Fritz König (Chirurg)

Fritz König (Chirurg)
Fritz König

Fritz König (* 30. Mai 1866 in Hanau; † 16. August 1952 in Würzburg) war ein deutscher Chirurg und Hochschullehrer in Greifswald, Marburg und Würzburg. Er gilt als Vorkämpfer der Osteosynthese und der Neurochirurgie.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Geboren als Sohn des großen Chirurgen Franz König, verbrachte er seine Kindheit nach der Berufung des Vaters 1869 nach Rostock in Mecklenburg. Mit dem Wechsel seines Vaters im Jahr 1875 nach Göttingen erlebte er hier seine Schulzeit und studierte nach dem Abitur 1884 Medizin in Marburg, Leipzig und Göttingen, wo er 1890 promovierte. Während des Studiums wurde er Angehöriger der Corps Teutonia Marburg (1885) und Lusatia Leipzig (1886).[1] In Göttingen arbeitete er danach zwei Jahre bei Johann Orth am Pathologischen Institut. Anschließend Assistent bei Ernst von Bergmann in Berlin, habilitierte er sich dort 1898 für Chirurgie. 1899 heiratete er die Schwester seines Studienkollegen und Berliner Mit-Assistenten Erich Lexer, die Tochter des Würzburg-Münchner Altgermanisten Matthias von Lexer. Unter Ernennung zum Professor wurde er 1900 als Nachfolger von Fedor Krause Direktor („Oberarzt“) der Chirurgischen Abteilung des Städtischen Krankenhauses Altona. 1910 wurde er auf den chirurgischen Lehrstuhl nach Greifswald berufen, wechselte aber bereits elf Monate später 1911 nach Marburg, und übernahm schließlich 1918 das Ordinariat in Würzburg, welches er bis 1934 innehatte. In Würzburg konnte er am bereits 1912 begonnenen und durch den Ersten Weltkrieg ins Stocken geratenen Neubau des Luitpoldkrankenhauses mitwirken, dessen Leitung er 1921 als erster Klinikdirektor übernahm. Im Garten dieser Krankenhausanlage steht noch heute eine Bronzebüste Königs.

Fritz König wurde bereits 1901 bei der Gründung der Deutschen Gesellschaft für orthopädische Chirurgie anläßlich der 73. Versammlung Deutscher Naturforscher und Ärzte in Hamburg aus diplomatischen Gründen neben Ernst von Bergmann zum Ehrenmitglied dieser neuen Gesellschaft ernannt. 1909 war er Initiator, Mitbegründer und Tagungspräsident (der 3. Tagung 1909), später Ehrenmitglied der Vereinigung Nordwestdeutscher Chirurgen sowie während seiner Marburger Zeit zusammen mit Ludwig Rehn Mitbegründer der Mittelrheinischen Chirurgenvereinigung; 1927 und 1931 war er Präsident der 12. und 16. Tagung der Vereinigung der Bayerischen Chirurgen in Würzburg und München. Außerdem war er 1928 Präsident der Deutschen Gesellschaft für Chirurgie, zu deren Ehrenmitglied er 1935 gewählt wurde. Erst seit 1933 Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Unfallheilkunde, war er bereits 1934 Vorsitzender der 9. Jahrestagung in Würzburg, auf der er zum Ehrenmitglied ernannt wurde.

Bedeutung

Fritz König war ein Vorkämpfer der Osteosynthese (offene, d. h. durch Operation erfolgende Einrichtung von Knochenbrüchen) in Deutschland. Er suchte dazu bescheiden, aber bestimmt, die Übereinstimmung der Chirurgen für bestimmte Indikationen zur Operation bei Knochenbrüchen zu gewinnen. Dies war in der Vor-Antibiotika-Ära ein durchaus nicht risikoarmer Weg, denn eine Infektion von Weichteilen und Knochen durch die Operation, bei der man ja aus einem geschlossenen (von Haut und Weichteilen bedeckten) einen offenen Knochenbruch gemacht hatte, konnte einen fatalen Ausgang haben, der in der Amputation der verletzten Gliedmaße endete. Die wichtigste Voraussetzung, diese Komplikation zu umgehen, war streng aseptisches Vorgehen, das König aber bei seinem Lehrer Ernst von Bergmann, dem „Vater der Asepsis“, während seiner Assistentenzeit sicher beherrschen gelernt hatte und das er weiterzugeben bemüht war.

