Eugen Salomon

Eugen Salomon

Eugen Salomon (* 5. März 1888 in Wörrstadt; † 14. November 1942 im KZ Auschwitz-Birkenau) gehörte 1905 zu den Gründern des Fußballvereins 1. Mainzer Fußballclub „Hassia“ 05 und war ab Oktober 1905 zeitweilig dessen Erster Vorsitzender. Aus diesem Verein ging 1919 der 1. Mainzer Fußball- und Sportverein 05 (1. FSV Mainz 05) hervor, der heute in der Ersten Fußball-Bundesliga spielt. Eugen Salomon war von 1905 bis 1933 Mitglied des Vereinsvorstandes, bis er nach der Gleichschaltung des Klubs 1933 nach Frankreich emigrierte. Von dort wurde er im November 1942 in das KZ Auschwitz-Birkenau deportiert und kurz darauf ermordet.

Inhaltsverzeichnis

Vereinsgründer, Vorstandsmitglied und Vorsitzender

Eugen Salomon wurde 1888 im rheinhessischen Wörrstadt geboren und zog erst im Jahr 1900 mit seiner Familie nach Mainz. Dort gehörte er im März 1905 zusammen mit acht anderen, vorwiegend jugendlichen Mainzern zu den Gründern des 1. Mainzer Fußballclub „Hassia“ 05. Auf einer außerordentlichen Generalversammlung im Oktober 1905 wurde der erst 17-jährige Salomon zum Ersten Vorsitzenden des Vereins gewählt. Durch Salomons Engagement wurde der bis dahin unorganisiert spielende Verein am 24. Juni 1906 in den Verband Süddeutscher Fußball-Vereine aufgenommen, wo er am 7. Oktober 1906 sein erstes Pflichtspiel in der Klasse B bestritt.

Während seiner Tätigkeit als Vorsitzender, Vorstandsmitglied und auch Sponsor des Vereins fusionierte dieser mehrfach, bis nach Ende des Ersten Weltkrieges 1919 der 1. FSV Mainz 05 entstand. In seine Amtszeit im Vorstand fällt auch die erfolgreiche Phase des Vereins in den 1920er und frühen 1930er Jahren in der Bezirksliga Hessen. Dort gewannen die Mainzer mehrfach die Hessenmeisterschaft und 1926/27 den Titel im Bezirk Rheinhessen-Saar, was jeweils zur Teilnahme an der Süddeutschen Meisterrunde berechtigte. Eugen Salomon machte sich in den 1920er Jahren als Inhaber von Textilwarengroßhandlungen selbständig und war nach Geschäftsaufgabe in Folge der Weltwirtschaftskrise als Textilvertreter tätig.

Zu Beginn der nationalsozialistischen Herrschaft galt der 1. FSV Mainz 05 als „Judenverein“. Neben Eugen Salomon als Gründer und Vorstandsmitglied sowie dem bekannten Mainzer Geschäftsmann Carl Lahnstein, ebenfalls im Vorstand, waren zahlreiche weitere Vereinsmitglieder jüdischen Glaubens. Am 10. August 1933 kam es in einer außerordentlichen Generalversammlung des Vereins zu Satzungsänderungen mit dem Ziel der „Entfernung der Juden“ aus dem deutschen Fußball. Der damit „unerwünschte“ und seiner Ämter enthobene Eugen Salomon verließ Deutschland noch im selben Jahr.

Über seinen weiteren Lebensverlauf war bislang wenig bekannt. 1934 wird in den Mainzer Telefonbüchern letztmalig ein Eugen Salomon aufgeführt. Laut Auswanderungslisten verließ Eugen Salomon Deutschland in Richtung Frankreich. Zum 50-jährigen Jubiläum des 1. FSV Mainz 05 soll sich 1955 beim Verein ein Sohn des Vereinsgründers gemeldet haben. Dieser berichtete, seine Familie habe emigrieren können und sein Vater sei inzwischen verstorben.[1] Auch habe sich Salomon 1933 mit einem kurzen, aber herzlichen Brief bei Julius Etz, Spieler, Trainer und Geschäftsführer von Mainz 05, verabschiedet. Carl Lahnstein konnte Ende der 1930er Jahre in die USA emigrieren.

