Deutsche Gesellschaft für Psychologie

Deutsche Gesellschaft für Psychologie
Deutsche Gesellschaft für Psychologie
(DGPs)
Zweck: Wissenschaftliche Gesellschaft für Psychologie
Vorsitz: Peter A. Frensch
Gründungsdatum: 1904
Mitgliederzahl: 2500
Sitz: Göttingen
Website: www.dgps.de

Die Deutsche Gesellschaft für Psychologie e.V. (DGPs) ist „eine Vereinigung der in Forschung und Lehre tätigen Psychologen und Psychologinnen“. Sitz der DGPs ist Göttingen, die Geschäftsstelle befindet sich in Münster.

Die DGPs, die sich als wissenschaftliche Fachgesellschaft versteht, bildet zusammen mit dem Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen e.V. (BDP) die Föderation Deutscher Psychologenvereinigungen als Vertretung für alle Fragen, die Wissenschaft und berufliche Praxis gleichermaßen betreffen.

Das offizielle Organ der DGPs ist die Psychologische Rundschau. Diese Fachzeitschrift erscheint seit 1949 vierteljährlich im Hogrefe-Verlag (Göttingen).

Inhaltsverzeichnis

Ziele und Mitgliedschaft

Ziel ist die Förderung und Verbreitung der wissenschaftlichen Psychologie. Sie hat derzeit gut 2500 Mitglieder. Ordentliches Mitglied kann werden, wer promoviert hat und darüber hinaus zwei wissenschaftliche Arbeiten vorgelegt hat. Bevor diese Bedingungen erfüllt sind, kann man assoziiertes Mitglied werden, wenn man wissenschaftlich tätig ist. Eine Aufnahme als assoziiertes oder als ordentliches Mitglied erfordert eine Empfehlung von zwei Mitgliedern der DGPs und die Zustimmung des Vorstandes.

Geschichte

Die DGPs geht zurück auf die am 20. April 1904 in Gießen gegründete „Gesellschaft für experimentelle Psychologie“ Initiator war Georg Elias Müller (1850–1934), der mit seinen Kollegen Ebbinghaus, Külpe, Meumann, Schumann und Sommer ein Initiativ-Komitee bildete und zum Kongress nach Gießen einlud (der Veranstalter des ersten Kongresses war Sommer). Dort wurde von den Teilnehmern die Gesellschaft dann gegründet, Müller wurde der erste Präsident.

Experimental psychology existiert im angelsächsischen Raum heute noch als eigenständige Forschungsrichtung der Allgemeinen Psychologie. Der Name der Gesellschaft wurde 1929 in die heutige Bezeichnung umgewandelt. Mit der heute noch regelmäßig stattfindenden Tagung der Experimentell Arbeitenden Psychologen (TEAP) wird die experimentelle Tradition fortgesetzt.

1945 wurde die DGPs durch das Besatzungsrecht automatisch aufgelöst. Die Neugründung 1947 durch Gustav Johannes von Allesch galt zunächst für die britische Besatzungszone. In der amerikanischen Besatzungszone wurde die Gesellschaft 1948 in Würzburg neu gegründet. Erster Vorsitzender dort war Gustav Kafka. Beide Teile der Gesellschaft wurden am 2. Oktober 1948 vereinigt und erweiterten ihren Geltungsbereich "zonenungebunden" auf ganz Deutschland. Allesch wurde Vorsitzender, Kafka folgte ihm 1951 nach.

Bis 1961 waren auch Wissenschaftler aus der DDR Mitglieder der DGPs und besuchten deren Kongresse. Nach dem Mauerbau wurde am 13. Oktober 1962 die Gesellschaft für Psychologie der DDR gegründet. Erster Vorsitzender war Werner Straub aus Dresden bis 1968. Ihm folgten Friedhart Klix bis 1975 und Adolf Kossakowski. Sie führte bis zur Auflösung am 3. November 1990 sieben Kongresse durch und war zugleich Berufsverband und Wissenschaftsgesellschaft. Höhepunkt war die Ausrichtung des XXII. Internationalen Kongresses für Psychologie 1980 in Leipzig. Die Psychologen der DDR wurden ab 1962 genötigt, aus der DGPs auszutreten - einige führten die Mitgliedschaft offiziell oder inoffiziell fort. Die DGPs erlaubte diesem Personenkreis eine beitragsfreie Fortführung der Mitgliedschaft. Diese nie abgebrochene Verbindung war auch eine Ursache, dass die wissenschaftliche Ausrichtung der Psychologie in der DDR international blieb.[1][2].

