Hans zu Rantzau

Hans zu Rantzau

Hans Graf zu Rantzau auf Ascheberg (* 1693; † 1769) war der erste holsteinische Gutsherr, der für seine Bauern seit 1739 Schritt um Schritt die Leibeigenschaft abschaffte. Sein Gut Ascheberg ließ er im 18. Jahrhundert zu einem aufwendigen Landsitz erweitern.

Reformator

Rantzau war dänischer Gesandter in England gewesen, wo er einen Feudalismus ohne Leibeigenschaft kennengelernt hatte. Die kriminelle Verirrung seines Bruders Hinrich dürfte ihn kaum unbeeindruckt gelassen haben.

Zurück auf seinen Gütern sah er, dass die Lustlosigkeit, mit der seine Leibeigenen sich für seinen Vorteil und Gewinn einsetzten, absolut kontraproduktiv war. Er dachte deshalb darüber nach, wie man den Eigennutz des Bauern produktiver mit dem des Grundherrn verknüpfen könne, und probierte dies 1739 mit einem etwa 18 Hektar (heutiges Maß) großen Landstück aus, auf dem er ein Wohnhaus mit Stallungen errichtete; zehn Kühe, zwei Pferde und vier Schweine, Wagen, Pflug und Saatgut stellte er bei. Vier Acker- und fünf Weideschläge, jeweils durch Hecken (Knicks) voneinander getrennt, wurden im Wege der Verkoppelung eingerichtet. Rantzau übergab diesen Musterhof einem seiner Leibeigenen zur Bewirtschaftung. Dieser konnte durch Entwässerung und Kleeanbau die Produktivität wesentlich steigern; die Pacht, die er dem Grundherrn zahlte, lag weit über dem, was dieser mit Leibeigenen aus demselben Landstück erwirtschaftet hätte. Nach diesem Modell richtete Rantzau im Lauf der folgenden Jahrzehnte weitere 30 bäuerliche Erwerbsbetriebe ein. Durch ein Prämiensystem regte er die „Kolonisten“ zum Wettbewerb an und kümmerte sich auch um die Verbesserung der Schulbildung.

Rantzau setzte sich für seine praktisch erfolgreichen Reformen publizistisch mit einer Streitschrift ein. Sie erschien 1766 in Plön und trug den Titel „Antwort eines alten Patrioten auf die Anfrage eines jungen Patrioten, wie der Baurenstand und die Wirtschaft der adlichen Güter in Holstein zu verbessern sey“. Dass die Leibeigenschaft in Dänemark dann 1788, in den beiden Herzogtümern Schleswig und Holstein 1804 abgeschafft wurde, ist auch diesem Pionier der Bauernbefreiung zu danken – die freilich ebenso stark vom ökonomischen Vorteil wie von humanistischen Idealen diktiert war.

Literatur

  • Christian Degn: Schleswig-Holstein, eine Landesgeschichte. Neumünster (Wachholtz) 1994 ISBN 3-529-05215-9
  • Eckardt Opitz: Schleswig-Holstein, Landesgeschichte in Bildern, Texten und Dokumenten. Hamburg (Rasch und Röhring), 1988 ISBN 3-89136-137-8

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