- Corps Teutonia Marburg
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Das Corps Teutonia Marburg ist ein Corps (Studentenverbindung) im Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV), dem ältesten Dachverband deutscher Studentenverbindungen. Das Corps ist pflichtschlagend und farbentragend. Es vereint Studenten und ehemalige Studenten der Philipps-Universität Marburg. Die Corpsmitglieder werden „Marburger Teutonen“ (Spitzname „Teften“) genannt.
Inhaltsverzeichnis
Couleur
Bei der Stiftung führte Teutonia zunächst nur die Farben blau und rot, die später mit Gold zur Trikolore erweitert wurden. Nach dem Frankfurter Wachensturm wurden die Farben vorübergehend in blau-weiß-rot und blau-weiß-gold geändert. Seit 1852 hat das Corps wieder die Farben „hellblau-feuerrot-gold“ mit goldener Perkussion. Dazu wird eine hellblaue Mütze getragen.
Die Füchse der Teutonen tragen ein Fuchsenband in den Farben „hellblau-feuerrot“, ebenfalls mit goldener Perkussion.
Der Wahlspruch lautet „Einer für alle, alle für einen!“, der Wappenspruch „Vivant fratres intimo foedere iuncti! (v.f.i.f.i.)“ [1]
Geschichte
Das Corps Teutonia blickt auf eine lange, wechselvolle Geschichte zurück. Es wurde am 7. August 1825 von Marburger Studenten gegründet Es hat die Farben Blau-Rot-Gold“ und den Wahlspruch: "Einer für alle, alle für einen". Teutonia ist das älteste Corps am Ort und gehört dem Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV) seit 1855 an. 1896 und 1977 war Teutonia präsidierendes Vorortcorps und stellte die Vorsitzenden des oKC. Teutonia war während der Studentenunruhen und der politischen Umbrüchen des 19. Jahrhunderts wegen liberaler Tendenzen Verfolgungen ausgesetzt, die es aber durch mehrfachen Namens- und Farbenwechsel unbeschadet überstand.[2]
Während der NS-Zeit wurden die Corps in ganz Deutschland verboten, auch das Corps Teutonia mußte offiziell geschlossen werden. Die Mitglieder der drei Marburger Corps (Teutonia, Hasso-Nassovia, Guestphalia) bildeten danach auf Drängen der NS-Studentenführung eine so genannte Kameradschaft, in der sie allerdings die corpsstudentischen Traditionen mehr oder wenig heimlich weiter pflegten [3] Die Kameradschaft trug den Namen des Corpsbruders Carl Allmenröder, der einer der erfolgreichsten Kampfflieger des ersten Weltkrieges war. Die Kameradschaft bestand bis März 1945. Schon 1946 gründeten frühere Mitglieder der Kameradschaft den Akademischen Club Marburg (ACM), da nur unter einem so unverfänglichen Namen das Corps fortgeführt und eine Genehmigung der alliierten Behörden erreicht werden konnte.[4] 1951 wurde das Corps offiziell rekonstituiert und ist seither wieder unter dem Namen Teutonia mit den Farben blau-rot-gold aktiv und lebendig fortgeführt.
1901 wurde als institutioneller Zusammenschluss der Alten Herren des Corps der Verband Alter Marburger Teutonen gegründet, der unter dem 29. Juni des Jahres als eingetragener Verein in das Vereinsregister des Amtsgerichts Marburg eingetragen wurde.
Aufgrund der Struktur seiner Verhältnisse zu anderen Corps wird das Corps zum Blauen Kreis im KSCV gezählt.
Corpshaus
Teutonia besaß ab etwa 1862 ein Grundstück am Schlossberg mit einem kleinen Gebäude, in dem eine Kneipe und eine Kegelbahn eingerichtet waren. Eigene Immobilien waren damals bei Studentenverbindungen noch vollkommen unüblich. Deshalb gilt Teutonia als die Studentenverbindung, die als erste ein Korporationshaus in Deutschland erwarb. Das heute genutzte Gebäude stammt aus dem Jahr 1905.
