Gerhard Bettendorf

Gerhard Bettendorf

Gerhard Bettendorf (* 4. Mai 1926 in Freudenberg; † 20. April 2009 in Hamburg) war ein deutscher Gynäkologe/Geburtshelfer und Endokrinologe.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Wirken

Gerhard Bettendorf besuchte bis 1943 das Realgymnasium Betzdorf/Sieg und wurde anschließend im Zweiten Weltkrieg zum Wehrdienst eingezogen. Er geriet kurzzeitig in Gefangenenschaft. Sein Abitur legte er nach Kriegsende im Sommer 1946 ab. Bettendorf studierte danach von 1947 bis 1953 Medizin an den Universitäten Bonn und Heidelberg. 1953 wurde er dort promoviert. Es folgten zwei Jahre Assistentenzeit in Hamburg, Hameln und Tübingen. Dort arbeitete er am Max-Planck-Institut für Biochemie unter Adolf Butenandt bis zum Beginn der Facharztausbildung an der Frauenklinik des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf unter Gerhard Schubert. In dieser Zeit entwickelte Bettendorf bereits ein besonderes Interesse an klinischen und experimentellen Studien zur Endokrinologie. Diesem wissenschaftlichen Arbeitsgebiet ist er zeit seines Lebens verbunden geblieben. Mit seiner Habilitation hat er bereits 1961 die Grundlagen für die Isolierung, Charakterisierung und klinische Erprobung der menschlichen Gonadotropine gelegt. Danach verbrachte er einen Forschungsaufenthalt an der University of Texas Medical Branch (UTMB) in Galveston, Texas. 1962 gründete er mit Unterstützung von Schubert die erste Abteilung für klinische und experimentelle Endokrinologie und wurde deren erster Direktor. 1968 wurde er zum außerplanmäßigen Professor ernannt und 1972 zum ordentlichen Professor berufen. Am 1. März 1983 gründete Carl Schirren das Zentrum für Reproduktionsmedizin im Universitätsklinikum Hamburg und wurde dessen erster Direktor. Vier Jahre später übernahm Gerhard Bettendorf die Leitung des Zentrums. Er leitete es bis zu seiner Emeritierung 1991.

Verdienste

Zu Bettendorfs Verdiensten zählt die Einführung von humanen Gonadotropinen zur Ovulationsauslösung bei der Ovarialinsuffizienz mit nachfolgenden Schwangerschaften (erstmalig auch bei Patientinnen nach Entfernung der Hypophyse), sowie die klinische Erprobung von Clomifen, LH-RH, GnRH-Agonisten, Prolactinhemmern und Antiandrogenen. Seine Veröffentlichungen Zur Geschichte der Endokrinologie und Reproduktionsmedizin und Zur Geschichte der Hypophysenhormone sind zu Standardwerken geworden.

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Die Bedeutung des Eiweiss- und Vitamingehaltes der Nahrung für die Menge des spontanverzehrten Futters. Dissertation, Ruprecht-Karls-Universität Heidelberg 1953
  • Clinical application of human gonadotropins : Proceedings of a Workshop Conference, Hamburg 1970. Mit Vaclav Insler. Thieme, Stuttgart 1970, ISBN 3-134-71801-4
  • Reproduktionsmedizin. Mit Meinert Breckwoldt. Fischer, Stuttgart 1989, ISBN 3-437-00523-5
  • Zur Geschichte der Hypophysenhormone. Thieme, Stuttgart 1996, ISBN 3-131-04571-X
  • Technologiefolgenabschätzung in der Reproduktionsmedizin: Gedanken zur Problematik. 1995, In: Arbeitsmaterialien zur Technologiefolgenabschätzung und -bewertung der modernen Biotechnologie, Universität Hamburg
  • Zur Geschichte der Endokrinologie und Reproduktionsmedizin: 256 Biographien und Berichte. Springer, Berlin 1995, ISBN 3-540-58254-1
  • Gedanken zur Reproduktionsmedizin: Folgen einer immer ausgefeilteren Technik. Deutsches Ärzteblatt 93 (1996), A-529 online
  • Gerhard Bettendorf, : Purification of FSH and LH from human hypophyseal gonadotropin. Gemeinsam mit P. Cygan, Meinert Breckwoldt. Acta Endocrinol 100 (1965), 113
  • Die Ovulation, Physiologie und medikamentöse Auslösung. Arch Gynäkol 2002 (1965), 133–159, auch in Gebh Frauenheilk 25 (1965), 157-8

