Georg Goetz

Georg Goetz

Georg Goetz (* 3. November 1849 in Gompertshausen; † 1. Januar 1932 in Jena) war ein deutscher Klassischer Philologe, der von 1879 bis 1923 als Professor in Jena wirkte.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Georg Goetz war der Sohn des Schmiedes und Landwirts Nikolaus Goetz. Er studierte in Leipzig klassische Philologie bei Friedrich Wilhelm Ritschl und wurde im April 1873 mit der Dissertation De temporibus Ecclesiazuson Aristophanis promoviert. Anschließend arbeitete er als Hauslehrer bei Nicolai von Tuhr in Petersburg, bis er 1875 durch Ritschls Vermittlung Adjunkt am Seminar für russische Philologie der Universität Leipzig wurde. Vom 1. August bis 15. September wirkte er an der Thomasschule zu Leipzig.[1] 1876 legte Goetz das Staatsexamen in den Fächern Latein, Griechisch, Deutsch und Geschichte ab, 1877 habilitierte er sich für die Klassische Philologie. Im Frühjahr 1879 ging Goetz als außerordentlicher Professor der Klassischen Philologie an die Universität Jena. Obwohl er den Lehrstuhl dieses Faches vorerst nicht erhielt, war er einer der erfolgreichen Wissenschaftler des Königreiches Sachsen. 1888 wurde er als ordentliches Mitglied in die Sächsische Akademie der Wissenschaften aufgenommen, 1902 war er Rektor der Universität Jena, 1903 ernannte ihn die Bayerische Akademie der Wissenschaften zum korrespondierenden Mitglied. Nach dem Tod des Jenaer Philologen und Althistorikers Heinrich Gelzer 1906 wurde Goetz zum ordentlichen Professor, Inhaber des Lehrstuhls für Klassische Philologie und Alte Geschichte und Geheimen Hofrat ernannt. 1910 war er zum zweiten Mal Rektor. 1923 wurde Goetz emeritiert. Sein Nachfolger wurde Johannes Stroux.

Leistungen

Goetz hatte drei Forschungsschwerpunkte: Die Komödien des Plautus, die lateinischen Glossen und die Schriften des Marcus Terentius Varro. Die Arbeiten zu Plautus gingen auf Anregungen seines Lehrers Ritschl zurück, der Goetz auch bei seiner großen Plautus-Ausgabe als Mitarbeiter hinzuzog (gemeinsam mit Fritz Schöll und Gustav Löwe). Goetz und Schöll führten das Werk 1894 zu Ende, nachdem Ritschl 1876 und Löwe 1883 verstorben waren. Dies war die erste Ausgabe des Plautus, die den Maßstäben der Textkritik gerecht wurde. In Ihrer Nachfolge veröffentlichten Goetz und Schöll eine Schulausgabe in der Bibliotheca Teubneriana, die zum Teil mehrmals aufgelegt wurde.

Auf Ritschl geht auch Goetz’ größtes Werk zurück, die Fortführung und Beendigung der von Gustav Löwe begonnene Sammlung lateinischer Glossen (Corpus Glossarum Latinarum). Sie erschien von 1888 bis 1923 in sieben Bänden unter dem Titel Corpus glossariorum Latinorum und war besonders der Erstellung des Thesaurus Linguae Latinae zuträglich. Aus der Beschäftigung mit den Glossen ging auch die von ihm und Schöll besorgte Ausgabe von Varros Werk De lingua Latina (1910) zurück, die erstmals alle überlieferten Textfragmente berücksichtigte. Außerdem gab er Varros Rerum rusticarum libri tres (1912) und Catos De agricultura (1914) heraus.

Goetz beschäftigte sich außerdem mit dem Latein des Mittelalters und anderen mediävistischen Themen. Für Paulys Real-Encyclopädie der klassischen Altertumswissenschaften bearbeitete er zahlreiche Grammatikerartikel.

Literatur

  • Gerhard BaaderGötz, Georg. In: Neue Deutsche Biographie (NDB). Band 6, Duncker & Humblot, Berlin 1964, S. 585 f.
  • Meinolf Vielberg: Georg Goetz (1849-1932). Klassischer Philologe und Glossograph in Jena, in: Jürgen Kiefer (Hrsg.): Jenaer Universitätslehrer als Mitglieder der Akademie Gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt. Beiträge zum Leben und Werk, Lfg. 2, Erfurt 1997 (Sonderschriften, Akademie Gemeinnütziger Wissenschaften zu Erfurt 31), S. 87-92

Weblinks

 Wikisource: Georg Goetz – Quellen und Volltexte

Einzelnachweise

  1. Richard Sachse, Karl Ramshorn, Reinhart Herz: Die Lehrer der Thomasschule zu Leipzig 1832–1912. Die Abiturienten der Thomasschule zu Leipzig 1845–1912. B. G. Teubner Verlag, Leipzig 1912, S. 4.

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