Mindestens bis zur deutschen Wiedervereinigung verstand sich die DGPs als deutschsprachige Fachgesellschaft. So fanden Kongresse auch in Salzburg, Wien und Zürich statt, auch Schweizer und österreichische Fachkollegen waren Vorstandsmitglieder. Danach gerieten vor die deutschen Probleme stärker in den Mittelpunkt. Eigenständige nationale Interessenvertretungen waren in Österreich und der Schweiz auch für wichtige politischen Fragen (Psychologie- bzw. Psychotherapiegesetzgebung) notwendig. Nicht zuletzt deshalb hat sich in Österreich 1993 die Österreichische Gesellschaft für Psychologie (ÖGP) neu gegründet. In der Schweiz gibt es die Schweizerische Gesellschaft für Psychologie (SGP) schon seit 1943. Nach wie vor sind Doppelmitgliedschaften in der DGPs und SGP bzw. ÖGP verbreitet.

Fachgruppen der DGPs

Die verschiedenen Teildisziplinen der Psychologie sind in Fachgruppen organisiert. Fachgruppen haben aus ihren Reihen Expertinnen und Experten benannt, die Auskunft zu speziellen Themen geben können.

Allgemeine Psychologie
Wahrnehmung, Aufmerksamkeit, Denken, Sprache, Lernen, Gedächtnis, Motivation und Emotion
Arbeits- & Organisationspsychologie
Wechselbeziehungen zwischen Arbeits- und Organisationsbedingungen und menschlichem Erleben und Verhalten
Biologische Psychologie und Neuropsychologie
Anatomische und physiologische Grundlagen menschlichen Verhaltens und Erlebens sowie physiologische Effekte psychologischer Prozesse; Neuronale Bedingungen psychologischer Prozesse
Differentielle Psychologie, Persönlichkeitspsychologie und psychologische Diagnostik
Individuelle Besonderheiten und interindividuelle Unterschiede - Anwendung psychologischen Wissens auf den Einzelfall, Beschreibung, Erklärung und Prognose von Verhalten
Entwicklungspsychologie
Veränderungsprozesse über die Lebensspanne inklusive Gerontopsychologie - Besonderheiten psychischer Funktionen im höheren Alter
Geschichte der Psychologie
Historische Entwicklung der Psychologie als eigenständige Wissenschaft
Gesundheitspsychologie
Personale, soziale und strukturelle Einflussfaktoren für die körperliche und seelische Gesundheit
Klinische Psychologie und Psychotherapie
Bedingungen von Krankheit und Gesundheit sowie Entwicklung von verhaltens- und erlebensverändernden Interventionen inklusive Rehabilitationspsychologie: Anwendung psychologischer Kenntnisse in der Rehabilitation
Medienpsychologie
Menschliches Erleben und Verhalten im Zusammenhang mit der Nutzung von Medien
Methoden & Evaluation
Verfahren der Datenerhebung und der Datenauswertung, Untersuchungsplanung und Wissenschaftstheorie; Untersuchungspläne und Verfahren zur Überprüfung von Interventionen im Hinblick auf zu definierende Standards und Kriterien
Pädagogische Psychologie
Pädagogisch beeinflussbare Kompetenzen, Fertigkeiten, Überzeugungssysteme und Werthaltungen
Rechtspsychologie
Anwendung psychologischer Theorien, Methoden und Erkenntnisse auf Fragestellungen, die sich aus der Gestaltung und Anwendung des Rechts ergeben
Sozialpsychologie
Beeinflussung von Verhalten, Erleben und Urteilen durch den sozialen Kontext
Umweltpsychologie
Einstellungen zur Umwelt und Umweltbewusstsein, umweltbezogenes Verhalten und Gestaltung eines ökologisch gesunden Lebensumfeldes
Verkehrspsychologie
Wechselbeziehungen zwischen menschlichem Erleben und Verhalten und technischen Verkehrssystemen sowie dem Verkehrsumfeld

Vorsitzende (ab 1974 Präsidenten)

Sowohl der Gesellschaft für Experimentelle Psychologie als auch der Deutschen Gesellschaft für Psychologie:

