Gut Ascheberg

Gut Ascheberg
Das Herrenhaus Schloss Ascheberg

Das Gut Ascheberg liegt am Ufer des Großen Plöner Sees im Kreis Plön im östlichen Schleswig-Holstein, das frühere Adlige Gut wird bis in die Gegenwart landwirtschaftlich betrieben. Der nur in Grundzügen erhaltene französische Garten gehörte zu den bedeutendsten Barockgärten des einstigen Herzogtums Holstein, das als Schloss Ascheberg bekannte Herrenhaus dient heute als Jugendfreizeit- und Erholungsstätte.

Inhaltsverzeichnis

Geschichtlicher Überblick

Eine erste Erwähnung Askebergs ist auf das Jahr 1190 zu datieren. Ascheberg lag im sächsisch-wendischen Grenzgebiet und vermutlich gab es hier im Mittelalter eine Wasserburg. Im 13. Jahrhundert wird erstmals ein befestigter Rittersitz gleichen Namens bezeugt. Das Geschlecht derer von Ascheberg starb im 16. Jahrhundert aus, bereits im 15. Jahrhundert war der Besitz an die uradelige Familie Rantzau gegangen, unter denen die spätere Gutswirtschaft begründet wurde. Die Rantzau verblieben bis 1799 auf Ascheberg, unterbrochen nur von wenigen Erbgängen, die das Gut kurzzeitig auch an die Pogwisch und die Sehestedt brachten. Ascheberg wurde in dieser Zeit durchgehend bewirtschaftet, größere Bedeutung erhielt das Gut erst im 18. Jahrhundert.

Entwurf für den Umbau des 18. Jahrhundert, A: der Wirtschaftshof, B: das barocke Herrenhaus, X: Standort des heutigen Herrenhauses

Unter dem in den Reichsgrafenstand erhobenen Hans zu Rantzau begann ab 1720 ein umfangreicher Ausbau des Guts, das er nach französischen Vorbildern zu einem barocken Landsitz ausbauen wollte. Weiter führte er ab 1739 größere Agrarreformen durch, die erstmals in der Geschichte Schleswigs und Holsteins in größerem Umfang zu einer Befreiung der Bauern und schließlich zur Abschaffung der Leibeigenschaft führten, ein Vorgang, der sich auf den weiteren Adligen Gütern der Herzogtümer zum Teil bis ins 19. Jahrhundert hinzog. Unter Hans Rantzau erlebte Ascheberg seine Glanzzeit und zu den Gästen auf dem Gut zählten in dieser Zeit unter anderem die dänischen Könige Friedrich V. und Christian VII., sowie der zu Ruhm und Ehren gelangte frühere Arzt und Kabinettsminister Johann Friedrich Struensee. Auf Hans Rantzau folgte ab 1769 sein Sohn Schack Carl Rantzau, der auf dem Gut zahlreiche Feste veranstalten ließ und der in der Struensee-Affäre um die dänische Königin Carloline Mathilde eine bedeutende Rolle spielte. Sein ausschweifender Lebensstil brachte Schack Rantzau an den Rand des Ruins, so dass er Ascheberg schon vor seinem Tod 1789 verkauften musste. Das Gut ging zunächst an einen Rantzauer Familienzweig aus Rastorf, zu Beginn des 19. Jahrhunderts wechselten die Besitzer dann mehrfach. Auf die Familien Schmettau, Hansen und Schleiden folgte ab 1825 die ritterschaftliche Familie Ahlefeld und daraus hervorgehend die Linie Brockdorff-Ahlefeld, in deren Besitz sich Ascheberg bis in die Gegenwart befindet.

Ascheberg wird noch immer landwirtschaftlich genutzt. Das einstige Adlige Gut wurde durch Parzellierung und Pachtverträge von einstmals rund 2.900 Hektar auf eine Größe von ca. 1.100 reduziert. Das Gelände befindet sich in Privatbesitz, der Wirtschaftshof mit dem heutigen Gutshaus ist nur zu alljährlichen Bauermärkten zugänglich. Das frühere Herrenhaus ist an eine christliche Jugendorganisation verpachtet und dient bereits seit mehreren Jahrzehnten als Ferienheim.

