Franken-Klasse

Franken-Klasse
Franken-Klasse
Stapellauf: ?. August 1905 –
8. Juni 1906
30. Januar –
10. September 1907
Indienststellung: 10. Oktober 1905 –
23. August 1906
4. März –
4. Oktober 1907
Bauwerften:
Schwesterschiffe: Franken, Schwaben.
Hessen, Westfalen,
Thüringen, Lothringen
sehr ähnlich: Schlesien.
Göttingen, Greifswald
Passagiere:
Besatzung: 50 Mann
Technische Daten
Vermessung: 4994–5122, ~5441–5536 BRT
Tragfähigkeit: 7.560–8.200, ~ 8.800 tdw
Länge über alles: 130,54–131,16, 133,70–135,94 m
Breite: 16,08 – ~16,85 m
Tiefgang: ... m
Maschinenanlage: Vierfach-Expansions-Dampfmaschine
Anzahl der Schrauben: 1
Leistung: 3.200 PSi
Höchstgeschwindigkeit: 11,5 kn
Verbleib
1905–1919–1935 NDL
1915–1954 Verlust / Abbruch

Die Franken-Klasse war eine Serie von Frachtern, die der Norddeutsche Lloyd für den Australiendienst in Auftrag gab und die 1905 bis 1907 fertiggestellt wurden. Ab 1912 wurde dieser Frachtdienst durch die Schiffe der Rheinland-Klasse verstärkt.

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Es handelte sich um den ersten Auftrag für große Frachtschiffe des NDL für seine neue Frachtlinie nach Australien. Der Bremer Vulkan, die Tecklenborg-Werft und die AG Weser bauten jeweils zwei Schiffe. Bei einer Größe von 4994–5122 BRT, einer Tragfähigkeit von 7.560–8.200 tdw waren die mit einer Vierfachexpansions-Dampfmaschine von 3200 Ps ausgestatteten Schiffe 11,5 kn schnell. Sie waren 130,54 bis 131,16 m lang und 16,08 m breit und hatten 50 Mann Besatzung.

1907 folgten noch drei etwas größere Frachter vom Bremer Vulkan (Göttingen, Greifswald) und der Flensburger Schiffsbau-Gesellschaft (Schlesien). Letztere war die einzige dieser ersten Frachter, der nicht nach Australien sondern zum Río de la Plata in Einsatz kam.

Einsatz beim Norddeutschen Lloyd

Am 10. Oktober 1905 kam die Franken (Bremer Vulkan, Bau-Nr. 483) erstes Schiff dieser Klasse in Dienst, die auch sofort den Frachtdienst nach Australien eröffnete. Die neue Linie ging über Beneluxhäfen ins Mittelmeer, durch den Sues-Kanal und lief dann Padang, Batavia und Soerabaya in Niederländisch-Indien an, um dann die Nordspitze Australien zu umlaufen und an der Küste Queenslands entlang über Townsville und Brisbane nach Sydney zu führen. 1905 wurden auch noch die bei Tecklenborg gefertigten Hessen und Westfalen (Bau-Nr. 207/208) am 9. November und am 30. Dezember in Dienst genommen.

Am 6. März 1906 lieferte der Bremer Vulkan dann die Schwaben (Bau-Nr. 484), der die bei der AG Weser gefertigten Lothringen und Thüringen (Bau-Nr. 149/148) am 3. April und 23. August 1906 folgten.

Die ähnliche Schlesien (5536 BRT) wurde am 4. März 1907 vom Flensburger Schiffbau geliefert und kam auf der Route zum Río de la Plata zum Einsatz.

1907 folgten noch die etwas größeren Göttingen (5441 BRT, 8850 tdw, 135,94 m lang) am 23. August und Greifswald (5486 BRT) am 4. Oktober (Bau-Nr. 503/504) für die Linie nach Australien, die im Juli allerdings ihre Route änderte, indem sie durch den Südatlantik nach Kapstadt führte und dann Fremantle in Australien ansteuerte und nun um das südliche Australien gegebenenfalls bis nach Brisbane führte.

Bei oder nach Kriegsbeginn befanden sich die Schiffe:

Franken August 1914 Rio de Janeiro, 1917 beschlagnahmt Taubate
Hessen 4. August 1914 in Port Philipp, Australien beschlagnahmt, Bulla[1]
Westfalen August 1914 Valparaíso, Chile
Schwaben Bremerhaven, März 1917 Sperrbrecher
Thüringen 27. August 1914 vor Fremantle durch HMAS Pioneer[2] aufgebracht, dann Moorina
Lothringen 5. August 1914 in Melbourne beschlagnahmt, Moora[3]
Schlesien 7. August 1914 in der Biscaya durch HMS Vindictive[4] aufgebracht, Maritime, 1915 Waikawa
Göttingen 1. August aus Moji mit Kohlen zum Kreuzergeschwader, im Tross über den Pazifik, 31. Oktober nach Valparaíso entlassen
Greifswald August 1914 in Fremantle beschlagnahmt, Carina[5]

Einsätze im Ersten Weltkrieg

Fünf zu Beginn des Krieges in britische Hände gefallene Frachter wurden sofort als Transporter zum Einsatz gebracht. Bulla ex Hessen und Carina ex Greifswald wurden von Australien eingesetzt. Die dort ebenfalls beschlagnahmten Moora ex Lothringen und Moorina ex Thüringen wurden Indien für Truppentransporter zur Verfügung gestellt.

