Corps Lusatia Leipzig

Corps Lusatia Leipzig
Icon der Lusatia (von Helm. Weiß)

Lusatia ist ein Corps (Studentenverbindung) im Kösener Senioren-Convents-Verband (KSCV), dem ältesten Dachverband deutscher Studentenverbindungen. Das Corps vereint Studenten und ehemalige Studenten der Universität Leipzig. Zu den Alten Herren gehören weiterhin ehemalige Studenten der Universitäten Erlangen, Berlin (FU und TU), Breslau, Hamburg, Köln und Aachen. Die Corpsmitglieder (Corpsbrüder) werden „Lausitzer“ genannt. Sie fechten Mensuren. Aufgrund der Struktur seiner Verhältnisse zu anderen Corps wird das Corps Lusatia zum "Blauen Kreis" innerhalb des Kösener Senioren-Convents-Verbands gezählt.

Inhaltsverzeichnis

Couleur

Lausitzer tragen das „stahlblau-gold-rote Band“ (Füchse: „stahlblau-rot“) und die blaue Mütze.

Der Wahlspruch lautet „Libertas vita carior!“ („Die Freiheit ist uns teurer als das Leben!“).

Damals und heute

Studenten aus der Lausitz (lat.: Lusatia) haben das Corps 1807 an der Universität Leipzig gestiftet. Die Satzungsurkunde (Constitution) des Corps datiert vom 13. Januar 1808 [1]. Als Reaktion auf das Alleinvertretungsbestreben der konkurrierenden Burschenschaft gründete Lusatia mit Gleichgesinnten 1821 auf der Rudelsburg den Allgemeinen Senioren-Convent Jena-Leipzig-Halle und 1848 den Kösener Senioren-Convents-Verband als Dachverband der Corps aller deutschen Universitäten.

In den Jahren 1861, 1895, 1914 und 1987 (Berlin) war Lusatia präsidierendes Vorortcorps und stellte die Vorsitzenden des oKC. Auch der Tübinger Vorortsprecher (1959) war Lausitzer. Paul Hirche (Lusatia Leipzig, Neoborussia Berlin) unterstützte Leonhard Zander 1881 bei seiner Kösener Reforminitiative.

Auseinandersetzungen mit dem NS-Studentenbund bewirkten 1934 ein Verbot des Corps, dem es sich zunächst erfolgreich widersetzte. Nach der offiziellen Auflösung 1936 führte es seine Tradition in der Kameradschaft Markgraf von Meißen getarnt weiter. Während des Zweiten Weltkrieges setzten Soldaten der Studentenkompanien das Corpsleben an der Universität Leipzig fort und fochten Mensuren im geheimen Leipziger Waffenring. Nach ihrem Versuch, 1944 auch den Kösener SC-Verband auf der Rudelsburg neu zu gründen, leitete die Gestapo ein Verfahren wegen Hochverrats ein.

Da sich ein Weiterleben unter dem kommunistischen Regime nach dem Zweiten Weltkrieg in Leipzig als unmöglich erwies, wurde der Corpsbetrieb 1946 zunächst an die Universität Erlangen verlegt (Corps Misnia IV). Im Januar 1950 gehörte Lusatia zu den 22 Corps, die sich in der „Interessengemeinschaft“ zusammenschlossen und die Rekonstitution des KSCV vorbereiteten.

1958 verlegte das Corps nach Berlin. Dort erzwang es 1968 gegen die Freie Universität gerichtlich seine Zulassung als studentische Vereinigung.[2] Nach der deutschen Vereinigung kehrte Lusatia 1990 an die Heimatuniversität Leipzig zurück. Seit 1993 führt das Corps auch die Tradition des 1832 gestifteten Corps Lusatia Breslau weiter, das im Exil als Mitglied des SC zu Köln in Köln beheimatet war und in Tradition der Technischen Hochschule Breslau einen weiteren Standort in Aachen hatte.

Seit 2005 tritt Lusatia amtlichen Bestrebungen entgegen, das Corps an der Universität Leipzig aus dem Blickfeld der Studentenschaft zu rücken. Ein Rechtsstreit war deswegen anhängig; der Anspruch des Corps, auf der Homepage der Universität verlinkt zu werden, wurde zurückgewiesen.[3]

Einzelne Lausitzer

Träger der Klinggräff-Medaille

Mit der Klinggräff-Medaille des Stiftervereins Alter Corpsstudenten wurden ausgezeichnet:

  • Jan David Hecht (2004)
  • Hagen Reischel (1991)
  • Rüdiger B. Richter (1993)

Literatur

  • Erich Bauer: Geschichte des Corps Lusatia zu Leipzig 1807-1932, 1932
  • Egbert Weiß: Lusatia contra NSDtB 1934. In: Einst und Jetzt. Jahrbuch für corpsstudentische Geschichtsforschung 17 (1972), S.145-153

Quellen

  1. Abdruck bei Ernst Meyer-Camberg (Hrsg): 21 der ältesten Constitutionen der Corps und ihrer Vorläufer bis zum Jahre 1810 in Sonderheft Einst und Jetzt 1981, S.145-150 und bei Bauer: Lusatia
  2. Verwaltungsgericht Berlin in DVBl. 68, 714
  3. Aktenzeichen 2 B 386/07 des Sächsischen Oberverwaltungsgerichts Bautzen, Entscheidung: http://www.justiz.sachsen.de/ovgentsch/documents/2B386_07.pdf

Weblinks

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