- Fort Joseph
-
Das Fort Joseph auch Josephsschanze genannt, war Bestandteil des zweiten Festungsrings des barocken Mainz, Hauptstadt des von den Kurfürsten und Erzbischöfen verwalteten Territoriums Kurmainz im Heiligen Römischen Reich.
Inhaltsverzeichnis
Geographische Lage
Die Josephsschanze wurde rechts vor dem Gautor auf der Höhe des Linsenbergs angelegt, wo man hinunter in das Zaybachtal zu den Pfeilern der römischen Wasserleitung geht, neben der ehemaligen römischen Heerstraße, die aus der Porta praetoria des Kastrums führte. Es liegt dem Hauptstein gegenüber und nur durch das gedachte Tal von ihm getrennt. Sie dehnt sich bis an den Rand der Anhöhe aus und hatte zwei vor einander liegende Lünetten. Mit dem Hauptstein war sie in der Lage die ganze Bingerstraße und den sogenannten Dalheimer Grund, bis über Zahlbach hinaus zu bestreichen.[1]
Die heute noch sichtbaren spitz zulaufenden Steinmauern der Überreste des Forts, an die hinten auf beiden Seiten die Flanken anschlossen, werden heute von der Langenbeckstraße und dem Czernyweg der Mainzer Oberstadt begrenzt, die zur Universitätsmedizin der Johannes Gutenberg-Universität Mainz führen.
Geschichte
Fort Joseph wurde im Zeitraum zwischen Mai 1713 [2] und 1730 nach Plänen des Festungsbaumeisters Johann Maximilian von Welsch im Auftrag des Kurfürsten Lothar Franz von Schönborn erbaut, um die Mainzer Interessen am Rhein zu schützen. Zwanzig Jahre zuvor wurde die Festung von einem kaiserlichen Befreiungsheer unter dem Befehl von Herzog Karl Alexander von Lothringen nach dreimonatiger Belagerung und Beschießung von Stadt und Wällen am 8. September 1689 von französischer Besatzung befreit.
Nun sollten fünf neuen Forts zur Verstärkung der Festung Mainz beitragen, denn durch die Modernisierung der Waffentechnik reichten die Kanonen mittlerweile so weit, dass feindliche Truppen einfach über die Schönborn'schen Bastionen des ersten Festungsrings hinwegschießen konnten. Fort Joseph sollte mit den vier anderen detachierten Forts die 16 alten Bastionen besser nach Westen hin entlasten. Welsch wurde dabei vom Ingenieur-Oberstleutnant Luttig, Ingenieur-Oberst Gerhard Cornelius von Walrave und weiteren Ingenieursoffizieren unterstützt[3].
Forts und Schanzen des Verbundes
Die Karlsschanze [Fort Karl] lag oberhalb des ehemaligen Lustschlosses Favorite, des heutigen Stadtparks, in der Nähe des ehemaligen Neutors. Ein kreneliertes Mauerwerk mit Gräben und Brustwehr verband die Karlsschanze mit dem unter Kurfürst Philipp Karl erbauten Fort Welsch, auch das „welsche Schänzchen“ genannt. Ebenso war die Elisabethenschanze [Fort Elisabeth] mit der Philippsschanze [Fort Philipp] durch eine krenelierte Mauer verbunden. Zwischen den Forts Philipp und Elisabeth lief die Chaussee nach Nieder-Olm und rechts vor Fort Philipp lief ein Feldweg nach Zahlbach. Das doppelte Zangenwerk - «la double Tenaille» - mit seinen drei davor liegenden Ravelinen bildete ein Tenaillensystem als Verbindung der Forts Elisabeth und Joseph. Fort Joseph hatte ein Blockhaus zur Deckung der Retirade (lat.- ital.- franz. Ort des Rückzugs) und eine große Fläche vor seiner Spitze zur Bestreichung des sogenannten „heiligen Tals“, das schon in römischer Zeit und bis ins 8. Jahrhundert für Begräbnisse genutzt worden war.
Die sehr große Festung belastete den Haushalt des Kurstaats erheblich. Das „Ingenieur-Kommando“, das für die gesamten Befestigungsanlagen der Stadt Mainz verantwortlich war, bemängelte bei der kurfürstlichen Administration den mangelnden Ausbau und die fehlende Instandhaltungsmaßnahmen, durch die sie die Anlagen langsam verkommen sah. Rudolf Eickemeyer wandte sich mit mehreren Gutachten direkt an den Kurfürsten und wies auf den katastrophalen Zustand der Festungsanlagen hin. Als französische Revolutionstruppen sich im Oktober 1792 unter General Adam-Philippe de Custine Mainz näherten, musste man dies mit dem erneuten Verlust der Festung an Frankreich bezahlen.