Die Moorina wurde am 10. November 1915 im Mittelmeer südlich Kreta durch das deutsche U-Boot U 35 mit indischen Truppen an Bord versenkt. Es soll dabei keine Verluste gegeben haben.[6] Die am 7. August in der Biscaya durch den britischen Kreuzer Vindictive, der beim Raid auf Zeebrügge berühmt wurde, aufgebrachte Schlesien wurde unter den Namen Maritime und ab 1915 Waikawa eingesetzt und in Ballast fahrend am 19. Oktober 1917 östlich Plymouth durch UB 31 versenkt.[7]

Auf deutscher Seite wurde von der Etappe Japan die Göttingen unter Kapitän Nauß mit 5000 t Kohle aus Moji zum Kreuzergeschwader des Grafen Spee entsandt. Sie traf zuerst auf den Hilfskreuzer Cormoran und traf mit diesem und dem Dampfer O.J.D. Ahlers am 26. August auf das Geschwader beim Majuro-Atoll. Im Tross des Geschwaders lief sie weiter über Chistmas-Island, zur Comptroller-Bay der Insel Nukuhiva der Marquesas. Mit dem Reichspostdampfer York und dem Begleitschiff Titania lief sie mit dem Geschwader zur Osterinsel vor der chilenischen Küste bei Mas a Fuera (Robinson-Insel) wurde sie dann endgültig geleert und am 31. Oktober 1914 nach Valparaíso entlassen.

Am 31. Oktober lief die Glasgow auf der Suche nach der aus britischer Sicht noch einzeln operierenden Leipzig in Coronel ein. Dort wurde sie von Deutschen entdeckt, und die kurz zuvor ebenso wie die Yorck in Valparaíso eingetroffene Göttingen lichtete wieder den Anker und funkte um 02.50 Uhr am 1. November außerhalb der Dreimeilenzone: „Kreuzer Glasgow ankert auf Coronel Reede.“ Spees Geschwader marschierte umgehend mit 14 Knoten nach Süden, um die Glasgow abzufangen und stieß auf das Geschwader der Briten, die im folgenden Seegefecht bei Coronel zwei Panzerkreuzer verloren.

Die allein zum Kriegsbeginn in Deutschland befindliche Schwaben wurde im März 1917 Sperrbrecher der Kaiserlichen Marine.

Nachkriegseinsätze unter fremden Flaggen

Von den sechs Frachtern der Franken-Klasse und den drei sehr ähnlichen Schiffen überstanden sieben den Krieg. Zwei waren nach britischer Beschlagnahme in deren Dienst von deutschen U-Booten versenkt worden.

Die drei noch in britischen Diensten befindlichen Schiffe waren alle der australischen Staatslinie zugeteilt. 1923 wurde die Moora ex Lothringen an die Southern Whaling verkauft, die sie in Southern King[8] umbenannte. 1935 ging das Schiff an die Schwestergesellschaft South Georgia Co, wurde in Saluta umgetauft und 1951 schließlich abgebrochen.

Die Carina ex Greifswald wurde 1926 nach Griechenland verkauft und dort in Captain Rokos umgetauft. 1931 strandete sie auf Virgin Gorda nahe Saint Thomas. Die Bulla ex Hessen wurde 1926 nach Deutschland an die Reederei Schuchmann verkauft.

Am 5. Mai 1919 wurde dann noch die Schwaben, das einzige in Deutschland während des Krieges befindliche Schiff nach Großbritannien ausgeliefert. Anfangs von Strick bereedert kam sie ab 1921 unter dem Namen Cragness an verschiedene Eigner. Sie ging schon im Juni 1924 auf einer Reise von Durban nach Perim in der Straße von Mosambik durch Strandung verloren.

Das 1917 in Brasilien beschlagnahmte Typschiff Franken wurde in Taubate umbenannt und war 1920 bis 1922 – wie auch viele andere brasilianische Beuteschiffe – an Frankreich verchartert. Sie hatte die längste Dienstzeit aller Schiffe der Klasse, da sie erst am 2. Juli 1954 nach Bruch der Ankerkette vor Recife durch Strandung verloren ging.

Nachkriegsverwendung unter deutscher Flagge

Zwei bei Kriegsende in Valparaíso befindliche Frachter waren Teil des Columbus-Abkommens 1921 und blieben bei Rückführung aus Südamerika im Dienst des NDL.

Die Göttingen führte am 7. Oktober 1922 die erste Australienfahrt des NDL nach dem Weltkrieg durch. Sie wurde auch nach Ostasien eingesetzt, im März 1932 aufgelegt und im Juni 1933 zum Abbruch verkauft.

