Feuertopf (Geschütz)

Feuertopf (Geschütz)
Zeitgenössische Darstellung eines Feuertopfs von Walter de Milimete, 1326

Ein Feuertopf, auch Pfeilbüchse (frz. pot de fer „Eisentopf“) genannt, ist eine frühes mittelalterliches Geschütz.

Rekonstruktion einer frühen europäischen Pfeilbüchse aus dem frühen 14. Jahrhundert
Frontansicht

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

In Europa traten Feuerwaffen während der Wende vom 13. zum 14. Jahrhundert erstmals auf. Das Konzept der mit Schwarzpulver betriebenen und mit Eisenpfeilen schießenden Pfeilbüchse kam über die Handelswege Arabiens nach Europa.

Das Geschütz wurde aus Eisen oder Bronze gegossen. Es war 1- 1,20 m lang, an der breitesten Stelle 40 cm und an der schmalsten 15 cm breit. Als Munition dienten zunächst große Eisen- und Brandpfeile ("Kugelpfeile" oder auch "Büchsenpfeile" genannt, zeitgenössisch: "Sprite" oder "Springel"[1]) dessen Schäfte mit Leder umwickelt wurden. Später wurden von den Europäern entwickelte Kanonenkugeln aus Stein, Blei oder Eisen verwendet. In den meisten Fällen wurden harte, knapp 2 kg schwere Steinkugeln verwendet. Sie sind leichter als Eisenkugeln, dadurch war der Rückstoß und die Gefahr dass eine Kanone explodierte geringer. Steinerne Kanonenkugeln waren billiger und beim Aufprall flogen rasiermesserscharfe Steinsplitter im Zielgebiet herum. Gezündet wurde der Feuertopf über ein Zündloch mittels eines Luntenstocks. Die Reichweite betrug 300 m. Der Feuertopf war keine Präzisionswaffe, er traf nur ungefähr, dafür konnte ein Treffer mehrere Krieger auf einmal das Leben kosten.

Als älteste bildliche Darstellung eines Feuertopfes gilt die in der englischen Handschrift De Notabilitatibus, Sapientiis et Prudentia Regum von Walter de Milimete aus dem Jahr 1326. Sie zeigt ein Geschütz in Form einer dickbauchigen, enghalsigen Vase, die auf einem vierbeinigen Holzgestell (Lafette) gelagert ist, einen Büchsenpfeil als Munition geladen hat und gezündet wird.

Der erste nachweisbare Einsatz von Feuerwaffen in Deutschland fand bei der Belagerung der Burg Eltz während der Eltzer Fehde von 1331- 1336 mit Pfeilbüchsen statt. Es wurde zwischen 1975 und 1981 bei Restaurierungsarbeiten der Burg Eltz neben 23 großen Blidenkugeln auch ein Büchsenpfeil an der westlichen Vorburg, die am stärksten unter Beschuss stand, gefunden. Die Wirkung der Pfeilbüchsen war wohl eher demoralisierender (aufgrund des Knalls) als zerstörerischer Natur. Mit der Datierungsmöglichkeit auf die Eltzer Fehde handelt es sich um den ältesten bislang bekannten Beleg des Einsatzes dieser Waffe in Deutschland.[2]

Ein bei Loshult in Südschweden im Jahr 1861 gefundener aus Bronze gegossener Feuertopf von etwa 30 cm Länge[3], dessen Entstehung ins 14. Jahrhundert datiert wird, ist vermutlich der älteste erhaltene Kanonenlauf. Dieser Fund wird aufgrund des Fundortes Loshult-Büchse genannt.

Die Feuertöpfe sind die Ahnherren der Handrohre - der ersten Handfeuerwaffen der Geschichte.

Siehe auch

Literatur

  • Quo Vadis: Schicksalsstunden der Menschheit von Hans-Christian Ruf, S. 278-283, Gustav Lübbe Verlag, ISBN 3-7857-0877-7.
  • Walter de Milimete, De Notabilitatibus, Sapientiis et Prudentia Regum, 1326.
  • Wilfrid Tittmann: Die Eltzer Büchsenpfeile von 1331–1333. In: Waffen- und Kostümkunde, Band 36 (1994), S. 117-128, Band 37 (1995), S. 53-64.
  • Jochen Gartz: Vom griechischen Feuer zum Dynamit. Eine Kulturgeschichte der Explosivstoffe, Verlag E.S. Mittler & Sohn GmbH, 2007. ISBN 978-3-8132-0867-2.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. http://www.visier.de/2476.html Visier - Das internationale Waffenmagazin - Das pfeilförmige Geschoss hieß im Sprachgebrauch jener Jahre auch "Sprite" oder "Springel", 6. Juli 2005
  2. Wilfrid Tittmann: Die Eltzer Büchsenpfeile von 1331–1333. In: Waffen- und Kostümkunde, Band 36 (1994), S. 117-128, Band 37 (1995), S. 53-64
  3. Hauptmasse des Loshult-Rohres

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