Ernst-Abbe-Gymnasium (Eisenach)

Ernst-Abbe-Gymnasium (Eisenach)
Ernst-Abbe-Gymnasium
Schulform Gymnasium
Gründung 1843
Ort Eisenach
Land Thüringen
Staat Deutschland
Koordinaten 50° 58′ 19″ N, 10° 19′ 30″ O50.97194444444410.325Koordinaten: 50° 58′ 19″ N, 10° 19′ 30″ O
Träger Stadt Eisenach
Schüler etwa 450
Lehrer 45
Leitung kommissarisch Angela Kraft
Website www.ernstabbegymnasium.de
Hauptgebäude in der Wartburgallee
Schulgebäude (Haus II) am Theaterplatz
Ehemaliges Schulgebäude (Haus III) am Theaterplatz

Das Ernst-Abbe-Gymnasium ist eines von zwei staatlichen Gymnasien der Stadt Eisenach in Thüringen. Namensgeber der Schule ist der 1840 in Eisenach geborene Physiker und Sozialreformer Ernst Abbe. Im Jahr 2011 unterrichten 45 Lehrkräfte insgesamt etwa 450 Schüler.

Die Schule wurde 1843 gegründet. Von 1950 bis zur Wende war sie Erweiterte Oberschule und für den Altsprachenunterricht (Latein und Griechisch) in den Bezirken Erfurt und Suhl zuständig. Sie war damit eine der neun Schulen der DDR, die 1981 erweiterten altsprachlichen Unterricht anbot.[1]

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

Am 10. März 1843 beschloss der Eisenacher Stadtrat die Gründung einer Realschule für Kinder weniger begüterter Eltern, die am 11. Juli 1843 eröffnet wurde. Die ersten Schulräume befanden sich in der Eisenacher Bürgerschule an der Esplanade oberhalb des Eisenacher Marktplatzes.[2]
Schulleiter war ab 1848 Karl Mager. 1850 wurde das erste eigene Schulgebäude in der heutigen Goldschmiedenstraße bezogen. Nachdem die Schule ab 1862 als Realgymnasium nach preußischem Vorbild unterrichtete, wurde am 24. Juni 1863, dem Geburtstag des Großherzogs Carl Alexander, der erste Schulneubau in der Schmelzerstraße eingeweiht. Durch den Abriss umliegender Gebäude konnte der Bau um einen Turnplatz erweitert werden. Während des Deutschen Kriegs 1866 diente das Schulgebäude als Truppenquartier. Durch die steigende Einwohnerzahl Eisenachs stieg auch die Schülerzahl, weshalb in den 1870er Jahren Teile der Unterrichtsräume ausgelagert werden mussten. Verdienste um den Aufbau des naturwissenschaftlichen Unterrichts erwarb sich Ferdinand Senft, der von 1843 bis 1875 an der Schule lehrte. Die letzten Jahrzehnte des 19. Jahrhunderts waren vom weiteren Ausbau der Schule geprägt, um die Jahrhundertwende wurden rund 250 Schüler unterrichtet.[2]

1909 kam es in Eisenach zur Gründung einer neuen Realschule, die im Zuge der Einweihung des neuen Schulgebäudes in der Wartburgallee am 9. November 1922 mit dem Realgymnasium zu einem neunklassigen Realgymnasium verschmolzen wurde. Der Neubau an der Grimmelsgasse und gegenüber der Eisenacher Brauerei AG war von der schlechten wirtschaftlichen Lage der Zeit gekennzeichnet, der Geldmangel führte auch zum Verzicht auf den Bau einer Aula. Auf Initiative des neuen Direktors Fritz Kühner wurde das Gymnasium nach einem seiner bedeutendsten Absolventen, dem Wissenschaftler Ernst Abbe benannt. Durch eine Partnerschaft mit den Zeiss-Werken in Jena profitierte in den folgenden Jahren die technische Ausstattung der Schule mit Geräten wie Mikroskopen oder Projektoren.[2]

Während des Zweiten Weltkrieges starben bereits zwischen 1939 und 1943 über 120 Schüler und Lehrer der Schule. Durch Bombardierungen erlitt das Schulgebäude mehrere Beschädigungen. Zeitweise wurden in Teilen des Gebäudes Verwundete untergebracht, die Schule diente als Lazarett.[3]