Die Westfalen war schon am 3. Januar 1921 nach Ostasien zum Einsatz gekommen. Das inzwischen überflüssige Schiff wurde am 1. Juli 1932 an die Deutsche Lufthansa (DLH) verchartert und zum ersten Katapultschiff für dessen Luftpostdienst über den Südatlantik umgebaut. 1933 führte sie erste Tests mit Dornier Wal-Flugbooten zwischen Bathurst und Natal durch. Anfang 1934 begann der Regeldienst. 1938 wurde die Westfalen an die DLH verkauft. Im März 1938 war sie beim Aufstellen eines neuen Langstrecken-Weltrekords beteiligt. Eine Do 18 D, D-ANHR, war für diesen Zweck zu einer Do 18 W (W für Weltrekord) modifiziert worden war. Sie gehörte nicht der Lufthansa, sondern blieb als reichseigenes Flugzeug bei der Dornier-Werke GmbH, wo sie für den Rekordversuch hergerichtet und mit einer besonderen Ausrüstung versehen wurde. Die Westfalen war von Bremerhaven aus auf dem Weg zu ihrem Einsatzort Bathurst in Gambia. Am 27. März 1938 ging die Westfalen, mit der D-ANHR an Bord, südöstlich des englischen Hafens Dartmouth kurz vor Anker. Dort katapultierte sie das mit Zusatzkraftstoff beladene Flugboot um 14:05 GMT in die Luft. Der Abschusspunkt war so gewählt, dass die gesamte Strecke bis nach Brasilien ständig über See geflogen werden konnte. Zwei Tage später, am 29. März 1938 morgens um 10.05 Uhr, nach 43 Stunden, wasserte das Flugboot bei dem kleinen Ort Caravelas in Brasilien. Die 8.392 zurückgelegten Kilometer bedeuteten neuen Weltrekord. 1938 kam die Westfalen zuletzt zum Einsatz als sie im April erst die Ostmark in Bathurst ersetzte, um nach deren Rückkehr dann nach Südamerika zu verlegen, da von dort die Friesenland zu den Nordatlantik-Tests abgezogen wurde. Der letzte Katapultstart eines Postflugzeuges von der Westfalen erfolgte am 4. November 1938 vor Fernando de Noronha durch die Dornier Do 18 D-ARUN Zephir, die ausnahmsweise direkt 4050 km nach Las Palmas flog.

Am 1. Februar 1940 wurde das Schiff von der deutschen Luftwaffe beschlagnahmt und dem Seefliegerhorst Hörnum auf Sylt zugeteilt. Bei der Invasion von Norwegen im April wurde es als Truppen- und Materialtransporter genutzt. Am 1. Mai 1941 wurde die Westfalen nach Trondheim, 1942 in den Altafjord und 1943 wieder nach Trondheim verlegt; sie diente in dieser Zeit als Mutterschiff für Fernaufklärer.

Am 7. September 1944 verließ die Westfalen mit ca. 200 deutschen Soldaten und 75 bis 80 Gefangenen Norwegen. Die Gefangenen sollten nach Deutschland transportiert werden und waren tief unten im Schiff untergebracht. Am 8. September 1944 geriet das Schiff im Kattegat in schwere See. Um 11.15 Uhr gab es im Vorschiff eine schwere Explosion, eine Minute später achtern eine zweite. Die Westfalen war auf zwei Minen gelaufen. Sie brach auseinander und sank schnell in der stürmischen See. Die Gefangenen wurden aus dem Schiffsinneren befreit, als das Schiff zu sinken begann. An Deck herrschte Panik und jeder versuchte, einen Platz in einem Rettungsboot zu ergattern. Unter den Überlebenden befanden sich später nur fünf norwegische Gefangene. Insgesamt überlebten nur 78 Personen.

Neben den beiden wieder vom NDL eingesetzten Schiffen kam 1926 die von der Reederei Schuchmann angekaufte Bulla ex Hessen als Weissesee unter deutscher Flagge in Fahrt. Sie ging am 25. Juli 1943 in Hamburg durch einen Bombentreffer verloren.

Literatur

  • Carl Herbert: Kriegsfahrten Deutscher Handelsschiffe. Broschek & Co, Hamburg 1934.
  • Arnold Kludas: Die Seeschiffe des Norddeutschen Lloyd 1857 bis 1919. Koehlers Verlagsgesellschaft, 1991, ISBN 3-7822-0524-3.
  • Reinhardt Schmelzkopf: Die deutsche Handelsschiffahrt 1919–1939. Stalling, Oldenburg-Hamburg, 1974, ISBN 3-7979-1847-X.
  • Otto J. Seiler: Australienfahrt. Mittler, Herford 1974, ISBN 3-8132-0270-4.

Einzelhinweise

  1. [1] Bild der Bulla ex Hessen
  2. [2] Einsätze der Pioneer
  3. [3] Bild der Moora ex Lothringen
  4. [4] Einsätze der Vindictive
  5. [5] Bild der Carina ex Greifswald
  6. [6] Bericht über die Versenkung der Moorina
  7. [7] Bericht über die Versenkung der Waikawa
  8. [8] etliche Bilder der Southern King und ihrem Arbeitsumfeld

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