- Scheffau (Marktschellenberg)
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Scheffau ist seit 1969 ein Ortsteil der Gemeinde Marktschellenberg im oberbayerischen Landkreis Berchtesgadener Land.
Inhaltsverzeichnis
Lage und Gliederung
Die vor 1969 eigenständige Gemeinde Scheffau umfasste neben dem gleichnamigen Hauptort noch die Gnotschaftsbezirke bzw. Ortsteile Oberstein und Neusieden sowie die neuere Siedlung Mehlweg.
Geschichte
In dem ersten Steuerbuch des Berchtesgadener Landes von 1456 wird Scheffau als eine seiner acht „Urgnotschaften“ mit dem gleichnamigen Hauptort und zwei „Gnotschaftsbezirken“, den heutigen Ortsteilen Oberstein und Neusieden und ihren sie betreuenden „Gnotschaftern“ aufgeführt. Als Gnotschaft hatte Scheffau wie die anderen bis zur Säkularisation im Jahre 1803 Bestand und dürfte sich bereits Ende des 14. Jahrhunderts im Zuge des 1377 ausgestellten „Landbriefs“ von Propst Ulrich Wulp herausgebildet haben. 1803 wurde die Fürstpropstei Berchtesgaden aufgelöst und das Berchtesgadener Land verlor damit seine politische Eigenständigkeit. Nach drei kurz hintereinander folgenden Herrschaftswechseln wurden 1810 dessen Gebiet und seine Ortschaften dem Königreich Bayern angegliedert und aus dem Hauptort Schellenberg Markt und den Gnotschaften Ettenberg und Scheffau gingen die selbständigen politischen Gemeinden Schellenberg Markt, Schellenberg Land, Ettenberg und Scheffau hervor.[1] Von 1817 bis 1818 kamen dann zur Gemeinde Scheffau noch zwei Gnotschaftsbezirke von Markt Schellenberg hinzu, nämlich Götschen und Unterstein, die ab 1818 jedoch dann dem neu entstandenen Gemeinde "Schellenberg Land" angegliedert wurden.[1]
→ Siehe zu diesem Absatz auch den Abschnitt: Geschichte in Fürstpropstei BerchtesgadenEinheimische Salz- und Holzhändler haben reformatorische Gedanken und Schriften verbreitet, die sie auf ihren Reisen in die protestantischen Städte Augsburg, Nürnberg und Regensburg erlangten. Eine bedeutende Keimzelle des Protestantismus bildete aber vor allem das im Salzburgischen benachbarte Dürrnberg.[2] Hier trafen Berchtesgadener Bergleute aus den Gnotschaften Au und Scheffau auf eingewanderte Bergknappen aus dem lutherischen Sachsen und waren sehr offen für deren religiöse Unterweisung und Angebote zur Erbauung.[3] Während im Bistum Salzburg bereits zu Beginn der Reformationszeit unter dem Erzbischof Matthäus Lang (1468–1540) die Verfolgungen eingesetzt hatten, waren der Fürstpropstei diese Entwicklungen auf ihrem Herrschaftsgebiet offenbar längere Zeit entgangen.[3] Auch die 1572 durch Propst Jakob Pütrich veranlasste erste Vertreibung von Protestanten am Dürrnberg und dem nach „Visitationen“ des Öfteren mit Geldstrafen belegten Besitz lutherischer Schriften vermochte der Ausbreitung der neuen Lehre keinen Abbruch zu tun. Scheffau zählte neben Au, Schellenberg und Gern zu den ersten Berchtesgadener Gnotschaften, in der sie ihre Anhänger fand.[2][4] Doch am 22. April 1733 kam es in der Fürstpropstei Berchtesgaden zur Vertreibung der Protestanten. Es hatten sich gleich 800 Auer, Scheffauer und Gerer (aus Maria Gern) über Hallein per Schiff nach Regensburg aufzumachen und von dort zu Fuß in die Städte und Gemeinden Kurhannovers zu gehen.[5]
→ Siehe zu diesem Absatz auch den Abschnitt: Religion / Kirchengeschichte in Fürstpropstei BerchtesgadenNoch vor der allgemeinen Gebietsreform in Bayern wurde die Gemeinde Scheffau zusammen mit Marktschellenberg und Landschellenberg am 1. Oktober 1969 zur neuen Gemeinde „Marktschellenberg“ zusammengeschlossen.