Bekannte Mitglieder
- Helmuth Albrecht (1895-1953), Reichstagsabgeordneter der DVP
- Karl Allmenröder (1896–1917), Jagdflieger im Ersten Weltkrieg, Träger des Pour le Mérite
- Moritz Alsberg (1840-1920), Arzt und Anthropologe
- Albin Angerer (1885–1979), Arzt und Studentenhistoriker,
- Wilhelm Begemann (1843-1914), bedeutender Freimaurer
- Walter Bloem (1868–1951), Schriftsteller
- Adolph Blomeyer (1830-1899), Agrarwissenschaftler
- Adolf Braun (1846-1914), Direktor der Deutschen Hypothekenbank, Ehrenbürger der Stadt Meiningen
- Karl Ferdinand Braun (1850–1918), Nobelpreisträger der Physik, Erfinder der „Braunschen Röhre“
- Adolf Karl Ludwig Claus (1838-1900), Chemiker
- Paul Duden (1868-1954), Chemiker und Industrieller
- Karl August Eckhardt, nationalsozialistischer Rechtswissenschaftler und Rechtshistoriker
- Walter Eckhardt (1906–1994), deutscher Politiker (Bayern) (GB/BHE, CSU)
- Carl August Emge (1886-1970), Rechtsphilosoph und Rechtssoziologe, Leiter des Nietzsche-Archivs
- Friedrich Carl Endemann (1833-1909), Mediziner und Mitglied des Reichstags
- Samuel Wilhelm Endemann (1815–1899) Rechtswissenschaftler und Reichstagsabgeordneter
- Wilhelm Fabricius (1857–1942), Historiker und Bibliothekar
- Heinrich Fick (1822-1895), Rechtswissenschaftler, Rektor der Universität Zürich
- Hans Friderichs (* 1931), Bundesminister a. D. in der sozialliberalen Koalition
- Kurt Gerstein (1905–1945), Bekennender Christ und SS-Offizier, Persönlichkeit des Widerstandes gegen den Nationalsozialismus
- Otto Gleim (1866–1929), Gouverneur von Kamerun und Unterstaatssekretär im Reichskolonialamt
- Günter Henle (1899–1979), deutscher Politiker (CDU)
- Fritz Hohmeier (1876-1950), deutscher Mediziner, Präsident der Ärztekammer von Rheinland-Pfalz
- Carl Hueter (1838-1882), Chirurg, Mitglied des Reichstags
- Heinrich Janssen (1900-1979), Oberbürgermeister von Hameln
- Otto-Tile von Kalm (1889-1986), Offizier, VAC-Vorstand
- Franz König (1832-1910), deutscher Chirurg
- Fritz König (1866-1952), deutscher Neurochirurg
- Rudolf Krohne (1876–1953), deutscher Jurist und Politiker (DVP)
- Robert Lehr (1883–1956), Oberbürgermeister von Düsseldorf, Mitbegründer der CDU], Bundesminister des Innern, Ehrensenator der Universität Marburg
- Hermann Lenhartz (1854-1910), Ärztlicher Direktor des Universitätskrankehauses Eppendorf in Hamburg
- Wilhelm Mangold (1825-1890), Theologe
- Adalbert Matthaei (1859-1924), deutscher Kunsthistoriker, Hochschullehrer in Kiel und Danzig
- Ernst Meyer d. J. (1871-1931), Psychiater, Rektor der Albertus-Universität
- Hans Much (1880-1932), Hygieniker
- Friedrich Pels-Leusden (1866-1944), Chirurg
- Franz Rang (1831-1893), Bürgermeister von Fulda, Mitglied vom Reichstag des Norddeutschen Bundes
- August Rühl (1815–1850), Oberbürgermeister von Hanau, Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung
- Gustav Schneider (1847-1913), Oberbürgermeister von Erfurt und Magdeburg
- Hasso Scholz (* 1937), Pharmakologe
- Gerd Springorum (1911–1995), deutscher Manager und Politiker (CDU), MdB
- Hermann Suchier (1848-1914), Romanist
- Julius Wilhelm Albert Wigand (1821-1886), Botaniker
- Karl Wippermann (1831-1911), Publizist und Politiker
Träger der Klinggräff-Medaille
Mit der Klinggräff-Medaille des Stiftervereins Alter Corpsstudenten wurden ausgezeichnet:
- Philipp Harlfinger (2001)
- Götz Triebel (2002)
Einzelnachweise
- ↑ deutsch: „Es leben die Brüder verbunden durch einen innigsten Bund!“
- ↑ Buss, S. 49 ff.
- ↑ Kleinschmidt, v. Spindler, S. 104
- ↑ Kleinschmidt, v. Spindler, S. 123
Literatur
- C. Buss: Geschichte des Korps Teutonia zu Marburg von 1825-1905. Leipzig 1907
- P. Rocholl: Geschichte des Corps Teutonia zu Marburg von 1905-1936. Schwerin 1937
- E. Kleinschmidt, H. v. Spindler: Geschichte des Corps Teutonia zu Marburg 1825-1955. Wuppertal 1955
- H. E. de Wyl (Hg.): Blaubuch des Corps Teutonia zu Marburg 1825-2000 (= Mitgliederverzeichnis)
- H. Neuhaus: Die Konstitutionen des Corps Teutonia zu Marburg. Marburg 1979
- E. Brohl: Das Corpshaus der Teutonia zu Marburg. Marburg 2010
Weblinks
Commons: Corps Teutonia Marburg – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorien:- Corps im Kösener Senioren-Convents-Verband
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