- Reichstagswahl 1887
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Die Reichstagswahl 1887 war die Wahl zum 7. Deutschen Reichstag. Sie fand am 21. Februar 1887 statt.
Die Wahlbeteiligung lag bei knapp über 77 % und damit deutlich über der aller vorangehenden Reichstagswahlen. Erst bei der Reichstagswahl 1907 wurde eine noch höhere Wahlbeteiligung erreicht.
Die Wahl fand statt, nachdem Bundesrat und Kaiser den Reichstag am 14. Januar 1887 aufgelöst hatten. Grund war die Ablehnung der Heeresvorlage der Regierung Otto von Bismarcks im Reichstag. Mit dieser sollte das alte Heeresgesetz von 1881, das im kommenden Jahr ausgelaufen wäre, ersetzt werden. Dabei sollte das Heer in Friedenszeiten um rund 10 % auf 468.000 Mann aufgestockt werden. Diese Regelung, die mit außenpolitischen Spannungen begründet wurde, sollte wieder für sieben Jahre (Septennat) gültig bleiben. Nicht der Inhalt, aber diese lange Gültigkeitsdauer stieß auf Widerstand. Kompromissvorschläge des Zentrums schlug Bismarck aus, er erhoffte sich von der Neuwahl eine stabile konservativ-nationalliberale Mehrheit. Dazu mag auch seine Sorge beigetragen haben, dass sein Einfluss unter dem möglicherweise liberaleren Thronfolger Friedrich Wilhelm – Kaiser Wilhelm I. war 90 Jahre alt – bei einer liberalen Reichstagsmehrheit schwinden würde.
Noch am Tag der Auflösung schlossen die Deutschkonservative Partei, die Deutsche Reichspartei und die Nationalliberale Partei ein Wahlbündnis zur gegenseitigen Unterstützung aussichtsreicher Kandidaten. Alle drei sogenannten Kartellparteien unterstützten Bismarcks Position. Dieser machte den Streit um die Heeresvorlage im Wahlkampf zur Grundsatzfrage, ob das deutsche Heer ein „Parlamentsheer“ oder ein „kaiserliches Heer“ sein sollte. Die Bevölkerung folgte offenbar Bismarck: die Kartellparteien errangen einen überragenden Sieg, Linksliberale und Sozialdemokraten wurden geschwächt. Am 11. März 1887 stimmte der neue „Kartellreichstag“ dem Septennat zu.
Zum ersten Mal zog mit Otto Böckel ein Abgeordneter in den Reichstag ein, der sich selbst primär als Antisemit bezeichnete.
Inhaltsverzeichnis
Ergebnisse
Politische Richtung Parteien Wählerstimmen Sitze im Reichstag[1] in Mio. Anteil ggüb. 1884 absolut Anteil ggüb. 1884 Konservative Deutschkonservative Partei (DKP) 1,147 15,2 % ±0,0 % 80 20,2 % +2 Deutsche Reichspartei (DRP) 0,736 9,8 % +2,9 % 42 10,6 % +14 Liberale Rechts- Nationalliberale Partei (NLP) 1,678 22,2 % +4,6 % 97 24,4 % +46 Unabhängige Liberale n/a n/a n/a 3 0,8 % +3 Links- Deutsche Freisinnige Partei (DFP) 0.973 12,9 % −4,7 % 32 8,1 % −35 Deutsche Volkspartei (DtVP) 0,089 1,2 % −0,5 % - - −7 Katholiken Zentrumspartei 1,516 20,1 % −2,5 % 98 24,7 % −1 Sozialisten Sozialdemokraten (SAPD) 0,763 10,1 % +0,4 % 11 2,8 % −13 Regionalparteien,
MinderheitenDeutsch-Hannoversche Partei (DHP) 0,113 1,5 % −0,2 % 4 1,0 % −7 Polen 0,220 2,9 % −0,7 % 13 3,3 % −3 Dänen 0,012 0,2 % −0,1 % 1 0,3 % ±0 Elsaß-Lothringer 0,234 3,1 % +0,2 % 15 3,8 % ±0 Antisemiten 0,012 0,2 % +0,2 % 1 0,3 % +1 Sonstige 0,048 0,6 % +0,4 % - - ±0 Gesamt 7,541 100 % 397 100 % Gewählte Abgeordnete nach Wahlkreisen
In jedem der insgesamt 397 Wahlkreise wurde nach absolutem Mehrheitswahlrecht ein Abgeordneter gewählt. Wenn kein Kandidat im ersten Wahlgang die absolute Mehrheit erreichte, wurde eine Stichwahl zwischen den beiden bestplatzierten Kandidaten durchgeführt. In den folgenden Tabellen werden die Wahlkreissieger und ihre im amtlichen Endergebnis genannte Parteistellung angegeben. In einigen Fällen ist der Name des Wahlkreissiegers nicht oder nur zum Teil überliefert. [1]