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Eisenacher evangelische Martin-Luther-Gymnasium 1950 zwangsweise aufgelöst. Es gelang aber den Kirchenvertretern, die staatlichen Stellen dazu zu bewegen, dass die alten Sprachen an der Ernst-Abbe-Schule weiter unterrichtet wurden. Diese fungierte damit bis zur Wende als zentrale Erweiterte Oberschule für den so genannten altsprachlichen C-Zweig (Unterricht in Altgriechisch und Latein) für die DDR-Bezirke Erfurt und Suhl. Viele Pfarrer der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Thüringen besuchten sie in dieser Zeit.[4][Anmerkung 1]

Nach 1990 wurde die Schule zum staatlichen Gymnasium. Im Jahr 2011 werden von 45 Lehrkräften rund 450 Schüler unterrichtet, im Schuljahr 2000/2001 waren es noch 987[5] Schüler. Neben dem Hauptgebäude in der Wartburgallee befindet sich ein weiteres Schulgebäude am Eisenacher Theaterplatz. Beide Bauwerke stehen unter Denkmalschutz.[6]

Am 22. Juli 2011 wurde bekannt, dass der Schulleiter Günter Straßburg bei einer Bergtour in den Alpen tödlich verunglückt ist.[7]

Ausstattung und Angebote

Die Schule ist eine auf Sprachen und Naturwissenschaften ausgerichtete Seminarschule. Als Fremdsprachen werden Englisch, Französisch, Latein, Altgriechisch und Russisch angeboten. Die Fremdsprache Latein kann nach 6 Jahren mit dem Latinum, Altgriechisch mit dem Graecum abgeschlossen werden.

Das Hauptgebäude in der Wartburgallee (Haus I) verfügt über ein Chemielabor, zwei Physikräume, einen Informatikraum, einen Kunstraum, einen Musikraum, einen Geographieraum, eine Sporthalle, die Bibliothek und einen Leseraum. Am Theaterplatz – etwa 600 m nördlich gelegen  – befinden sich im Haus II ein Physikraum, ein Informatikraum, ein Kunstraum, ein Musikraum, ein Geographieraum, eine zweite Sporthalle und außerdem der sogenannte Mensch–Natur–Technik–Raum. Ebenfalls am Theaterplatz lag das Haus III, es wurde bereits vor 2010 wegen der desolaten Bausubstanz aus dem 19. Jahrhundert als Schulgebäude aufgegeben. Schon 1952 wurde die Gründerzeitvilla Fritz-Koch-Straße 5 von der Kreisschulverwaltung erworben und als Internat genutzt, hier waren die auswärtigen Schüler untergebracht, die Villa wurde auch für Freizeitveranstaltungen genutzt.[2] Nach Vorstellungen der Schulverwaltung soll das Gymnasium durch einen bereits beantragten Erweiterungsbau (Südflügel) auf dem angrenzenden Gelände an der Grimmelgasse schrittweise modernisiert werden, das Haus II am Theaterplatz würde dann entfallen.

Die Schule nimmt an einem Schüleraustauschprogramm mit einer Partnerschule aus Alexandria, Ägypten teil. Im Rahmen dieses Projektes lernen mehrere Schüler für etwa eine Woche an der jeweils anderen Schule. Weiterhin findet jedes Jahr eine Projektwoche mit einem anschließenden Tag der offenen Tür statt. Darüber hinaus bietet das Ernst-Abbe-Gymnasium einen Schnuppertag an.

Öffentlichkeitsarbeit

Der Förderverein Ernst-Abbe–Schule zu Eisenach e.V. wurde 1990 von Schülern des Ernst-Abbe-Gymnasium gegründet. Weiterhin geben die Schüler des Gymnasiums die Schülerzeitung Ernsthaft heraus, der Redaktion gehören derzeit zehn Schüler an. Die Zeitschrift behandelt neben aktuellen Themen aus Gesellschaft und Politik auch schulische und regionale Ereignisse. Sie soll Anregungen für den Schulalltag geben und als Diskussionsgrundlage für Unterricht und Freizeit dienen.

Seminarschule

Seit 2009 besteht ein Ausbildungsverbund mit dem Elisabeth-Gymnasium in Eisenach. Lehramtsanwärter erhalten dort die rein schulpraktische Ausbildung, während in der Seminarschule „Ernst-Abbe-Gymnasium“ auch deren theoriegeleitete und praktische Begleitung durch lehrbeauftragte Fachleiter erfolgt.

