Erwin Jöris

Erwin Jöris

Erwin Jöris (* 5. Oktober 1912 in Berlin-Lichtenberg) war ein deutscher Widerstandskämpfer in der Zeit des Nationalsozialismus und Opfer des stalinistischen Terrors.

Inhaltsverzeichnis

Kindheit und Jugend

Erwin Jöris wurde 1912 im Arbeiterviertel Berlin-Lichtenberg geboren. Sein Vater nahm an den Spartakuskämpfen 1918 teil. Nach der Schule absolvierte Jöris eine Lehre als Tischler. Im Alter von 16 Jahren trat er 1928 der Kommunistischen Jugend (KJVD) bei.[1]

Widerstand gegen den Nationalsozialismus

Bis 1931 wurde er Bezirksjugendleiter des KJVD. 1932 protestierte er gegen die KPD-Unterstützung eines von den Nationalsozialisten initiierten Volksbegehrens zum Sturz der sozialdemokratischen Regierung Preußens. Unter Einsatz seines Lebens druckte er Flugblätter mit der Aufschrift: „Hitler – das bedeutet Krieg“.

Nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten wurde Jöris im März 1933 verhaftet. In der Untersuchungshaft teilte er dabei Zellen mit Erich Mühsam, Manès Sperber und Hermann Duncker. Anschließend erfolgte die Einlieferung in das KZ Sonnenburg, wo Jöris mit Ludwig Renn und Carl von Ossietzky zusammentraf. Gegen das Versprechen, sich nie wieder „im staatsfeindlichen Sinne zu betätigen“, wurde er im März 1934 entlassen.

Sowjetisches Exil

Zwei Monate nach seiner Entlassung emigrierte er im Auftrag der inzwischen illegalen KPD nach Moskau. Dort wohnte er im Hotel Lux und besuchte Schulungen der Komintern. In Anbetracht stalinistischer Schauprozesse distanzierte er sich schrittweise von der kommunistischen Weltanschauung.[2] Nach frei geäußerter Kritik versetzte ihn die Jugendinternationale im Januar 1935 in die Produktion nach Swerdlowsk. Mit Verweis auf sein „Versprechen“ bei der KZ-Entlassung warf ihm Herbert Wehner vor, den Nationalsozialisten nicht genug Widerstand geleistet zu haben.

Kommunistische Verfolgung und Gefangenschaft

Als er sich im August 1937 weigerte, einen aus Lügen bestehenden Vortrag über Deutschland an der Kominternschule zu halten, erfolgte die Verhaftung durch das NKWD. Unter dem Vorwurf, ein trotzkistischer Spion zu sein, wurde er in das berüchtigte Moskauer Lubjanka-Gefängnis eingeliefert.

Im April 1938 erfolgte seine Ausweisung nach Deutschland. Er wurde der Gestapo übergeben und gelangte bis Februar 1939 erneut in deutsche Haft. Im März 1940 erfolgte seine Einberufung in die Wehrmacht. Ab 1941 war er an der Ostfront stationiert. Kurz vor Kriegsende geriet Jöris im Kampf um Berlin in sowjetische Gefangenschaft. Dort verschwieg er jedoch seine Kenntnis von Land und Sprache und wurde im September 1945 entlassen.

Er kehrte nach Ost-Berlin zurück, wo er am 19. Dezember 1949 erneut verhaftet wurde. Der Verhaftung ging eine Denunziation von Genossen aus der Zeit des Moskauer Exils voraus. 1950 verurteilte ihn ein sowjetisches Militärtribunal zu 25 Jahren Zwangsarbeit.

Nach der Untersuchungshaft im zentralen sowjetischen Untersuchungsgefängnis Hohenschönhausen verbüßte Jöris seine Haft als politischer Gefangener im Gulag Workuta. Im Zuge der Heimkehr der Zehntausend wurde er 1955 nach Köln entlassen, wo er bis heute lebt. Erst 1995 erfolgte seine Rehabilitierung durch russische Stellen. 2002 bekam Jöris das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.

Über sein Schicksal berichtet der 2002 veröffentlichte Schweizer Film Erwin Jöris – Zwischen Hitler und Stalin sowie seine 2004 veröffentlichte Autobiographie „Mein Leben als Verfolgter unter Stalin und Hitler“.

Literatur

  • Ein Leben als Verfolgter unter Hitler und Stalin: Erinnerungen gegen das Vergessen. Selbstverlag, Köln 2004, ISBN 3-00-014841-8.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Kurzbiografie auf zeitzeugen.ch
  2. Ein stiller Held, 3sat kulturzeit vom 30. Mai 2002

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