Erdgas Schwaben

Erdgas Schwaben
erdgas schwaben gmbh
Rechtsform GmbH
Gründung 1952
Sitz Augsburg, Deutschland
Leitung Klaus-Peter Dietmayer
Mitarbeiter 267 (2011)
Branche Energieversorger
Website www.erdgas-schwaben.de

Die erdgas schwaben gmbh versorgt im Regierungsbezirk Bayerisch-Schwaben mit Randbereichen in Oberbayern 165 Städte und Gemeinden als Grundversorger sowie fünf nachgelagerte Netzbetreiber mit Erdgas, Bioerdgas und Biostrom aus bayerischen Wasserkraftwerken.

Das Unternehmen wurde 1952 als Ferngasversorgung Schwaben GmbH in Augsburg gegründet (HRB 6195 vom 13. Mai 1952), doch sind die Standorte der Betriebsstellen zum Teil wesentlich älter und gehen zurück auf die Anfänge der Gasindustrie in Bayern im 19. Jahrhundert. Gesellschafter sind die Thüga Aktiengesellschaft München mit 64,86% und die Stadtwerke Augsburg Energie GmbH mit 35,14%.[1]

Inhaltsverzeichnis

Versorgungsgebiet

Versorgungsgebiet und Betriebsstellen

Das Versorgungsgebiet deckt sich im Wesentlichen mit dem Regierungsbezirk Bayerisch-Schwaben, greift im Osten aber auch nach Oberbayern aus. Zum 1. Januar 2007 wurden ca. 85% des Versorgungsnetzes an die schwaben netz gmbh verpachtet sowie 15% an die Erdgas Kempten-Oberallgäu Netz GmbH (EKO Netz).[1] Nachgelagerte Netzbetreiber sind die Gemeinden Oettingen, Neuburg a.d. Donau, Gundelfingen a.d. Donau, Memmingen und Bad Wörishofen.

Bio-Energie liefern Biogasanlagen in Altenstadt, Arnschwang, Graben und Maihingen sowie Biomasse-Heizkraftwerke in Dillingen und Kaufbeuren.

Betriebsstellen

Betriebsstelle Nördlingen

Im Versorgungsgebiet sind sechs Betriebsstellen Ansprechpartner vor Ort: am Sitz der Hauptverwaltung in Augsburg, in Donauwörth, Günzburg, Kaufbeuren, Kempten und Nördlingen. Eine Nebenbetriebsstelle befindet sich in Schwabmünchen.

Unternehmensgeschichte

Gründung als Ferngasversorgung Schwaben

Nach dem Zweiten Weltkrieg stellte die Bayerische Staatsregierung die Weichen für eine Umstellung der bayerischen Gasversorgung auf die effektivere Gruppengasversorgung. In Bayerisch-Schwaben waren die bestehenden Gaswerke in Göggingen, Schwabmünchen und Kaufbeuren veraltet. Außerdem benötigte die Schmuck- und Glasindustrie in Neugablonz dringend eine Energieversorgung, um den Heimatvertriebenen aus dem tschechischen Gablonz einen Neuanfang zu ermöglichen. Deshalb fiel die Entscheidung für den Bau einer Ferngasleitung von Göggingen über Schwabmünchen nach Kaufbeuren und Neugablonz. Zu diesem Zweck gründeten die Gesellschafter Stadtwerke Augsburg sowie Aktiengesellschaft für Licht- und Kraftversorgung (LUK), München, 1952 die Ferngasversorgung Schwaben GmbH (Anteil je 50%). Das Augsburger Gaswerk in Oberhausen lieferte das Steinkohlengas.

Erdgas-Zeitalter: die Erdgas Schwaben GmbH

Mit bedeutenden Erdgasfunden bei Groningen in den Niederlanden und der Förderung von Öl- und Erdgasvorkommen in der Nordsee begann in Deutschland der Siegeszug von Erdgas als Energieträger. Die Bayerische Ferngasgesellschaft mbH (Bayerngas) lieferte seit 1962 Erdgas über eine Fernleitung von München ins Augsburger Gaswerk Oberhausen, die von der Ferngasversorgung Schwaben GmbH belieferten Gemeinden wurden ab 1963 auf Erdgas umgestellt. In Bayerisch-Schwaben förderte die Wintershall AG in Bedernau bei Arlesried seit 1964 Erdöl und von 1967 bis 1976 auch Erdgas, das über Bayerngas ins schwäbische Gasnetz gelangte. Auf Initiative des bayerischen Wirtschaftsministers Otto Schedl schloss schließlich 1970 die Ruhrgas AG einen Vertrag mit der sowjetischen Außenhandelsgesellschaft Sojuznefte-Export, dem weitere Lieferverträge folgten. Innerhalb von 20 Jahren sollten 120 Mrd. cbm Erdgas bei Waidhaus nach Bayern gelangen. Gleichzeitig wurden Verträge über die Lieferung von 1,2 Mio. Tonnen Mannesmann-Erdgasrohren in die Sowjetunion und ein Kreditvertrag über 1,2 Mrd. DM abgeschlossen.