Partnerschulen

Schulleiter

  • 1848 - 1852  Karl Mager
  • 1852 - 1887  Gustav Köpp
  • 1887 - 1923  Hermann Fredrichs
  • 1923 - 1934  Fritz Kühner
  • 1934 - 1939  Andernacht
  • 1939 - 194?  Ferdinand Hartan
  • 1945 - 194?  Waldemar Schiffmann
  • 1950 - 1959  Hans Beyer
  • 1960 - 1962  E. Jahnke
  • 1962 - 1965  Paul Paetzold

Bedeutende Pädagogen

Bekannte ehemalige Schüler

Weblinks

Anmerkungen

  1. Zum Altsprachenunterricht in der DDR: Aus den Erweiterten Oberschulen Thüringens (so damals die Bezeichnung für die zum Abitur führenden Schulen) verschwand mit der Ausnahme Eisenachs der Griechisch-Unterricht vollständig und allmählich auch der Latein-Unterricht beinahe ganz entsprechend der DDR-Bildungspolitik. In der gesamten DDR gab es bald nur noch insgesamt sechs Schulen mit altsprachlichem Unterricht. Da es sich in Eisenach um eine Spezialschule mit diesem seltenen Bildungsangebot handelte, kamen auch von weither Internatsschüler. Namentlich die Evangelisch-Lutherische Kirche in Thüringen unterhielt mit den Ursula-Cotta-Heimen I – III drei Schülerheime in Eisenach, aus denen ein nicht unbedeutender Teil der ostdeutschen, vor allem thüringischen Pfarrerschaft hervorging - zusammen mit den Vertretern mancher anderen Berufe, von denen einige z.B. als Chefärzte in Leitungsfunktionen kamen. Dass in Thüringen die Tradition des humanistischen Gymnasiums zwischen 1945 und 1989/90 trotz aller zeitbedingten Änderungen nicht unterbrochen wurde, obwohl z.B. die damalige Luther-Oberschule in Eisenach 1951 dieser Funktion beraubt worden war, ist neben Landesbischof Dr. M. Mitzenheim ganz wesentlich Herrn Ott mitzuverdanken. (Nachruf von Dr. Wolfgang Schenk, Eisenach, zum Ableben von Anton Ott im August 2004)

Einzelnachweise

  1. Markus Gruber: Zur Lage des Griechisch-Unterrichts in der Bundesrepublik Deutschland (2006/07)
  2. a b c d Ernst-Abbe-Gymnasium (Hrsg.): Festschrift zur 150-Jahr-Feier. Wartburg-Verlag, Weimar 1993, ISBN 3-86160-084-6, S. 105.
  3. step21 – Initiative für Toleranz und Verantwortung (Hrsg.): (Eisenach) Schüler unterm Hakenkreuz. In: Weisse Flecken. Heft 2, Hamburg 2008, S. 29. (Volltext als Digitalisat)
  4. Jürgen Bohne:Evangelische Schulen im Neuaufbruch: Schulgründungen in Bayern, Sachsen und Thüringen 1989-1994. Vandenhoeck & Ruprecht, 1998, ISBN 3-525-61357-1, S. 99
  5. Schulnetzplan der staatlichen Schulen der Stadt Eisenach: Fortschreibung für die Schuljahre 2006/2007 – 2011/2012, S.32
  6. eisenachonline.de: Tag des offenen Denkmals in Eisenach, 3. September 2002
  7. Toter Bergsteiger ist Direktor des Eisenacher Gymnasiums, 22. Juli 2011
  8. Ingeburg Bellmann: 10 Jahre Partnerschaft mit dem Ernst-Abbé-Gymnasium Eisenach. In: Gymnasium am Kaiserdom (Hrsg.): Schulchronik. 2000/01, Selbstverlag, Speyer 2001, S. 49–55.
  9. a b c Dagmar Steinhagen: Europawoche, Partnerschaftsbeziehungen Schüleraustausch. In: Ernst Abbe Gymnasium Eisenach (Hrsg.): Jahresschrift. 1998/1999, Selbstverlag, Eisenach 1999, S. 71–77.
  10. Norman Meißner: Reise nach Alexandria ist zu gefährlich. Thüringische Landeszeitung (TLZ), 1. Februar 2011, abgerufen am 14. Februar 2011 (deutsch): „In Alexandria wollten die Eisenacher die Deutsche Schule der Borromäerinnen (DSB) besuchen. In einem Festakt besiegelten beide Schulen am 9. Oktober 2009 im Palas der Wartburg feierlich die Schulpartnerschaft. Nachdem vor genau einem Jahr Mädchen aus Alexandria für eine Woche im Ernst-Abbe-Gymnasium lernten, sollte jetzt der Gegenbesuch stattfinden.“

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