Kommunalpolitik
Bis zur Bildung der Gemeinde Scheffau wählten die Gnotschaften aus ihren Reihen jährlich jeweils einen „Gnotschafter“. Dieser hatte vielfältige Aufgaben. So gehörten z.B. die Einhebung der Steuern und die Weiterleitung regierungsamtlicher Anordnungen dazu. Auch bei der Besprechung von Wege- und Brückenbaumaßnahmen, Bachregulierungen u. ä. war er dabei. Als Armenpfleger war er zuständig für die Auswahl und auch Unterstützung der bedürftigen Personen.
Mit der Bildung der Gemeinden nach dem Zweiten Gemeindeedikt in Bayern von 1818 ging die Verwaltung der Gemeinde an den Gemeindeausschuss mit dem Gemeindevorsteher an der Spitze. Bürgermeister der Gemeinde Scheffau nach dem 2. Weltkrieg waren:[6]
- 1945–1952 Johann Huber (Zillwirt)
- 1952–1966 Michael Springl (Leitenlehen)
- 1966–1969 Anton Sunkler (Neuhäusl)
Einrichtungen
- 1953 wurde in der Nähe des Cafés „Oberstein“ ein Feuerwehrgerätehaus eingerichtet und 1966 wurde ein Schuhauserweiterungsbau durch den Schulverband vollendet.[7]
Literatur
- Manfred Feulner: Berchtesgaden – Geschichte des Landes und seiner Bewohner. Verlag Berchtesgadener Anzeiger, Berchtesgaden 1986 ISBN 3-925647-00-7
- Hellmut Schöner (Hrsg.), A. Helm: Berchtesgaden im Wandel der Zeit. Reprint von 1929. Verein für Heimatkunde d. Berchtesgadener Landes. Verlag Berchtesgadener Anzeiger sowie Karl M. Lipp Verlag, München 1973.
- Hellmut Schöner (Hrsg.): Berchtesgaden im Wandel der Zeit – Ergänzungsband I. Verein für Heimatkunde d. Berchtesgadener Landes. Verlag Berchtesgadener Anzeiger sowie Karl M. Lipp Verlag, München 1982 ISBN 3-87490-528-4
Einzelnachweise
- ↑ a b Joseph Ernst von Koch-Sternfeld: Geschichte des Fürstenthums Berchtesgaden und seiner Salzwerke. Band 2, ab S. 145 f.
- ↑ a b berchtesgaden-evangelisch.de Alfred Spiegel-Schmidt: Reformation und Emigration im Berchtesgadener Land. Text zur Emigration der Protestanten aus der Fürstpropstei Berchtesgaden.
- ↑ a b Manfred Feulner: Berchtesgaden – Geschichte des Landes und seiner Bewohner. Siehe Kap. Die Vertreibung der Protestanten aus Berchtesgaden. S. 168–169
- ↑ Joseph Ernst von Koch-Sternfeld: Geschichte des Fürstenthums Berchtesgaden und seiner Salzwerke. Band 2, ab S. 131 f.
- ↑ Joseph Ernst von Koch-Sternfeld: Geschichte des Fürstenthums Berchtesgaden und seiner Salzwerke. Band 3, ab S. 68 f.
- ↑ Hellmut Schöner: Berchtesgaden im Wandel der Zeit. Ergänzungsband I, 1982, S. 262
- ↑ Hellmut Schöner: Berchtesgaden im Wandel der Zeit. Ergänzungsband I, 1982, S. 263
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