Die Forschungsarbeit von Vertretern des Stadtarchivs Mainz, des NS-Dokumentationszentrums Rheinland-Pfalz/Gedenkstätte KZ Osthofen und des Instituts für Geschichtliche Landeskunde an der Universität Mainz im Sommer 2011 ergab nun neue Erkenntnisse zum weiteren Lebensverlauf von Eugen Salomon.[2][3][4] Er emigrierte zusammen mit drei anderen Personen, möglicherweise seine Frau und Kinder, tatsächlich nach Frankreich und lebte dort bis 1942. Laut dem „Journal officiel de la République française“ wurde Eugen Salomon im November 1942 nach Auschwitz deportiert. Dort wurde er am 14. November 1942 von den Nationalsozialisten ermordet.[5]

Gedenken an Eugen Salomon in Mainz

Straßenschild der Eugen-Salomon-Straße in Mainz (im Hintergrund die zum Zeitpunkt der Aufnahme noch im Bau befindliche Coface Arena)

2010 wurde der fast vergessene Eugen Salomon aufgrund der kontroversen Namensbenennung einer Mainzer Straße der breiteren Öffentlichkeit wieder bekannt. Im Zuge der Bauarbeiten der Coface Arena des 1. FSV Mainz 05 in Bretzenheim beschloss der dortige Ortsbeirat, den Namen Arenastraße für die Zufahrtsstraße vom Europa-Kreisel zum Stadion zu vergeben. Die "Supporters Mainz" (Dachverband der Fans und Fanclubs von Mainz 05[6]) schlugen stattdessen den Namen Eugen-Salomon-Weg/Straße vor.[7] Dieser Vorschlag wurde von regionalen Medien aufgenommen und rege diskutiert, während die Kommunalpolitik vorerst an dem vom Ortsbeirat vorgeschlagenen Namen festhielt. Nachdem im Ortsbeirat bei einer erneuten Abstimmung ein Patt zwischen beiden Namensvorschlägen entstand, beschloss der Kulturausschuss des Mainzer Stadtrats am 22. Juni 2010 mehrheitlich über alle Fraktionen hinweg die Benennung der Zufahrtsstraße in Eugen-Salomon-Straße. [8] Am 6. April 2011 wurde die Straße offiziell eingeweiht. [9]

Nach den neuen Erkenntnissen zum Lebenslauf von Eugen Salomon plant die Stadt Mainz zusammen mit dem 1. FSV Mainz 05 ein Stolperstein-Mahnmal des Künstlers Gunter Demnig. Dies soll vor dem letzten Mainzer Wohnsitz Eugen Salomons in der Boppstraße in der Neustadt installiert werden.

Literatur

  • Reinhard Rehberg, Jörg Schneider, Christian Karn u. a.: 100 Jahre 1. FSV Mainz 05: Das Buch zum Jubiläum. Herausgeber: 1. FSV Mainz 05, Eigenverlag, Mainz 2005

Einzelnachweise

  1. Laut Mitteilung 1. FSV Mainz 05 (vom 1. Juli 2010)
  2. 05-Gründer Eugen Salomon wurde Opfer des Holocaust - Laut Mitteilung 1. FSV Mainz 05 (vom 23. September 2011)
  3. Neue Erkenntnisse: Mainz 05-Gründer Eugen Salomon starb in Auschwitz, von Monika Nellessen in Rhein Main Presse, 23. September 2011
  4. Mainz 05-Gründer starb in Auschwitz von Jochen Dietz, 23. September 2011
  5. Kurzporträt: Eugen Salomon, rhein-zeitung.de, 23. September 2011
  6. supporters-mainz.de
  7. Stadion-Adresse gesucht: Vorschlag der Supporters - Eugen-Salomon-Straße
  8. Laut Mitteilung 1. FSV Mainz 05 (vom 1. Juli 2010)
  9. Allgemeine Zeitung Mainz (aufgerufen am 25. April 2011)

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