- Gerhard Kittel (Arzt)
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Gerhard Kittel (* 4. März 1925 in Berolzheim, Nordbaden; † 9. November 2011 in Marloffstein) war ein Phoniater und Pädaudiologe, der maßgeblich am Aufbau des Faches in Deutschland und Europa mitgewirkt hat.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Gerhard Kittel beendete seine Schulausbildung 1943 mit der Reifeprüfung am Realgymnasium in Mosbach am Odenwald. Von 1945 an studierte er Medizin an der Universität Würzburg, das Studium schloss er 1951 mit dem Staatsexamen ab, zugleich wurde Kittel zum Dr. med. promoviert. Nach einem Volontariat an der Medizinischen Universitätsklinik in Würzburg war Kittel von 1952 bis 1953 als Assistenzarzt an der Chirurgischen Universitätsklinik Ludwigshafen tätig. Für eine HNO-Facharztausbildung wechselte er 1953 in die Ludwigshafener HNO-Klinik. Ab 1960 war Kittel dann Oberarzt an der HNO-Klinik der Universität Erlangen. Dort habilitierte er sich 1976 über die Hypoxidose der Kochlea und erhielt die Lehrbefugnis für HNO-Heilkunde und Phoniatrie. 1971 wurde Kittel zum außerplanmäßigem Professor ernannt, 1978 wurde er Extraordinarius und Vorstand der selbständigen Abteilung für Phoniatrie und Pädaudiologie am Universitäts-Klinikum Erlangen. Diese Position behielt Kittel bis zu seiner Emeritierung im Jahre 1990.
Berufspolitisches Engagement (Auswahl)
Gerhard Kittel arbeitete schon sehr früh in der Arbeitsgemeinschaft der deutschsprachigen Phoniater, der er von 1980 bis 1983 vorstand, der Vorläuferorganisation der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP), deren Mitbegründer und erster Präsident er ab 1983 war. Schon zuvor war er in der interdisziplinär ausgerichteten Deutschen Gesellschaft für Sprach- und Stimmheilkunde (DGSS) tätig, von 1961-1968 als Vorsitzender. Er engagierte sich im internationalen wissenschaftlichen Austausch, und gründete 1969 die Union Europäischer Phoniater (UEP), die es Wissenschaftlern ermöglichte, besonders mit den Ländern des Ostblocks (vor allem DDR, Polen und Ungarn) in Kontakt zu treten. Er setzte sich regelmäßig dafür ein, dass jeweils 20 Kollegen aus dem Ostblock zu Phoniatriekongressen nach Westeuropa eingeladen wurden und am wissenschaftlichen, aber auch gesellschaftlichem Leben teilnehmen konnten. 1983 wurde er in das Generalsekretariat der UEP berufen, ein Jahr später in den Vorstand. Ab 1988 war er Präsident der UEP. 1988 erfolgte die Berufung in das International Collegium of Experimental Phoniatrics and Communication Sciences.
Wissenschaftliche Tätigkeit (Auswahl)
Gerhard Kittel ist Verfasser von über 200 Publikationen. Er hat mehrere Lehrbücher der Phoniatrie-Pädaudiologie verfasst und war 20 Jahre Herausgeber der Zeitschrift "Sprache-Stimme-Gehör" [1], sowie Boardmitglied der internationalen Zeitschrift "Folia Phoniatrica" [2]. Seine Forschungsschwerpunkte waren: elektrophysiologische Untersuchungen des Innenohres; objektive Computeranalysen der Stimme; Lippen-Kiefer-Gaumenspalten sowie Hör-, Riech- und Stimmstörungen. Erstbeschreibungen von ihm: Vegetative Kehlkopfdystonie, Ohrmuschelfehlbildungen nach Thalidomid-Einnahme, Farb-TV-Lupen-Mikrostroboskopie/Farb-Lupen-Video-Stroboskopie, Video-Printer-Aufnahmen endoskopischer Larynxbefunde, mehrkanalige monopolare ERA bei Aphasikern, digitale Hochfrequenz-Glottographie / Hochgeschwindigkeits-Videographie.
Auch nach seiner Emeritierung war er in vielen Bereichenh aktiv. 2003 stiftete er die "Gerhard-Kittel-Medaille der DGPP", einen Forschungspreis für hervorragende wissenschaftliche Arbeiten im Fachgebiet.
2009 wurde er wegen seines Engagements für das Fachgebiet zum ersten Ehrenpräsidenten der DGPP ernannt.
Schriftsteller
Gerhard Kittel verfasste Gedichte und lyrische Texte, sein Frühwerk ging jedoch in den Wirren des 2. Weltkrieges verloren. Danach publizierte er vor allem nach seiner Emeritierung Texte und Bücher, u.a. eine lyrische Reihe im Specht-Verlag. Er ist Mitglied des Deutschen Bundesverbandes der Schriftsteller-Ärzte e.V. .
Einzelnachweise
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