Freifrau von Kö

Freifrau von Kö

Freifrau von Kö ist der Name der Kunstfigur des Düsseldorfer Travestie-Künstlers und Stadtführers Andreas Patermann. Die Figur, die Klischees über Millionärsgattinnen auf der Düsseldorfer Königsallee in der Gestalt und im Habitus einer Drag Queen schauspielerisch aufgreift, entstand im Rahmen des Düsseldorfer Karnevals und wurde bekannt, als ihr Schöpfer am 21. Februar 2009 am sogenannten Tuntenlauf auf der Königsallee unter dem Namen Freifrau von Kö teilnahm und diesen karnevalistischen Wettbewerb gewann.[1][2][3]

Inhaltsverzeichnis

Beschreibung

Die Freifrau von Kö, deren Nachname sich auf die Kurzbezeichnung der Luxuseinkaufsmeile Königsallee bezieht, stellt eine Düsseldorfer Millionärsgattin dar. Zumeist trägt sie zu einer ausladenden brünetten Perücke ein braunes Kostüm, nach eigenen Angaben in der Größe 38 und „in der Hüfte etwas weiter geschnitten“, das das goldfarbene Markenzeichen der Luxusmarke Louis Vuitton als Muster wiedergibt. Ferner trägt sie auf das Kostüm abgestimmte Accessoires wie etwa goldfarbene Pumps, Handschuhe und Halsketten, gelegentlich auch Einkaufstaschen bekannter Einkaufsstätten und Luxuslabels der Königsallee oder einen goldfarbenen Bauhelm, der sie dann als Führerin über die Baustellen der Landeshauptstadt ausweisen soll. Ihr Make-up ist in der für Drag Queens typischen Weise grell und überzeichnet aufgetragen.

Selbstbiografie und Habitus

Die Freifrau von Kö stammt nach eigenen Angaben aus Dinslaken, einer Stadt des Ruhrgebiets. Jedwede Verbindung zur ebenfalls von dort gebürtigen Schlagerdiva Uschi Blum weist die Society-Lady entschieden von sich. Sie will sich als einfache Frau „hochgeschuftet“ und eine Karriere als international gefeiertes Fotomodell gemacht haben. Schließlich sei sie in das vermögende freiherrliche Geschlecht derer von Kö eingeheiratet.[4] Zu ihren Wohnsitzen zählt sie Düsseldorf, Nizza, New York und Dinslaken. Ihr Gatte weile mit seiner Sekretärin in der Karibik. Über ihr Alter stellt sie fest, dass sie 34 sei und bleibe. Als Freifrau und Millionärsgattin in den Adel und den Jetset aufgestiegen beansprucht sie die Anrede „Madame“. Von den gewöhnlichen Besuchern der Königsallee, die sie in ununterbrochenem und freimütigem Redefluss[5] auch schon mal als „Pöbel aus den Außenbezirken“ bezeichnet, distanziert sie sich. Im Rückblick auf einen Schönheitswettbewerb des Münchner Oktoberfests des Jahres 2010, bei dem sie mit ihrem eigens hierfür geschneiderten Dirndl nicht in die Endrunde vordrang, sondern – unter vierhundert Konkurrentinnen noch unter die letzten Fünfzig gekommen – vorzeitig ausschied, äußerte sie in gegenüber der Tageszeitung Rheinische Post die Auffassung, dass sie „für das konservative München wohl etwas zu flippig war“. Sie habe aber damit gerechnet, meinte sie und fügte hinzu: „Hier im Rheinland wäre das anders gelaufen, hier sind die Menschen offener.“[6][7]

Stadtführung

Neben Teilnahmen an Gala- und Charity-Veranstaltungen bietet die Freifrau von Kö an festen und vereinbarten Terminen einen „Glamour-Stadtbummel“ durch die „Landesbaugrube Düsseldorf“ an. Bei dieser Stadtführung, die regelmäßig mit einem Champagnerempfang im Theatermuseum am Hofgarten beginnt, stellt sie einerseits die aktuellen Großbaustellen im Umfeld der Königsallee vor, insbesondere das Projekt Kö-Bogen, andererseits vermittelt sie Einblicke in die Stadtgeschichte Düsseldorfs, wobei Anekdoten und Grandes Dames der Stadtgeschichte, etwa Louise Dumont, Anna Maria Luisa de’ Medici, Johanna Ey und Lore Lorentz, besonders berücksichtigt werden.[8] Durch den Auftritt einer Kunstfigur und durch die Präsentation von Themen der Architektur, Stadtentwicklung und Stadtgeschichte kann die touristische Dienstleistung der Freifrau von Kö als szenisch-thematische Stadtführung klassifiziert werden.