  • 1904–1927 Georg Elias Müller, Göttingen
  • 1927–1928 Karl Marbe, Würzburg
  • 1928–1931 Karl Bühler, Wien
  • 1932–1933 William Stern, Hamburg
  • 1934–1936 Felix Krueger, Leipzig
  • 1937–1939 Erich Rudolf Jaensch, Marburg
  • 1940–1945 Oswald Kroh, Berlin (1945 Auflösung)
    • 1947–1949 Johannes G. v. Allesch, Göttingen (Wiederbegründung für britische Besatzungszone)
    • 1948–1949 Gustav Kafka, Würzburg (Wiederbegründung für amerikanische Besatzungszone)
  • 1949–1951 Johannes G. v. Allesch, Göttingen (2. Oktober 1949 Vereinigung und "zonenungebundene" Erweiterung)
  • 1951–1953 Gustav Kafka, Würzburg
  • 1954–1955 Philipp Lersch, München
  • 1955–1959 Friedrich Sander, Bonn
  • 1960 Hermann Rohracher, Wien
  • 1961–1964 Wolfgang Metzger, Münster
  • 1964–1966 W. Arnold, Würzburg
  • 1966–1968 Reinhold Bergius, Tübingen
  • 1968–1970 Carl Friedrich Graumann, Heidelberg
  • 1970–1972 Theo Herrmann, Mannheim
  • 1972–1974 Kurt Pawlik, Hamburg
  • 1974–1976 Hubert Feger, Aachen
  • 1976–1978 Martin Irle, Mannheim
  • 1978–1980 E. Roth, Salzburg
  • 1980–1982 Heinz Heckhausen, München
  • 1982–1984 Hans-Joachim Kornadt, Saarbrücken
  • 1984–1986 Franz Emanuel Weinert, München
  • 1986–1988 Klaus Foppa, Bern
  • 1988–1990 Gerd Lüer, Göttingen
  • 1990–1992 Jürgen Bredenkamp, Bonn
  • 1992–1994 Urs Baumann, Salzburg
  • 1994–1996 Hans Spada, Freiburg
  • 1996–1998 Manfred Amelang, Heidelberg
  • 1998–2000 Rainer Kluwe, Hamburg
  • 2000–2002 Rainer K. Silbereisen, Jena
  • 2002–2004 Wolfgang Schneider, Würzburg
  • 2004–2006 Hannelore Weber, Greifswald
  • 2006–2008 Marcus Hasselhorn, Göttingen
  • 2008-2010 Ursula Staudinger, Bremen
  • 2010-2012 Peter A. Frensch, Berlin

Wissenschaftliche Kongresse und Veranstalter

In der Regel werden alle zwei Jahre wissenschaftliche Kongresse durchgeführt.

Gesellschaft für Experimentelle Psychologie (Vorläufergesellschaft)

Deutsche Gesellschaft für Psychologie

  • 1931 Hamburg – William Stern
  • 1933 Leipzig – Felix Krueger
  • 1934 Tübingen – Oswald Kroh
  • 1936 Jena – Friedrich Sander
  • 1938 Bayreuth – D. Kolb
  • 1948 Göttingen – Johannes G. von Allesch
  • 1951 Marburg – Heinrich Düker
  • 1953 Köln – Udo Undeutsch
  • 1955 Berlin – Oswald Kroh
  • 1957 Bonn – Friedrich Sander
  • 1959 Heidelberg – Johannes Rudert
  • 1962 Würzburg – W. Arnold
  • 1964 Wien – Hubert Rohracher
  • 1966 Münster – W. Witte
  • 1968 Tübingen – Reinhold Bergius
  • 1970 Kiel – Hermann Wegener
  • 1972 Saarbrücken – Peter Orlik
  • 1974 Salzburg – E. Roth
  • 1976 Regensburg – A. Vukovich
  • 1978 Mannheim – Lothar Michel
  • 1980 Zürich – Norbert Bischof
  • 1982 Mainz – Otto Ewert
  • 1984 Wien – Brigitte Rollett
  • 1986 Heidelberg – Manfred Amelang
  • 1988 Berlin – Klaus Eyferth
  • 1990 Kiel – Dieter Frey
  • 1992 Trier – Leo Montada
  • 1994 Hamburg – Kurt Pawlik
  • 1996 München – Heinz Mandl
  • 1998 Dresden – Winfried Hacker
  • 2000 Jena – Rainer K. Silbereisen
  • 2002 Berlin – Elke van der Meer
  • 2004 Göttingen – Thomas Rammsayer
  • 2006 Nürnberg – Friedrich Lösel
  • 2008 Berlin – Peter A. Frensch (in Verbindung mit dem 29. Weltkongress der International Union of Psychological Science)
  • 2010 Bremen – Franz Petermann
  • 2012 Bielefeld - Rainer Riemann

Einzelnachweise

  1. Sprung Lothar und Helga: Die Entwicklung der Psychologie... in: Die Humboldt-Universität Unter den Linden 1945-1990, hrsg. von W. Girnus und Klaus Meier
  2. Schönpflug, W., Lüer, G (2011: Psychologie in der DDR: Wissenschaft zwischen Ideologie und Pragmatismus.

Weblinks


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