- Schlesien (Tschechien)
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Schlesien (auch Tschechisch-Schlesien, Mährisch-Schlesien bzw. Sudetenschlesien, tschech.: Slezsko, heute auch České Slezsko) ist ein Gebiet im Nordosten der Tschechischen Republik, das mit dem historischen Österreichisch-Schlesien weitgehend übereinstimmt. Es ist neben Böhmen und Mähren eines der drei Länder der Böhmischen Krone.
Inhaltsverzeichnis
Geographie
Das Gebiet liegt zum größeren Teil in den Sudeten, die im Osten in die Karpaten (Beskiden) übergehen. Die wichtigsten Flüsse sind die Oder (Odra) und die Oppa (Opava), welche zeitweilig die Grenze zu Preußisch-Schlesien bildete. Neben Ostrava (dessen Hauptteil allerdings historisch zu Mähren gehört) sind die wichtigsten Städte die historische Hauptstadt Opava (Troppau), Karviná (Karwin), Bohumín (Oderberg), die künstlich angelegte Stadt Havířov sowie Český Těšín, der tschechische Teil von Teschen.
Geschichte
Nach den Schlesischen Kriegen 1742 ist ein kleiner Landstrich bei Österreich verblieben, der ausgerechnet auch das Herzogtum Jägerndorf umfasste, auf das die preußischen Erbansprüche gerichtet waren. Es wurde unter dem Namen Herzogtum Ober- und Niederschlesien organisiert, zur Hauptstadt wurde Troppau erhoben. Dieses Österreichisch Schlesien bestand aus zwei Teilen, zwischen denen bei Ostrau mährisches Gebiet bis an die preußische Grenze reichte.
1910 lebten in Österreichisch Schlesien 43,9 % Deutsche, 31,7 % Polen (vor allem im östlichen Landesteil) und 24,3 % Tschechen (vor allem um Troppau im westlichen Landesteil). Nach dem Ersten Weltkrieg und dem Zerfall Österreich-Ungarns 1918 wurde das Gebiet gleichzeitig von zwei der Nachfolgestaaten beansprucht. Der neue Staat Deutschösterreich vereinigte es mit Nordmähren zur Provinz Sudetenland. In der Tschechoslowakei, deren Anspruch im Vertrag von Saint-Germain bestätigt wurde, bildete es das Land (země) Schlesien (Slezsko), zur Verdeutlichung auch Tschechisch-Schlesien[1] (České Slezsko) oder Mährisch-Schlesien (Moravské Slezsko) genannt. 1920 kam infolge des Versailler Vertrags auch ein Teil von Preußisch-Schlesien an die Tschechoslowakei, das so genannte Hultschiner Ländchen, während das Gebiet östlich der Olsa zu Polen kam.
Nach dem Münchener Abkommen von 1938 fiel es zusammen mit weiteren mehrheitlich deutschsprachigen Gebieten der Tschechoslowakei als Reichsgau Sudetenland an das Deutsche Reich, das Hultschiner Ländchen wurde in die preußischen Provinzen und die Gegend um Teschen nach Polen und ein Jahr später ebenfalls an Oberschlesien eingegliedert. Ein schmaler Landstreifen tschechischsprachiger Gemeinden am rechten Ufer der Ostrawitza verblieb zuerst bei dem geschrumpften tschechoslowakischen Staat und wurde nach dessen Okkupation durch die reichsdeutschen Truppen zum Bestandteil des Protektorats.
Die Bevölkerung in Schlesien sprach Varietäten des Gebirgsschlesischen, aber auch die lachischen Dialekte des Tschechischen sowie, etwa östlich des heutigen Stadtgebiets von Ostrava, Polnisch. Bereits nach dem Münchner Abkommen wurden aus dem an Polen abgetretenen Teschner Land (Olsagebiet) die Deutschen und Tschechen, soweit sie dort kein Heimatrecht besaßen oder der neuen polnischen Verwaltung missfielen, gemeinsam vertrieben. Nach dem Zweiten Weltkrieg folgte die Vertreibung der deutschen Bevölkerung aufgrund der Beneš-Dekrete.
Seit dem Ende der Tschechoslowakei 1993 gehört das Gebiet zur Tschechischen Republik, in der es einen der drei traditionellen Landesteile (země, den Kronländern der Monarchie entsprechend) bildet, die zwar in der großen Version des tschechischen Wappens vorkommen, sich mit der heutigen verwaltungsmäßigen Einteilung der Republik jedoch nicht decken, so dass ihnen nur noch eine historische Bedeutung zukommt. Heute gehört der eher strukturstärkere und wesentlich größere östliche Anteil der historischen schlesischen Gebiete zum Moravskoslezský kraj, während der eher strukturschwächere Westteil zum Olomoucký kraj gehört.
Siehe auch
Literatur
- Geschichte
- Manfred Alexander: Kleine Geschichte der böhmischen Länder. Reclam, Ditzingen 2008, ISBN 978-3-15-010655-6 (aktuelle Überblicksdarstellung; Inhaltsverzeichnis)
- Karl Bosl (Hrsg.): Handbuch der Geschichte der böhmischen Länder. 4 Bände, Hiersemann, Stuttgart 1966–1974, ISBN 3-7772-6602-7 (für das Gesamtwerk),[2] (Inhaltsverzeichnis)
- Collegium Carolinum (Hrsg.): Biographisches Lexikon zur Geschichte der böhmischen Länder. 4 Bände, Oldenbourg, München 1979 ff., ISBN 978-3-486-49491-4, ISBN 978-3-486-52551-9 u. ISBN 978-3-486-55973-6 (2009 bis Band 4, Lieferung 3, „Stefani“ erschienen; Inhaltsangabe)
- Collegium Carolinum (Hrsg.): Ortslexikon der böhmischen Länder. Oldenbourg, München 1983, ISBN 3-486-51761-9
- Kulturgeschichte
- Hugo Rokyta: Die böhmischen Länder. Handbuch der Denkmäler und Gedenkstätten europäischer Kulturbeziehungen in den böhmischen Ländern. Bd. 3: Mähren und Schlesien. 2. üb. und erw. Aufl. Vitalis, Prag 1997, ISBN 80-85938-23-5
Weblinks
Commons: Schlesien (Tschechien) – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienEinzelnachweise
- ↑ Vgl. dazu Dorota Leśniewska in: Christian Lübke (Hrsg.): Struktur und Wandel im Früh- und Hochmittelalter: Eine Bestandsaufnahme aktueller Forschungen zur Germania Slavica. Steiner, Stuttgart 1998, ISBN 3-515-07114-8, S. 32;
Detlef Brandes, Der Weg zur Vertreibung 1938–1945. Pläne und Entscheidungen zum „Transfer“ der Deutschen aus der Tschechoslowakei und aus Polen. 2. überarb. und erw. Aufl., Oldenbourg, München 2005, ISBN 3-486-56731-4, S. 117. - ↑ Detailliertes Standardwerk nach dem Forschungsstand der 1960er Jahre
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