Die Überreste von Fort Joseph sind heute ein Kulturdenkmal in Mainz-Oberstadt.
Weblinks
- Das Fort Josef auf der Seite „Festung Mainz“
Einzelnachweise
- ↑ Karl Anton Schaab: Die Geschichte der Bundes-Festung Mainz, historisch und militärisch nach den Quellen bearbeitet. Eigenverlag des Verfassers, Mainz 1835
- ↑ Alfred Börckel: Mainz als Festung und Garnison von der Römerzeit bis zur Gegenwart. Verlag von J. Diemer, Mainz 1913 (S. 71).
- ↑ Alfred Börckel: Mainz als Festung und Garnison von der Römerzeit bis zur Gegenwart. Verlag von J. Diemer, Mainz 1913 (S. 71).
Werke der Festung MainzZitadelle Mainz | Fort Hartenberg | Fort Hartmühl | Rheingauwall
Fort Karl | Fort Welsch | Fort Elisabeth | Fort Philipp | Fort Joseph
Fort Weisenau | Fort Karthaus | Fort Heiligkreuz | Fort Hechtsheim | Fort Mariaborn | Fort Zahlbach | Fort Stahlberg | Dahlheimer Schanze | Bretzenheimer Turm | Fort Gonsenheim | Fort Bingen
Fort Großherzog von Hessen | Fort Neue Mainspitze | Fort Alte Mainspitze | Fort Josef | Fort Biehler
Wikimedia Foundation.
Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:
Joseph Thomas Murray — (* 12. Mai 1834 in Salem, Massachusetts; † 27. Januar 1907 in Springfield, Massachusetts) war ein US amerikanischer Fabrikant und Erfinder. Inhaltsverzeichnis … Deutsch Wikipedia
fort — 1. fort, forte [ fɔr, fɔrt ] adj. et n. m. • Xe; fém. fort jusqu au XIVe; lat. fortis I ♦ Qui a de la force, un grand pouvoir d action. 1 ♦ Qui a de la force physique. ⇒ puissant, résistant, robuste, solide, vigoureux; fam … Encyclopédie Universelle
Fort Biehler — Das Fort Biehler war ein Teil der Festung Mainz. Es wurde in den Jahren 1880 bis 1884 als Fort Petersberg erbaut. Am 30. April 1885 erfolgte die Umbenennung in Fort Biehler zu Ehren des ein Jahr zuvor ausgeschiedenen Chefs des preußischen… … Deutsch Wikipedia
Fort Weisenau — Ostflanke des Forts Weisenau. Insgesamt fünfzehn Joche formen den geknickten Verlauf der Flanke. Den Jochen mit Trennwänden entsprechen die in Gelbsandsteinquadermauerwerk aufgeführten Konstruktionsstichbögen mit je fünf Schlitzfenstern. Das Fort … Deutsch Wikipedia
Fort St. Joseph (Ontario) — Fort St. Joseph is a former British outpost on the southernmost point of St. Joseph Island in what is now Ontario, Canada on Lake Huron. Situated on approximately 325 hectares on the St. Mary s River, Fort St. Joseph was the staging ground for… … Wikipedia
Fort St. Joseph (Niles) — Fort Saint Joseph was a fort originally established on land granted to the Jesuits by King Louis XIV located on what is now the south side of the present day town of Niles, Michigan. Pere Jean Claude Allouez established the Mission de Saint… … Wikipedia
Joseph Gale — Joseph Goff Gale Mandats Membre du comité exécutif du premier gouvernement provisoire d Oregon Législature 1843–1844 Biographie Date de … Wikipédia en Français
Joseph Pomeroy Widney — (December 26, 1841 mdash; July 4, 1938) was a polymathic pioneer American physician, medical topographer, scholar educator, clergyman, entrepreneur philanthropist, proto environmentalist, prohibitionist, philosopher of religion, controversial… … Wikipedia
Joseph Bailly — (7 April 1774 ndash; 21 December 1835) was a fur trader and a member of an important French Canadian family that included his uncle, Charles François Bailly de Messein.Bailly was one of several Canadians from prominent families who were important … Wikipedia
Joseph Broussard — Joseph Brossard Pour les articles homonymes, voir Brossard. Joseph Brossard (ou Broussard) dit Beausoleil (né à Port Royal en 1702, décédé en Louisiane en 1765) était le chef de la résistance de la vallée du fleuve Petitcoudiac durant la… … Wikipédia en Français