- Friedrich von Kehler
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Friedrich von Kehler (* 1. Oktober 1820 in Berlin; † 7. Juni 1901 in Berlin) war ein deutscher Politiker der Zentrumspartei. Er spielte eine führende Rolle im katholischen Milieu Berlins.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Kehler studierte 1840 bis 1843 Rechtswissenschaften in Berlin und trat danach in den preußischen Verwaltungsdienst ein. Er stieg bis zum Legationsrat im Auswärtigen Amt auf. Er verließ 1866 den Staatsdienst und wurde Verwalter des Besitzes von Boguslaw Fürst von Radziwill.
Bereits 1849 war Kehler in Köln vom Protestantismus zum Katholizismus konvertiert. Er engagierte sich in der Folge im katholischen Vereinswesen und wurde 1853/54 Mitbegründer des Katholischen Lesevereins (K.St.V. Askania-Burgundia) in Berlin, der Gründungskorporation des KV. Im Jahr 1870 gehörte er zu den Gründern der Zentrumspartei und der katholischen Tageszeitung Germania. Seit 1872 war er Vorsitzender des Aufsichtsrats des Germaniaverlages und nahm zeitweise auch Einfluss auf die Arbeit der Redaktion.
Kehler fungierte als Gründungsmitglied der Zentrumsfraktion im preußischen Abgeordnetenhaus; zwischen 1870 und 1898 gehörte er dem Parlament als Abgeordneter an. In dieser Eigenschaft vertrat er zunächst einen westpreußischen Wahlkreis, danach den Bezirk Sieg-Mühlheim-Wipperfürth. Am 29. September 1871 wurde Kehler in einer Ersatzwahl als Abgeordneter des Wahlkreises Düsseldorf 10 Mönchengladbach zum Mitglied des Reichstages gewählt. Er vertrat den Wahlkreis bis 1898, nahm aber trotz seiner langen Zugehörigkeit zum Reichstag nie an Debatten teil.[1]
In Berlin amtierte er als Vorsitzender der dortigen Parteiorganisation des Zentrums. Im Jahr 1872 zählte Friedrich von Kehler zu den Initiatoren des Vereins deutscher Katholiken, lange Zeit gehörte er dem Verwaltungsrat der St. Hedwigs-Kathedrale an und war ab 1875 Vorsitzender des Kirchenvorstandes. Auch verschiedene andere katholische Vereine in Berlin hat er mitbegründet, darunter der Caritasverband. Kehler avancierte schließlich zum Ehrenvorsitzenden der katholischen Vereine Berlins und starb 80-jährig im St. Hedwig-Krankenhaus der Hauptstadt.
In der Leichenrede nannte ihn der fürstbischöfliche Delegat von Breslau, Prälat Karl Neuber, wegen seiner Wohltätigkeit "die verkörperte Charitas"; der Journalist Fritz Nienkemper sagte am Grab, Friedrich von Kehler sei die Verwirklichung dessen gewesen, was der Apostel Paulus im Korintherbrief über die Liebe schreibe.
Einzelnachweise
- ↑ Fritz Specht / Paul Schwabe: Die Reichstagswahlen von 1867 bis 1903. Eine Statistik der Reichstagswahlen nebst den Programmen der Parteien und einem Verzeichnis der gewählten Abgeordneten. 2. Aufl. Berlin: Verlag Carl Heymann, 1904, S. 170; vgl. auch: Reichstags-Bureau (Hg.): Amtliches Reichstags-Handbuch. Achte Legislaturperiode 1890/1895. Berlin: Verlag Crowitzsch & Sohn, 1890, S. 198; Biografie dort sehr knapp mit Fehler in der Zugehörigkeitsdauer zum Reichstag
Literatur
- Jürgen M. Schulz: Kirche im Aufbruch. Das sozialpolitische Engagement der katholischen Presse Berlins im Wilhelminischen Deutschland. Berlin, 1994 S.30f.
- Gunnar Anger: Kehler, Friedrich von. In: Biographisch-Bibliographisches Kirchenlexikon (BBKL). Band 28, Nordhausen 2007, ISBN 978-3-88309-413-7, Sp. 903–906.
- Stadt Gottes, Illustrierte der Steyler Missionare, Nachruf mit Bild, Jahrgang 1901, Seite 562
- Wolfgang Löhr in Biographisches Lexikon des KV Band 6 S. 50 - 53 m.w.N. ISBN 3-89498-097-4
Weblinks
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