- Christian VII. (Dänemark und Norwegen)
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Christian VII. (* 29. Januar 1749 in Kopenhagen; † 13. März 1808 in Rendsburg) war König von Dänemark und Norwegen von 1766 bis 1808 und Herzog von Schleswig und Holstein.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Christian VII. war der zweite Sohn von Friedrich V., König von Dänemark und Norwegen, und dessen erster Gemahlin Louise von Großbritannien.
Nachdem er bereits mit drei Jahren seine Mutter verloren hatte, blieb ihm elterliche Zuneigung künftig versagt. Seine Stiefmutter Juliane von Braunschweig-Wolfenbüttel, die sein Vater alsbald ehelichte, zeigte keinerlei Interesse für ihn, sondern zog ihren leiblichen Sohn Frederik vor. Dem Vater selbst wurde das schüchterne, sensible Kind, das überdies zu epileptischen Anfällen neigte, zunehmend gleichgültig. Graf Detlev von Reventlow, den man Christian als Erzieher überantwortete, behandelte das Kind sadistisch, sperrte es mitunter stundenlang in finstere Kammern ein.[1] Christian VII. zeigte schon in jungen Jahren Anzeichen von Geisteskrankheit.
Mit siebzehn heiratete er am 1. Oktober 1766 seine fünfzehnjährige Cousine Caroline Mathilde von Großbritannien. Aus der Ehe ging ein Sohn hervor:
- Friedrich VI. (* 28. Januar 1768; † 3. Dezember 1839), König von Dänemark-Norwegen.
Die Tochter Louise Auguste (* 7. Juli 1771; † 13. Januar 1843), spätere Herzogin von Schleswig-Holstein, wurde zwar offiziell als Christians Tochter ausgegeben und als dänische Prinzessin erzogen. Es gilt jedoch als sicher, dass sie der Liebesbeziehung von Königin Caroline Mathilde mit Graf Struensee entstammte.
Als er mit siebzehn Jahren König wurde, führte zunächst, wie schon zu Zeiten seines Vaters, das Kabinett die Regierungsgeschäfte, insbesondere Graf Johann Hartwig Ernst von Bernstorff. 1768 lernte der König auf einer Europareise den Arzt Johann Friedrich Struensee kennen, einen Aufklärer aus Altona. Dieser gewann am dänischen Hofe Macht, wurde zum einzigen Vertrauten des Königs und leitete eine Reihe von liberalen Reformen ein. Gleichzeitig wurde er der Geliebte der von ihrem Mann vernachlässigten Königin. Es wird angenommen, dass er der Vater von Louise Auguste war. 1772 wurde Struensee von konservativen Kräften gestürzt und am 28. April 1772 vor den Toren Kopenhagens hingerichtet. Die Königin wurde verbannt. In der Umsetzung eines der letzten Dekrete Struensees gründete Christian VII. 1773 im Norden des Herzogtums Schleswig die nach ihm benannte Stadt Christiansfeld, wo er evangelische Christen der Herrnhuter Brüdergemeine aus deutschen Fürstentümern und den Niederlanden ansiedelte, deren Fleiß und handwerkliche Tüchtigkeit er bei seiner Reise 1768 in den Niederlanden kennengelernt hatte.
Fortan leitete Ove Høegh-Guldberg mit Unterstützung der Königinwitwe Juliane und deren Sohn Dänemarks Geschicke. Der Großteil der Struenseeschen Reformen wurde aufgehoben. Mit dem Indigenatsgesetz versuchte er, den deutschen Einfluss einzuschränken. Andreas Peter von Bernstorff, der sich durch den 1773 mit Russland geschlossenen Vertrag von Zarskoje Selo, der Grundlage für den dänischen Gesamtstaat, große Verdienste erworben hatte, legte daher 1780 sein Amt nieder.
1784 entmachtete Christians Sohn Friedrich Høegh-Guldberg und regierte als Kronprinzregent an Stelle seines Vaters. Da er im Gegensatz zu Høegh-Guldberg der Aufklärung zugeneigt war, führte er eine Reihe Reformen wie die Aufhebung der Leibeigenschaft durch. Eine seiner ersten Amtshandlungen war die Ernennung von Ernst Heinrich von Schimmelmann zum Finanz- und Handelsminister, der gemeinsam mit Christian Ditlev Reventlow den Freihandel förderte. Auch Andreas Peter von Bernstorff kehrte 1784 in die Regierung zurück, der er bis zu seinem Tod 1797 angehörte. Bernstorff setzte sich für die Neutralität des Gesamtstaats ein. Dänemark erlebte eine Blütezeit.
Christian VII. starb 1808 an einem Schlaganfall. Der dänische Historiker Ulrik Langen hat 2008 widerlegt, Christian VII. sei durch einen psychisch bedingten Herzinfarkt gestorben.[2]
Belletristik und Film
- Per Olov Enquist: Der Besuch des Leibarztes. Fischer, Frankfurt 2003 ISBN 3-596-15404-9
- Robert Neumann: Der Favorit der Königin. (1935)
- Verfilmung: Herrscher ohne Krone. BRD 1957
- Tania Blixen: "Nächtliches Gespräch in Kopenhagen". In: Dies.: Widerhall. Letzte Erzählungen. Aus dem Englischen von Wolfheinrich von der Mülbe und W.E. Süskind. - Stuttgart: Deutsche Verlagsanstalt, 1959 & München: Deutscher Taschenbuch Verlag, 1968 (dtv 468) & Zürich: Manesse, 1985 ISBN 3-7175-1682-5
Einzelnachweise
- ↑ Thea Leitner: Skandal bei Hof, Ueberreuter, 1993, ISBN 3-8000-3492-1
- ↑ Ulrik Langen, 2008, s. 119ff
Literatur
- Otto Andrup/Hans Bølling: Danmarks Konger fra Christian I til Christian X. Udsendt af Nationaltidende 1944-45; S. 26
- Jan Janssen/Erik Thorud: Deutsche Spuren in Kopenhagen. Tyksforlaget, 2000; S. 15 ff.
- Erik Kjersgaard: Eine Geschichte Dänemarks. Herausgegeben vom Königlich Dänischen Ministerium des Äußern, Kopenhagen 1974; S. 52
Vorgänger Amt Nachfolger Friedrich V. König von Dänemark
König von Norwegen
1766–1808Friedrich VI. Weblinks
Commons: Christian VII. – Sammlung von Bildern, Videos und AudiodateienKategorien:- König (Dänemark)
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