Düsseldorf-Klischee „Millionärsgattin“

Im Vorfeld des Gesangswettbewerbs Eurovision Song Contest 2011 hatte das Nachrichtenmagazin Der Spiegel die sich auf das Mediengroßereignis vorbereitende Stadt Düsseldorf als „600 000-Seelen-Kolonie, bevölkert von Altbiertrinkern und überkandidelten Millionärsgattinnen“ beschrieben.[9][10] In einer Veranstaltung des Initiativkreises Kultur in Düsseldorf erklärte der Autor dieser umstrittenen Beschreibung, dass er damit das Düsseldorf beschrieben habe, das er von offizieller Seite vermittelt bekommen hätte, so etwa auch einen Kontakt zur Freifrau von Kö.[11] Statistisch ist Düsseldorf zwar vor Köln die Großstadt mit den meisten Einkommensmillionären in Nordrhein-Westfalen (6,5 Einkommensmillionäre auf 10.000 Einwohner), allerdings führen elf kleinere Gemeinden diese Liste an, allen voran die Nachbarstadt Meerbusch (18,1 Einkommensmillionäre auf 10.000 Einwohner).[12] Bekannte „Düsseldorfer Millionärsgattinnen“ sind Gabriele Henkel und Ute-Henriette Ohoven. Als das männliche Pendant zum Stereotyp Düsseldorfer Millionärsgattin kann jener Playboy angesehen werden, den die Schlagersängerin Dorthe Kollo 1968 in ihrem Lied Wärst du doch in Düsseldorf geblieben besang.

Einzelnachweise

  1. „Auf die Stöckel fertig los“, Artikel vom 21. Februar 2009 im Portal RP-ONLINE, abgerufen am 14. Juli 2011
  2. Tuntenlauf auf der Kö am 21. Februar 2009, Video im Portal YouTube, abgerufen am 14. Juli 2011
  3. Nathalie Riahi: Freifrau von Kö machte das schrille Rennen, Artikel vom 21. Februar 2009 im Portal EXPRESS.DE, abgerufen am 16. Juli 2011
  4. Freifrau von Kö führt durch die Landesbaugrube Düsseldorf, Beitrag in der Sendung WDR Lokalzeit vom 28. Mai 2011, eingestellt in das Portal YouTube, abgerufen am 14. Juli 2011
  5. Götz Middeldorf: Freifrau mit losem Mundwerk, Artikel vom 20. Juli 2011 im Online-Portal DER WESTEN, abgerufen am 23. Juli 2011
  6. Anja Steichan: Freifrau von Kö - Düsseldorfs Drag-Queen, Artikel vom 15. September 2010 im Portal RP-ONLINE, abgerufen am 14. Juli 2011
  7. Anja Steichan: Freifrau von Kö auf der Wiesn, Artikel vom 23. September 2010 im Portal RP-ONLINE, abgerufen am 14. Juli 2011
  8. Stadtführung mit der Freifrau von Kö, Artikel vom 26. April 2011 im Portal RP-ONLINE, abgerufen am 14. Juli 2011
  9. Alexander Kühn: Unser Dorf soll schöner werden, Artikel vom 2. Mai 2011 im Portal SPIEGEL ONLINE, abgerufen am 16. Juli 2011
  10. ESC-Stadt Düsseldorf, im Reich der Millionärsgattin, Artikel vom 13. Mai 2011 im Online-Portal DER WESTEN, abgerufen am 23. Juli 2011
  11. Ananda Milz: Der Mann, der die Stadt verhöhnte, Artikel vom 6. Juli 2011 im Portal RP ONLINE, abgerufen am 16. Juli 2011
  12. Meerbusch und Düsseldorf vorn: Zahl der Millionäre in NRW drastisch gestiegen, Artikel vom 14. Juli 2011 im Portal RP ONLINE, abgerufen am 16. Juli 2011

Weblinks


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