- Friedrich Sander (Psychologe)
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Friedrich Sander (* 19. November 1889 in Greiz; † 29. November 1971 in Bonn) war ein deutscher Psychologe und Hochschullehrer an der Universität Jena sowie der Universität Bonn.
Inhaltsverzeichnis
Karriere
Nach seinem Medizinstudium in München und Leipzig erfolgte 1913 die Promotion. Nach einer Anstellung als wissenschaftlicher Mitarbeiter bei Wilhelm Wundt folgte die Habilitation für Psychologie in Leipzig 1923, wo er bis 1925 Privatdozent blieb und bis 1929 nplao. Professor für Psychologie an der Medizinischen Fakultät. Er erhielt eine Professur an der Universität Gießen. Sander leitete ab dem 1. Oktober 1933 bis zur Entlassung 1945 als ordentlicher Professor die Psychologische Universitätsanstalt der Universität Jena, nachdem der vorhergehende Lehrstuhlinhaber, Wilhelm Peters, aus rassistischen Gründen entlassen würde. Ab 1946 hatte Sander wieder Lehraufträge an der FU Berlin und TU Berlin, 1949 erhielt er einen vollen Lehrauftrag an der Brandenburgischen Landeshochschule Potsdam. 1952 wurde er ins Max-Planck-Institut für Anthropologie berufen. 1955 bis 1958 lehrte er als o. Professor an der Universität Bonn.
Von 1938 bis 1945 und seit 1953 war Sander im Vorstand der Deutsche Gesellschaft für Psychologie. Ab 1955 leitete er diese, bis er 1960 wegen seiner NS-Vergangenheit zurücktrat. Er war Mitglied der NSDAP und des NSLB.[1]
Leistungen und Haltung im Nationalsozialismus
Sander war Mitbegründer der genetischen Ganzheitspsychologie und entdeckte die Parallelogrammtäuschung. Im Gegensatz zu einer analytischen Psychologie vertrat Sander die Sichtweise eines nicht durch die Summe seiner Teile beschreibbaren seelischen Apparates.[2] Simone Wittmann[3] schreibt in Zur 'paradoxen Doppelnatur des Intellektuellen': Der Fall Friedrich Sander: "Erst mit Schriften ab 1933 bekannte sich Sander dezidiert zur 'nationalsozialistischen Bewegung.'" und belegt dies u.a. mit folgenden Zitaten:
- „Die Sehnsucht eines in Parteien und Klassen zerstückelten Volkskörpers nach Ganzheit, der heilige Wille, das eigene Wesen deutscher Volkheit rein auszuprägen, alles seiner Gestalt Fremde und sie parasitisch Überwuchernde abzuschneiden, der des eigenen Wertes bewußte Stolz, das Gesetz des Handelns sich nur von sich selbst vorschreiben zu lassen, hat die [...] Jugend im tiefsten ergriffen. Sie fand in Adolf Hitler den Mann, der diese Sehnsucht und diesen Willen zum Ziele zu führen ausersehen war, und folgte ihm [...] Das Bild dieser deutschen Jugend wissenschaftlich haltbar zu zeichnen ist Aufgabe der Jugendkunde der Gegenwart".[4]
oder:
- „Das Ganze, das Volk in seinem Lebensraum soll leben, wenn auch der einzelne untergehe [...] wer der Sehnsucht der Volksseele, ihr eigenes Wesen rein auszuprägen, zum Ziele verhelfen will, der muß alles Gestaltfremde ausschalten, insonderheit muß er alle fremdrassischen zersetzenden Einflüsse unwirksam machen. Die Ausschaltung des parasitisch wuchernden Judentums hat ihre tiefe ethische Berechtigung in diesem Willen zur reinen Gestalt deutschen Wesens ebenso wie die Unfruchtbarmachung der Träger minderwertigen Erbgutes des eigenen Volkes". [5]
Sander entfernte in den späteren Auflagen seiner Werke seine politischen Aussagen.
Heute wird der von ihm mitbegründete Zweig der Ganzheitspsychologie im akademischen Bereich nicht mehr ernsthaft diskutiert. Doch insbesondere die am Psychologischen Institut der Universität zu Köln von dem Schüler Sanders Wilhelm Salber entwickelte "Morphologie" beruft sich bis heute auf ihn. So z. B. Jens Lönnecker[6]
Publikationen (Auswahl)
- mit Felix Krueger: Gestalt und Sinn, 3 Bde, Leipzig 1928-32
- Zur neueren Gefühlslehre, Jena 1937
- Funktionale Struktur, Erlebnisganzheit und Gestalt, o.O. 1942
- Hrsg. des Archiv für die gesamte Psychologie
- Ganzheitspsychologie, Beck, München 1962
Literatur
- Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Wer war was vor und nach 1945?, Fischer, Frankfurt/M. 2007, S. 519
Weblinks
- Friedrich Sander im Professorenkatalog der Universität Leipzig
- Simone Wittmann
- Naderer/Balzer: Qualitative Marktforschung
Einzelnachweise
- ↑ Klaus-Peter Horn: Erziehungswissenschaft in Deutschland im 20. Jh., Klinkhard 2003, S. 323
- ↑ http://www.wissenschaft-online.de/abo/lexikon/psycho/5502/
- ↑ http://journals.zpid.de/index.php/PuG/article/viewFile/315/351
- ↑ Sander, 1934b, S. 1 ff.
- ↑ F. Sander: Deutsche Psychologie und nationalsozialistische Weltanschauung. Nationalsozialistisches Bildungswesen, 2, 1937, S. 642
- ↑ Gabriele Naderer / Eva Balzer: Qualitative Marktforschung in Theorie und Praxis: Grundlagen, Methoden und Anwendungen, Gabler 2007, S. 73
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