Baulichkeiten

Das Herrenhaus

Auf Ascheberg gab es im Laufe der Jahrhundert mehrere Herrenhäuser mit wechselndem Standort. Über den Standort und die Gestalt der alten Wasserburg ist kaum noch etwas bekannt, wahrscheinlich befand sie sich ungefähr an der Stelle des heutigen Schlosses am Ende der Lindenallee. Unter Hans zu Rantzau erfuhr das Gut in der ersten Hälfte des 17. Jahrhunderts eine umfassende Neugestaltung. Der Standort der alten Wasserburg wurde aufgegeben und stattdessen am Zugang zur Ascheberger Halbinsel ein neuer Wirtschaftshof und im rechten Winkel dazu ein neues Herrenhaus im Stile des Barock geplant. An den Entwürfen für die Neugestaltung der Anlage war möglicherweise Johann Gottfried Rosenberg beteiligt, in welchem Umfang sie letztlich realisiert wurden, ist allerdings unbekannt. Das neue Gutshaus fand seinen Standort am Anfang der Lindenallee auf der Höhe der Zufahrt zum heutigen Wirtschaftshof. Es wurde als eingeschossiger Hauptbau geplant, der hofseitig durch zwei Kavaliershäusern zu einer dreiflügeligen Anlage erweitert wurde und dem ein sogenanntes Krummhaus mit Pferdestall und Wagenremise symmetrisch gegenüber stand. Auch für das Herrenhaus ist nicht belegt, ob das Gebäude zur vollständigen Ausführung gelangte. Nach einem Bericht des im 19. Jahrhundert auf Ascheberg ansässigen Gutsherren Rudolf Schleiden war es zu seiner Zeit bereits baufällig[1] und wurde durch einen Neubau am anderen Ende der Lindenallee - in unmittelbarer Nachbarschaft des heutigen Schlosses - ersetzt. Dieses Herrenhaus entsprach in seiner schlichten Bauform dem Stil des ausgehenden Klassizismus und hatte nur wenige Jahre Bestand.

Das heutige Herrenhaus ist auch als Schloss Ascheberg bekannt. Es wurde von 1869 bis 1870 durch H. G. Krüger am Ende der barocken Lindenallee im Stil des Historismus errichtet und zitiert Einflüsse der italienischen Renaissance. Das neunachsige Gebäude in den Formen einer großen Gründerzeitvilla verfügt über ein Keller- und drei Wohngeschosse, aus den Längsseiten treten zwei dreichachsige Risalite hervor. Der nüchterne Bau aus gelben Lehmziegeln wird lediglich durch einen hohen Aussichtsturm akzentuiert. Da das Schloss schon seit Jahrzehnten als Jugendheim dient, haben sich keine bedeutenden Innenräume erhalten. Aufgrund der heutigen Nutzung des Gebäudes leben die Gutsbesitzer im einstigen Verwalterhaus am Ende des Wirtschaftshofs, das gelegentlich als neues Herrenhaus bezeichnet wird.

Die Gutsanlage und der Barockgarten

Blick durch den Wirtschaftshof auf das Verwalterhaus

Die Gutsanlage ist heute von zwei Hauptachsen gekennzeichnet, die auf die Erweiterungen des 18. Jahrhundert unter Hans zu Rantzau zurück gehen. Die eigentliche Hauptachse entlang der Lindenallee führt vom Standort des einstigen Herrenhauses des 18. Jahrhunderts in Richtung des Plöner Sees und des heutigen Schlosses, sie wird von der Achse des Wirtschaftshofs mit seinen Stallungen und dem Verwalterhaus gekreuzt. Die Gebäude des axial ausgerichteten Wirtschaftshofs stammen zum Teil noch aus dem 18. Jahrhundert. Die große Scheune ist möglicherweise durch Rudolph Matthias Dallin errichtet worden, das Baujahr 1725 ist durch andersfarbige Backsteine in die Fassade eingemauert.

Der Ascheberger Barockgarten gehörte zu den berühmtesten französischen Gärten in Holstein und stand nach zeitgenössischen Berichten im Rang den herzoglichen Gärten von Traventhal, Plön und Eutin kaum nach. Hans Rantzau war ein Anhänger der Empfindsamkeit und ließ sich von den Ideen der Aufklärung begeistern, in die Entwürfe für die Grünanlagen flossen neue Strömungen der Gartenkunst ein. Später lud Rantzau den berühmten Philosophen Jean-Jacques Rousseau ein, ihn auf Ascheberg zu besuchen und dort zu leben, eine Einladung, der Rousseau allerdings nicht nachkam. Der Ausbau der 20 Hektar großen Gartenanlage wurde ab 1720 bis zur Mitte des 18. Jahrhunderts vorangetrieben. Ein großformatiger Stich von 1732 zeigte eine zentrale Hauptachse - die heutige Lindenallee - umgeben von Bosketten und Broderieparterre. Ob der Plan bis ins Detail ausgearbeitet wurde ist ungewiss, der Garten galt jedoch schon seinerzeit als Attraktion. Er wurde frühzeitig für Besucher geöffnet und zeitgenössische Berichte erzählten von einer Fülle von exotischen Vögeln, die dort gehalten wurden. Mit dem Ende des 18. Jahrhundert verfiel die geometrisch gestaltete Anlage und wurde anschließend in einen Landschaftspark englischer Prägung umgestaltet. Erhalten haben sich neben einigen Alleen vor allem noch mehrere Wassergräben und eine zweibogige Granitbrücke aus dem Jahr 1759.

Weblinks

Literatur und Quellen

  • Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler Hamburg, Schleswig-Holstein. Deutscher Kunstverlag, München 1994. ISBN 978-3422030336
  • I. Bubert: Gutshöfe, Herrenhäuser und Schlösser im östlichen Holstein. Sventana-Verlag, 1995, ISBN 3-927653-06-3

Einzelnachweise

  1. Henning von Rumohr: Schlösser und Herrenhäuser in Ostholstein, Seite 107, 108. Verlag Weidlich, 1989
54.13511910.340431

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