Der dynamischen Entwicklung auf dem Energiesektor in den Folgejahren trug die Gründung der Erdgas Schwaben GmbH am 21. Juli 1974 Rechnung. Während die Ferngasversorgung Schwaben GmbH weiterhin die Ferngasleitung nach Kaufbeuren unterhielt, sollte die Erdgas Schwaben GmbH in Bayerisch-Schwaben ein Versorgungnetz für Erdgas aufbauen.

Umstrukturierung zur erdgas schwaben gmbh

1981 erfolgte der Zusammenschluss der Ferngasversorgung Schwaben GmbH, der Erdgas Schwaben GmbH und der Inselversorgungen der Thüga (die 1979 durch Fusion die Münchener Aktiengesellschaft für Licht- und Kraftversorgung übernommen hatte). Die Gesellschafter der neuen erdgas schwaben gmbh waren: Thüga 48%, Stadtwerke Augsburg 26%, Lechwerke Augsburg (LEW) 23%, Allgäuer Überlandwerk AÜW 3%. LEW und AÜW übertragen ihre Anteile an die Schwäbische Erdgas-Beteiligungsgesellschaft mbH Augsburg.

Aus dem EnWG (2005) resultierte schließlich die Ausgründung der schwaben netz gmbh zum 1. Januar 2007.

Geschichte der Betriebsstellen

Donauwörth

Betriebsstelle Donauwörth 1963

1863 errichtete Ludwig August Riedinger (1809–1879) in der Bahnhofstraße ein Steinkohlengaswerk, um Lichtgas für die Straßenbeleuchtung Donauwörths zu produzieren. Riedinger übertrug das Gaswerk im selben Jahr an die Gesellschaft für Gasindustrie, Augsburg, die ebenfalls von ihm geleitet wurde. 1926 wurde in der Dietrichstraße, auf dem Grundstück der heutigen Betriebsstelle von erdgas schwaben, eine Neubau mit 7 Retortenöfen begonnen. 1935 übernahm die Aktiengesellschaft für Licht- und Kraftversorgung (LUK), München die Betriebsführung (Verschmelzungsvertrag 1949). Die Einstellung der Gas-Straßenbeleuchtung erfolgte 1955. Am 26. April 1960 wurde eine Flüssiggas-Spaltanlage in Betrieb genommen und damit die Energieversorgung auf Erdgas-Basis umgestellt. Seit 1977 ist Donauwörth an das Erdgasnetz angeschlossen.[2]

Göggingen

1910 schloss Göggingen einen Vertrag über die Errichtung eines Steinkohlengaswerks mit dem Frankfurter Ingenieur Friedrich Wilhelm Heil, der im Auftrag der Berlin-Anhaltischen Maschinenbau AG (BAMAG), Berlin, handelte. Der Bau des Gaswerks erfolgte am heutigen Verwaltungssitz der erdgas schwaben gmbh in der Bayerstr. 43, Augsburg, ab August 1911 (Betriebsbeginn Ende Dezember 1911). Bereits vor Inbetriebnahme wurde der Vertrag mit allen Rechten und Pflichten von der BAMAG an die Aktiengesellschaft Vereinigte Gaswerke Augsburg übertragen, die sich im Besitz von August Riedinger (1945–1919) befand.

Betriebsstelle Göggingen

Die Betriebsführung der Vereinigten Gaswerke Augsburg übernahm 1935 die Aktiengesellschaft für Licht- und Kraftversorgung (LUK), München (Verschmelzungsvertrag 1952).

Die Gasproduktion wurde am 1. September 1951 eingestellt, als der Gasbezug vom Gaswerk Oberhausen aus begann. 1956 wurde eine Propangas-Abfüllanlage in Betrieb genommen. Die Umstellung auf Erdgas erfolgte ab Frühjahr 1964. 1985 baute die erdgas schwaben gmbh am Standort des ehemaligen Gaswerks als Hauptsitz des Unternehmens ein modernes Verwaltungsgebäude.[3]

Günzburg

Einweihung der Betriebsstelle 1994.

Kaufbeuren

1863 errichtete Ludwig August Riedinger (1809–1879) in der Mindelheimer Str. 6 ein Gaswerk, das für die Beleuchtung der Stadt Kaufbeuren mit sog. Lichtgas Steinkohle verkokte. 1863 wurden neben den öffentlichen Straßen (75 Flammen) Gaslaternen im Bahnhof (80 Flammen), in der Mechanischen Baumwollspinnerei und Weberei (488 Flammen) sowie bei Privatpersonen (625 Flammen) beliefert.

Die Gesellschaft für Gasindustrie, Augsburg, kaufte 1863 das Gaswerk in Kaufbeuren sowie alle anderen Gaswerke Riedingers. 1935 übernahm die Aktiengesellschaft für Licht- und Kraftversorgung (LUK), München, die Betriebsführung (Verschmelzungsvertrag 1949).