Preußen
Bayern
Sachsen
Württemberg
Baden
Großherzogtum Baden 1 Konstanz, Überlingen, Stockach Konstantin Noppel NLP 2 Donaueschingen, Villingen Hermann von Hornstein DKP 3 Waldshut, Säckingen, Neustadt im Schwarzwald Ernst Friedrich Krafft NLP 4 Lörrach, Müllheim Ernst Blankenhorn NLP 5 Freiburg, Emmendingen Carl Schuster NLP 6 Lahr, Wolfach Carl Engler NLP 7 Offenburg, Kehl Alfred von Degenfeld NLP 8 Rastatt, Bühl, Baden-Baden Franz Xaver Lender Zentrum 9 Pforzheim, Ettlingen Gottlieb Klumpp NLP 10 Karlsruhe, Bruchsal Emil Fieser NLP 11 Mannheim Philipp Diffené NLP 12 Heidelberg, Mosbach Julius Menzer DKP 13 Bretten, Sinsheim Ernst von Göler-Ravensburg DKP 14 Tauberbischofsheim, Buchen Rudolf von Buol-Berenberg Zentrum Hessen
Großherzogtum Hessen 1 Gießen, Grünberg, Nidda Hugo Buderus NLP 2 Friedberg, Büdingen, Vilbel Philipp Brand NLP 3 Lauterbach, Alsfeld, Schotten Fritz Kalle NLP 4 Darmstadt, Groß-Gerau Justus Ulrich NLP 5 Offenbach, Dieburg Gustav Böhm NLP 6 Erbach, Bensheim, Lindenfels, Neustadt im Odenwald Ferdinand Scipio NLP 7 Worms, Heppenheim, Wimpfen Heinrich von Marquardsen NLP 8 Bingen, Alzey Ludwig Bamberger DFP 9 Mainz, Oppenheim Josef Racke Zentrum Kleinstaaten
Elsaß-Lothringen
Reichsland Elsaß-Lothringen 1 Altkirch, Thann Landolin Winterer Els.-Lothringer 2 Mülhausen Auguste Lalance Els.-Lothringer 3 Kolmar Charles Grad Els.-Lothringer 4 Gebweiler Joseph Guerber Els.-Lothringer 5 Rappoltsweiler Jacob Ignatius Simonis Els.-Lothringer 6 Schlettstadt Irénée Lang Els.-Lothringer 7 Molsheim, Erstein Edouard Sieffermann Els.-Lothringer 8 Straßburg-Stadt Jacques Kablé Els.-Lothringer 9 Straßburg-Land Alfred Mühleisen Els.-Lothringer 10 Hagenau, Weißenburg Eugéne de Dietrich Els.-Lothringer 11 Zabern Alfred Goldenberg Els.-Lothringer 12 Saargemünd, Forbach Eduard Jaunez Els.-Lothringer 13 Bolchen, Diedenhofen Henri de Wendel Els.-Lothringer 14 Metz Dominique Antoine Els.-Lothringer 15 Saarburg, Chateau-Salins Charles Germain Els.-Lothringer Die Fraktionen des 7. Reichstags
Im 7. Reichstag schlossen sich mehrere Abgeordnete nicht der Fraktion ihrer eigentlichen Partei an und blieben zum Teil fraktionslos. Drei DHP-Abgeordnete traten der Zentrumsfraktion bei. Aufgrund von Todesfällen und nicht angenommenen Mandaten gehörten dem Reichstag am Beginn der 7. Legislaturperiode nur 394 Abgeordnete an, die sich wie folgt auf die einzelnen Fraktionen verteilten:[2]
Zentrum 101 Nationalliberale 96 Deutschkonservative 78 Freikonservative 42 Freisinnige 31 Polen 12 Sozialdemokraten 11 Dänen 1 Fraktionslose 22 Im weiteren Verlauf der Legislaturperiode änderte sich aufgrund von Nachwahlen und Fraktionswechseln mehrfach die Stärke der einzelnen Fraktionen.
Siehe auch
Weblinks
- Statistisches Jahrbuch des Deutschen Reichs
- Ergebnis der Reichstagswahl 1887 mit Grafik
- Wahlen in Deutschland bis 1918, dort:
- Deutsche Geschichte in Dokumenten und Bildern, dort:
Einzelnachweise
- ↑ a b Kaiserliches Statistisches Amt (Hrsg.): Monatshefte zur Statistik des Deutschen Reiches, Jahrgang 1887, Heft 4. Puttkammer & Mühlbrecht, Berlin 1887.
- ↑ Deutscher Parlaments-Almanach 1887. Münchener Digitalisierungszentrum, abgerufen am 20. November 2009 (pdf).
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