Faustin Ens

Faustin Ens

Faustin Ens (* 15. Februar 1782 in Rottweil, Heiliges Römisches Reich; † 5. März 1858 in Bregenz, Österreich-Ungarn) war ein tschechischer Gymnasiallehrer und Landvermesser. Er war einer der Gründer des Schlesischen Landesmuseums.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Er wurde als das dreizehnte von vierzehn Kindern geboren. Die Eltern waren Eleonora und Stanislaus Ens. Im Geburtenregister wurde er mit dem Namen „Johan Babista Faustin Ens“ eingetragen.

Seine Familie hatte eine lange Lehrertradition, bereits sein Großvater und Vater waren Lehrer. Durch dieses Vorbild erlangte er auch zum Beruf. Mit elf Jahren betrat er das Breisacher Gymnasium, 1799 absolvierte er das Abitur, im Jahr 1802 trat er in die berühmte Albert-Ludwigs-Universität in Freiburg im Breisgau ein, welche auch seine Brüder besucht hatten. Ens studierte dort Rechtswissenschaften und Philosophie. Sein Studium wurde durch die napoleonischen Kriege geprägt.

Im Jahr 1807 wurde er als Privatlehrer für eine wohlhabende Adelsfamilie in Opava angestellt. Im Jahre 1813 trat er als Vertretungslehrkraft in das deutsche Gymnasium in Opava ein. Er unterrichtete dort bis zu seiner Pensionierung. In diesem Gymnasium beeinflusste er viele seiner Schüler, die später in vielen Bereichen außerhalb Mährisch-Schlesiens bekannt wurden, darunter:

In den Unterrichtsstunden von Faustin Ens erwarben auch zukünftige, bekannte Politiker (z.  Felix von Lichnowsky, Hans Kudlich, J. H. Kudlich ), Historiker und Chroniker (Erasmus Kreuzinger) ihre Kenntnisse.

Im Jahr 1814 gründete er mit Joseph Schössler und Franz Mückoshem von Buchberg das Gymnasium mit dazugehörigem Museum in Opava[1] eines der ältesten, wissenschaftlichen Museen in der heutigen Tschechien[2]. Erst später hat man begonnen, Nachweise über die geschichtliche Entwicklung Schlesiens zu sammeln und begann den Bau von Sammlungen verschiedener Modelle von Maschinen und Produktionsanlagen. Teil des Museums ist auch eine Bibliothek. Um die Sammlungen und die Bibliothek zu erweitern, wurden vor allem Spenden gesammelt. Die wichtigste Unterstützung kam durch das Adelsgeschlecht von Opava. Vier Jahre nach der Gründung der Bibliothek waren bereits 6.000 Bücher, Sammlungen von Mineralien mit gesamt 200 Stück, 400 Stück von Sammlungen an verschiedenen Insekten, eine nummerierte ornithologische Sammlung mit 1.000 Stück und rund 600 Pflanzen aus Schlesien registriert. 1834 waren in der Bibliothek rund 63 handschriftlich erfasste Dokumente und 13.000 Bücher[1] vorhanden, weiterhin wuchs die Sammlung.

Deshalb kam mit der Zeit großer Platzmangel auf, aber auch finanzielle Sorgen machten dem Museum zu schaffen. Die Gründer mussten oft in die eigene Tasche greifen oder mussten literarische oder musikalische Werke verkaufen. Der Platzmangel wurde am Ende mit dem Umbau der Kapelle des Gymnasiums behoben.

Im Jahr 1821 beschloss der schlesische Landtag, einen Leiter für die Sammlungen zu beschäftigen. Faustin Ens wurde erstrangiger Leiter der Museumsverwaltung, im Jahr 1822 auch vom Gymnasium. Das Museum wurde von Faustin Ens bis ins Jahr 1844 betreut. In diesem Jahr schlug ihn der Tod von engen den Freunden Franz Mückoshem von Buchberg und J. J. Schlösser, dem Bürgermeister, nieder. Daher trat er im Sommer 1844 in den Ruhestand und beschloss, aus Opava in seine Heimat Deutschland umzuziehen. Am Anfang ließ er sich in Konstanz nieder, ab 1848 lebte er bis zu seinem Tod im eigenen Haus in Bregenz. Dort entwickelte er eine aktive berufliche Tätigkeit die zur Gründung des Vorarlberger Landesmuseums führte. Er selbst hat zahlreiche Kontakte mit Menschen aus Opava beibehalten, dies offenbarte die Neigung zur Stadt und der mährisch-schlesischen Umgebung.

Werke

Für die Bedürfnisse seiner Schüler schrieb er das Lehrbuch „Abriss der physischen Geographie“ und konstruierte ein Modell der Erde. Weitere seiner pädagogischen Lehrpläne wurden Teil des gymnasialen Museums. In seinem privaten Anwesen hat er zahlreiche Schriften verfasst; diese dienten als Vorbereitung für den Unterricht: „Wegweiser in das Reich der Mineralogie“, „Späne zur Geschichte und Geographie“. Ens war bei seinen Schülern sehr beliebt, in seinem Anwesen wurden zahlreiche Briefe von ehemaligen Studenten gefunden. Kurz vor seiner Pensionierung im Jahre 1844 hatten ihm die Schüler deshalb einen Pokal mit der Widmung „OPTIMO MAGISTRO DISCIPLI GRATISSIMI.“ (lateinisch für: Die dankbarsten Schüler ihrem bestem Lehrer.) geschenkt.

Neben seines Lehramts widmete er sich der wissenschaftlichen Arbeit im Gebiet der Geschichte und um die Mitte des zweiten Jahrzehnts dem für die mährisch-schlesische Landschaft aufgekommenen Interesse für Land, Lebensweise, Kultur, Sprache und Geschichte. Es wird vermutet, dass Ens anonym Artikel für eine Brünner Zeitschrift für gebildeten Menschen geschrieben hat, z. B. "Troppau und dessen Umgebung". Sein wissenschaftlicher Höhepunkt war "Das Oppaland". Es besteht aus vier Bänden:

  1. Band: Geschichtliche Ereignisse über den Adel in Opava
  2. Band: Ereignisse in der Stadt Opava
  3. Band: Gesamte Charakteristik der Stadt Opava
  4. Band: Topografische Beschreibung der Ortschaft Opava

Es war ein Gesamtwerk, welches keinem anderen Werk von Ens ähnelte: er behandelte in diesem Werk nur die Geschichte, nicht wie üblich die Topografie.

Einzelnachweise

  1. a b Karel Müller und Rudolf Žaček mit Kollegium Opava: Kapitola Intelektuální centra In: Lidové noviny (Praha) 2006, S. 428. ISBN 80-7106-808-X
  2. Karel Müller und Rudolf Žaček mit Kollegium Opava: Kapitola Tuscula tradice: historie a muzeum In: Lidové noviny (Praha) 2006, S. 499. ISBN 80-7106-808-X

Weblinks


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