Ab dem 30. Januar 1953 erfolgte der Gasbezug über eine Ferngasleitung der Ferngasversorgung Schwaben GmbH vom Gaswerk Augsburg. Als Zwischenspeicher wurde deshalb ein neuer Gasbehälter (3.000 cbm Inhalt, teleskopierbar auf 9.000 cbm) in den Schrebergärten am Mühlbach errichtet. Die Umstellung auf Erdgas erfolgte in 13 Abschnitten zwischen 1963 und 1977.[4]

Kempten

Ludwig August Riedinger (1809–1879) baute 1857 in der Brennergasse ein Gaswerk, das er zunächst mit Forchen- und Föhrenholz betrieb. Ab 1861 Verkauf an die Kemptener Aktiengesellschaft für Gasbeleuchtung (Gesellschafter L.A. Riedinger sowie Bürger der Stadt Kempten). 1870 folgte die Umstellung auf Steinkohlen. 1897 übernahm die Stadt Kempten das Gaswerk als „Städtische Gasanstalt“. Die Allgäuer Überlandwerk GmbH kaufte 1938 das Gaswerk, 1977 wurde die Gasversorgung an die Erdgas Schwaben GmbH abgegeben.[5]

Nördlingen

Der Nürnberger Gaswerksdirektor Emil Spreng schloss mit der Stadt einen Vertrag über den Bau eines Gaswerks, das am 24. Oktober 1863 in Betrieb ging. Über den Kauf durch die Gesellschaft für Gasindustrie, Augsburg, am 24. März 1876 (Inbesitznahme am 1. Juli 1876), übernahm die Aktiengesellschaft für Licht- und Kraftversorgung (LUK), München, ab 1935 die Betriebsführung (Verschmelzung 1949). Das Gaswerk wurde 1913 mit einer modernen Kammerofenanlage erweitert und modernisiert; die Ofenanlage wurde 1952 durch einen neuen Sechskammerofen ersetzt. Nach Inbetriebnahme einer Mischpropananlage am 21. August 1962 wurde die Kohlevergasung stillgelegt. 1978 erfolgte schließlich der Anschluss an das Netz der erdgas schwaben gmbh.[6]

Schwabmünchen

1907 errichtete das Unternehmen von Carl Francke, Bremen, ein Gaswerk auf Steinkohlenbasis in der Nähe der Bahnlinie Augsburg-Lindau (heute Holzheystr. 73, Sitz des Wasserwerks der Stadt Schwabmünchen). Nach dem sog. System Francke waren die Besitzverhältnisse gemischtwirtschaftlich geregelt: Eigentümerin war die Gaswerk Schwabmünchen Aktiengesellschaft, die es an die Centralverwaltung von Gas-, Wasser- und Electrizitätswerken GmbH, Bremen, verpachtete. Die Mehrheit des Aktienbesitzes der Gaswerk Schwabmünchen Aktiengesellschaft kaufte die Gemeinde Schwabmünchen, außerdem erwarben Schwabmünchner Bürger kleinere Aktienpakete. 1940 wurde das Gaswerk durch den Markt Schwabmünchen kommunalisiert.

Ab dem 26. Januar 1953 wurde die Gasproduktion stillgelegt und Ferngas von der Ferngasversorgung Schwaben GmbH bezogen. Vor der Umstellung auf Erdgas am 29./30. September 1963 verkaufte die Gemeinde das Rohrnetz an die Aktiengesellschaft für Licht- und Kraftversorgung (LUK), München, zum 1. Mai 1963.[7]

Beteiligungen

  • schwaben netz gmbh (ausgegründet zum 1. Januar 2007) (100%)
  • erdgas schwaben Beteilungsgesellschaft mbH (100%)
  • Erdgas Kempten-Oberallgäu GmbH, Kempten (EKO) (50%)
  • Erdgas Allgäu Ost Verwaltungs GmbH, Füssen (50%)
  • Erdgas Allgäu Ost GmbH & Co.KG, Füssen (50%)
  • Kommunale Wasserbeteiligung GmbH, München (50%)
  • RIWA GmbH Kempten (33,3%) [1]

Einzelnachweise

  1. a b Jahresabschluss erdgas schwaben gmbh zum 31. Dezember 2009 (veröffentlicht im Bundesanzeiger 7. Dezember 2009)
  2. 100 Jahre Gaswerk Donauwörth, Donauwörth 1963
  3. Stadtarchiv Augsburg
  4. 100 Jahre Gaswerk Kaufbeuren, Kaufbeuren 1963
  5. Jenny Feil, 100 Jahre Gas. 50 Jahre Strom, Festschrift Allgäuer Überlandwerk GmbH Kempten. Siegfried Waibl, Studien zur Industrialisierungsgeschichte des Raumes Kempten im 19. Jahrhundert, Kempten 1999
  6. 100 Jahre Gaswerk Nördlingen, Nördlingen 1963
  7. Joachim Jahn: Schwabmünchen, Schwabmünchen 1984. Stadtarchiv Schwabmünchen

Weblinks


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