfred Kuehn. In 3 vol. London: Continuum International Publishing Group Ltd., 2010, Vol. 1: A – G, pp. 294-295, ISBN: 978-0826418623.

Weblinks


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