Ettenberg (Marktschellenberg)

Ettenberg (Marktschellenberg)
Blick auf Ettenberg von der Kneifelspitze aus

Ettenberg ist seit 1969 ein Ortsteil der Gemeinde Marktschellenberg im oberbayerischen Landkreis Berchtesgadener Land.

Inhaltsverzeichnis

Lage und Gliederung

Ettenberg liegt auf einem Hochplateau zwischen dem Tal der Berchtesgadener Ache im Osten und dem Untersberg im Westen etwa 400 Meter oberhalb von des Zentrums von Marktschellenberg. Die südliche Grenze bildet die Almbachklamm und die nördliche der Rothmannbach.

Die vor 1911 eigenständige Gemeinde und der jetzige Marktschellenberger Ortsteil Ettenberg gliedert sich in die zwei Gnotschaftsbezirke bzw. Ortsteile Vorder- und Hinterettenberg.

Geschichte

Ettenberg auf einer Karte von 1826

In dem ersten Steuerbuch des Berchtesgadener Landes von 1456 wird Ettenberg als eine seiner acht „Urgnotschaften“ mit den zwei „Gnotschaftsbezirken“, den heutigen Ortsteilen Vorder- und Hinterettenberg und ihren sie betreuenden „Gnotschaftern“ aufgeführt. Als Gnotschaft hatte Ettenberg wie die anderen bis zur Säkularisation im Jahre 1803 Bestand und dürfte sich bereits Ende des 14. Jahrhunderts im Zuge des 1377 ausgestellten „Landbriefs“ von Propst Ulrich Wulp herausgebildet haben. 1803 wurde die Fürstpropstei Berchtesgaden aufgelöst und das Berchtesgadener Land verlor damit seine politische Eigenständigkeit. Nach drei kurz hintereinander folgenden Herrschaftswechseln wurden 1810 dessen Gebiet und seine Ortschaften dem Königreich Bayern angegliedert und aus dem Hauptort Schellenberg Markt und den Gnotschaften Ettenberg und Scheffau gingen die selbständigen politischen Gemeinden Schellenberg Markt, Schellenberg Land, Ettenberg und Scheffau hervor.[1] Von 1817 bis 1818 kamen dann zu Ettenberg noch zwei Gnotschaftsbezirke von Markt Schellenberg hinzu, nämlich Schneefelden und Schaden, die ab 1818 jedoch dann dem neu entstandenen Gemeinde "Schellenberg Land" angegliedert wurden.[1]
Siehe zu diesem Absatz auch den Abschnitt: Geschichte in Fürstpropstei Berchtesgaden

Am 1. März 1911 wurde Ettenberg mit der Gemeinde Landschellenberg vereinigt und diese dann noch vor der allgemeinen Gebietsreform in Bayern zusammen mit Marktschellenberg und Scheffau am 1. Oktober 1969 zur neuen Gemeinde „Marktschellenberg“ zusammengeschlossen.[2]

Kommunalpolitik

Gnotschaften wie Ettenberg wählten aus ihren Reihen je Gnotschafterbezirk jährlich jeweils einen „Gnotschafter“. Dieser hatte vielfältige Aufgaben. So gehörten z.B. die Einhebung der Steuern und die Weiterleitung regierungsamtlicher Anordnungen dazu. Auch bei der Besprechung von Wege- und Brückenbaumaßnahmen, Bachregulierungen u. Ä. war er dabei. Als Armenpfleger war er zuständig für die Auswahl und auch Unterstützung der bedürftigen Personen.

Mit der Bildung der Gemeinden nach dem Zweiten Gemeindeedikt in Bayern von 1818 ging die Verwaltung an den Gemeindeausschuss mit dem Gemeindevorsteher an der Spitze über. Die letzten Gemeindevorsteher der Gemeinde Ettenberg waren bis 1911:[3]

  • 1881–1887 Sebastian Kain
  • 1887–1893 Georg Pann
  • 1893–1899 Josef Koppenleiter
  • 1899–1905 Georg Pann
  • 1905–1911 Christian Hinterbrandner

Einrichtungen

Kulturelle Traditionen

  • Die erblindete Witwe Maria Euphrosina Knoblachin geb. von Höfl aus Salzburg stiftete 1746 ein größeres Vermögen für ein auf „ewige Zeiten“ alljährlich in der Wallfahrtskirche abzuhaltendes so genanntes „40-stündiges Gebet“. Als sich die Stiftungssumme wegen diverser Wirtschaftskrisen verringert hatte, kürzte man das bis dahin drei Tage währende Beten auf einen Tag, nämlich den ersten Sonntag nach dem Annentag am 26. Juli. Das daraus resultierende „Ettenberger Annafest“ entwickelte sich zum festen Bestandteil des Berchtesgadener Brauchtums.[5]

Literatur

  • Manfred Feulner: Berchtesgaden – Geschichte des Landes und seiner Bewohner. Verlag Berchtesgadener Anzeiger, Berchtesgaden 1986 ISBN 3-925647-00-7
  • Hellmut Schöner (Hrsg.), A. Helm: Berchtesgaden im Wandel der Zeit. Reprint von 1929. Verein für Heimatkunde d. Berchtesgadener Landes. Verlag Berchtesgadener Anzeiger sowie Karl M. Lipp Verlag, München 1973.
  • Hellmut Schöner (Hrsg.): Berchtesgaden im Wandel der Zeit – Ergänzungsband I. Verein für Heimatkunde d. Berchtesgadener Landes. Verlag Berchtesgadener Anzeiger sowie Karl M. Lipp Verlag, München 1982 ISBN 3-87490-528-4

Einzelnachweise

  1. a b Joseph Ernst von Koch-Sternfeld: Geschichte des Fürstenthums Berchtesgaden und seiner Salzwerke. Band 2, ab S. 145 f.
  2. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C.H.Beck’sche Verlagsbuchhandlung, München 1983, ISBN 3-406-09669-7. Seite 434
  3. Hellmut Schöner: Berchtesgaden im Wandel der Zeit. Ergänzungsband I, 1982, S. 264
  4. Manfred Feulner: Berchtesgaden - Geschichte des Landes und seiner Bewohner. S. 176-179
  5. Hellmut Schöner: Berchtesgaden im Wandel der Zeit. Ergänzungsband I, 1982, S. 265
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