Franz Redeker

Franz Redeker

Franz Albert Redeker (* 17. Juni 1891 in Recklinghausen; † 16. September 1962 in Bad Godesberg) war ein deutscher Mediziner, der sich insbesondere mit Tuberkulose befasste.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Der Sohn eines Oberpostsekretärs besuchte die Volksschule und anschließend das humanistische Gymnasium in Recklinghausen, das er 1909 mit dem Abitur abschloss. Das sich daran anschließende Medizinstudium an den Universitäten Freiburg, Münster und Leipzig beendete Franz Redeker 1914 mit dem Staatsexamen. Bis zum Ausbruch des Ersten Weltkriegs arbeitete er am Leipziger Institut für Geschichte der Medizin unter Professor Karl Sudhoff. Der Krieg erlebte Redeker zunächst als Truppenarzt und später als Assistenz- bzw. Oberarzt in verschiedenen Krankenhäusern des Reservelazarettbezirks Mülheim an der Ruhr. Nach der Entlassung aus dem Heeresdienst und einer kurzen Tätigkeit in Bremen kehrt er nach Mülheim zurück, wo er von 1919 bis 1921 als Assistenzarzt in städtischen Diensten stand.

Danach wechselte er als Werksarzt zur ebenfalls in Mülheim ansässigen Firma Thyssen, wo er sich mit Staublunge (Pneumokoniose) und mit Tuberkulose insbesondere bei Kindern befasste. Er trat um 1927 für Röntgen-Reihenuntersuchungen zum Erkennen der Tuberkulose ein. 1926 wurde er Kreisarzt und Medizinalrat in Mansfeld, wo er sich mit den Zusammenhängen von Staublunge und Zusatztuberkulose (ein Begriff, den er prägte) befasste und die Einflüsse von Umwelt und individueller Konstitution und Disposition für Allergien auf den Krankheitsverlauf bei der Tuberkulose zeigte. Danach leitete er in Osnabrück als Regierungsrat und Medizinalrat die Bekämpfung der Tuberkulose im Emsland. 1933 bis 1945 war er Dezernent der Medizinalabteilung in Berlin (die beim Polizeipräsidium angesiedelt war). Dort war er auch als ärztlicher Beisitzer beim Berliner Erbgesundheitsobergericht mit Fragen der Zwangssterilisation befasst.[1] Nach dem Zweiten Weltkrieg war er Leiter des Berliner Gesundheitsamtes, wurde aber von den Amerikanern wegen seiner NS-Vergangenheit entlassen. Er wurde dann Berater der Hamburger Gesundheitsbehörde, wo die Briten zuständig waren. 1949 wurde er Leiter der Gesundheitsabteilung im Bundesinnenministerium und von 1953 bis 1956 erster Präsident des neugegründeten Bundesgesundheitsamtes.

1960 erhielt er die Robert-Koch-Medaille.

Ein alle zwei Jahre vergebener Preis des Deutschen Zentralkomitees zur Bekämpfung der Tuberkulose ist nach ihm benannt.

Schriften

  • mit Georg Simon Praktisches Lehrbuch der Kindertuberkulose, Curt Kabitzsch 1926.
  • mit Hermann Braeuning (Hrsg.) Hämatogene Streuungen.
  • mit Braeuning (Hrsg.) Tuberkulose Entwicklungsreihen bei Erwachsenen.

Literatur

  • Zum 60. Geburtstag von Redeker. In: Beiträge zur Klinik der Tuberkulose. Band 60, 1951, S. 91.
  • Erich Schröder: In memoriam Franz Redeker. In: Der öffentliche Gesundheitsdienst. Band 24, 1962, S. 545-549.
  • Udo Schagen, Sabine Schleiermacher (Hrsg.): 100 Jahre Sozialmedizin, Sozialhygiene und Public Health in Deutschland. Berlin 2005. (Berichte und Dokumente zur Zeitgeschichte der Medizin, Band 8)
  • Johannes Vossen: Gesundheitsämter im Nationalsozialismus. Rassenhygiene und offene Gesundheitsfürsorge in Westfalen 1900 - 1950. Klartext Verlag, Essen 2001, ISBN 3-88474-984-6. (Düsseldorfer Schriften zur Neueren Landesgeschichte und zur Geschichte Nordrhein-Westfalens 56)

Weitere Quellen

  • Stadtarchiv Mülheim an der Ruhr, Bestand 1210 (Personalakte)

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Susanne Doetz: Alltag und Praxis der Zwangssterilisation. Die Berliner Universitätsfrauenklinik unter Walter Stoeckel 1942 -1944. Dissertation, Charité Berlin, 2010, S. 36f, pdf.

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