Ein weiteres wichtiges Gebiet war ihm das „Krebsproblem“, für das er wichtige Denkmodelle entwickelte und das er durch eine Reihe technischer Verbesserungen bereicherte.

Schließlich war er ein früher Förderer der Neurochirurgie. Es gelang ihm 1934, deutschlandweit die erste eigenständige Abteilung für dieses Fachgebiet in seiner Klinik einzurichten und deren Leitung Wilhelm Tönnis zu übertragen, den er bereits 1932 zur Ausbildung nach Stockholm zu Herbert Olivecrona, dem damals führenden Neurochirurgen, geschickt hatte.

Einzelnachweise

  1. Kösener Corpslisten 1930, 104, 649; 93, 632

Werke (Auswahl)

  • Umführungszange für den Draht oder die Giglisäge bei Knochenoperationen, Zentralblatt für Chirurgie 40 (1913) 861–862
  • Die blutige Reposition (Osteosynthese) bei frischen sukutanen Knochenbrüchen, Ergebnisse der Chirurgie und Orthopädie 8 (1914) 157–206
  • Das staatliche Luitpoldkrankenhaus zu Würzburg. Die ersten fünf Jahre des Vollbetriebes, Berlin 1928
  • Grundfragen der Osteosynthese, Chirurg 1 (1928/29) 97–99
  • Knochenschublehre zur Messung der Knochendicke für die Anlegung von Knochenverschraubungen bei der Osteosynthese, Chirurg 2 (1930) 591
  • Operative Chirurgie der Knochenbrüche, I: Operationen am frischen und verschleppten Knochenbruch, Berlin 1931
  • Krebsproblem und praktische Chirurgie, Stuttgart 1935 (2. Aufl. 1942)
  • Erinnerungen, Erlebnisse, Beobachtungen und Gedanken eines Arztes, Chirurgen und Menschen (geschrieben 1947–1952, Würzburg: hrsg. von Frau F. König in ca. 100 Exemplaren, 269 S.)
  • F. König, G. Magnus (Hrsg.): Handbuch der gesamten Unfallheilkunde, I–IV, Stuttgart 1932–1934

Literatur

  • N. Brunkhorst: Personalbibliographien von ordentlichen und außerordentlichen Professoren der Chirurgie und Orthopädie an der Medizinischen Fakultät der Universität Würzburg im ungefähren Zeitraum von 1900–1945. Medizinische Dissertation Erlangen 1969
  • J. Bülthoff: Fritz König (1866–1952). Zur Geschichte der Chirurgie. Medizinische Dissertation Marburg a. d. Lahn 1981
  • Karl-August Bushe: Fritz König (1866−1952), der Wegbereiter der modernen Neurochirurgie in Deutschland, Zentralblatt für Neurochirurgie 57 (1996), S. 55−61
  • H. Körner: Leben und Werk des Chirurgieprofessors Fritz König (1866–1952). Medizinische Dissertation München (TU) 1980
  • D. Rühland, F. W. Eigler: Die regionalen Chirurgenvereinigungen in Deutschland, Oberhausen 1999, ISBN 3-87468-154-8
  • Ch. Weißer: Fritz König (1866–1952) und seine Verdienste um die Entwicklung der Osteosynthese. Würzburger medizinhistorische Mitteilungen 16 (1997), S. 93–114
  • Ch. Weißer: Fritz König (1866–1952). Wegbereiter der Osteosynthese und seine Einflüsse auf die Unfallheilkunde. Zentralblatt für Chirurgie 126 (2001), S. 237–242

Weblinks


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