Ehrungen

Gerhard Bettendorf wurden zahlreiche nationalen und internationale Funktionen übertragen. So arbeitete er in der WHO Study Group on Agents Stimulating Ovarian Function und der Gesellschaft Deutscher Naturforscher und Ärzte mit und wurde 1974/75 zum Präsidenten der Norddeutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe und 1975–1978 zum Vorsitzenden der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie gewählt.

Bettendorf wurde zum Ehrenmitglied folgender Gesellschaften ernannt:

Weitere Auszeichnungen:

Literatur

Weblinks


Wikimedia Foundation.

Игры ⚽ Поможем написать реферат

Schlagen Sie auch in anderen Wörterbüchern nach:

  • Bettendorf — steht für: Orte Stadtteil der Stadt Alsdorf im Kreis Aachen in Nordrhein Westfalen: siehe Bettendorf (Alsdorf) Gemeinde im Rhein Lahn Kreis in Rheinland Pfalz: siehe Bettendorf (Taunus) Gemeinde im Großherzogtum Luxemburg: siehe Bettendorf… …   Deutsch Wikipedia

  • Gerhard Schubert (Arzt) — Gerhard Schubert (* 5. Januar 1907 in Trebnitz/Schlesien; † 18. Februar 1964 in Hamburg) war ein deutscher Gynäkologe, Geburtshelfer, Chirurg, Humangenetiker und Strahlenbiologe. Schubert studierte Medizin an den Universitäten Breslau und Wien.… …   Deutsch Wikipedia

  • Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe — (DGGG) Zweck: medizinische Fachgesellschaft für Gynäkologie und Geburtsh …   Deutsch Wikipedia

  • Nekrolog 2. Quartal 2009 — Nekrolog ◄◄ | ◄ | 2005 | 2006 | 2007 | 2008 | 2009 | 2010 | 2011 Nekrolog 2009: 1. Quartal | 2. Quartal | 3. Quartal | 4. Quartal Weitere Ereignisse | Nekrolog (Tiere) | Filmjahr… …   Deutsch Wikipedia

  • Reproduktionsmedizin — Die Reproduktionsmedizin beschäftigt sich mit der natürlichen und assistierten Fortpflanzung und ihren Störungen. Als ein interdisziplinär ausgerichtetes Fachgebiet der Medizin berührt die Reproduktionsmedizin auch die Fachgebiete Andrologie,… …   Deutsch Wikipedia

  • Liste der Biografien/Bes–Bez — Biografien: A B C D E F G H I J K L M N O P Q …   Deutsch Wikipedia

  • Diez an der Lahn — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Drehgestellwagen — Das von der UIC standardisierte Y25 Drehgestell mit 1,80 m Achsstand ist das häufigste Drehgestell bei Güterwagen, hier an einem Res Wagen der PKP …   Deutsch Wikipedia

  • Ladenburg — Wappen Deutschlandkarte …   Deutsch Wikipedia

  • Maximum-Drehgestell — Das von der UIC standardisierte Y25 Drehgestell mit 1,80 m Achsstand ist das häufigste Drehgestell bei Güterwagen, hier an einem Res Wagen der PKP …   Deutsch Wikipedia

Share the article and excerpts

Direct link
Do a right-click on the link above
and select “Copy Link”