Günther Reinecke

Günther Reinecke
Günther Reinecke während der Nürnberger Prozesse

Günther Reinecke (* 18. April 1908 in Stuttgart; † 24. April 1972 in München) war ein deutscher Jurist und SS-Führer.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Nach dem Schulbesuch studierte Reinecke Rechtswissenschaften an den Universitäten Innsbruck und München. Er schloss sein Studium 1933 in München mit der Promotion zum Dr. jur ab. Reinecke bestand 1934 das Assessorexamen und erhielt damit die Möglichkeit ein Richteramt auszuüben.

Reinecke trat der NSDAP (Mitgliedsnr. 3.257.841) und der Schutzstaffel (SS-Mitgliedsnr. 77.151) bei. In der SS wurde Reinecke im November 1944 zum SS-Oberführer befördert.[1]

Reinecke war fast zehn Jahre im Gerichtswesen der SS tätig und gehörte 1938 dem Persönlichen Stab Reichsführer SS an.[2] Er war ab 1939 Leiter des Amts I (Rechtsamt) am Hauptamt SS-Gericht in München und Vertreter des Chefs des Hauptamts SS-Gericht.[3] Nach der deutschen Besetzung Norwegens baute Reinecke das SS- und Polizeigericht Nord in Oslo auf, in dem ab September 1941 auch gegen Zuwiderhandlungen von Norwegern gegen die Verordnungen des Reichskommissars Josef Terboven verhandelt wurde.[4] Reinecke ließ u.a. gegen Hans Frank, den Gouverneur des Generalgouvernements, wegen Korruption ermitteln. Reineckes Ermittler waren im Zuge eines anderen Korruptionsfalls im Generalgouvernement der illegalen Bereicherung der Familie Frank auf die Spur gekommen. Reinecke meldete am 1. Dezember 1941 an den Reichsführer-SS Heinrich Himmler, das Frau Frank sich illegal mindestens zehn Pelzmäntel besorgt hätte und der Generalgouverneur unerlaubter Weise Schmuck, Möbel und Lebensmittel in erheblichem Umfang auf sein Anwesen Schobernhof in Süddeutschland transferiert hätte. Diese Affäre nutze Himmler um gemeinsam mit Hans Lammers und Martin Bormann am 5. März 1942 Frank personelle Zugeständnisse bzgl. der personellen Besetzung in der Regierung des Generalgouvernements abzupressen.[5]

Reinecke wurde am 8. August 1942 Chefrichter des Obersten SS- und Polizeigerichts.[6]

Nach Kriegsende befand sich Reinecke in alliierter Internierung und war Zeuge während des Nürnberger Prozesses gegen die Hauptkriegsverbrecher, wo er am 6. August 1946 im Zeugenstand über die Allgemeine SS, Waffen-SS und Sicherheitspolizei aussagte. Reinecke berichtete im Zeugenstand auch über SS-Ermittlungen gegen Angehörige des KZ-Lagerpersonals.

Nach Entlassung aus der Internierung war Reinecke als Rechtsanwalt in München tätig.[2]

Literatur

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Günther Reinecke auf www.dws-xip.pl
  2. a b Ernst Klee: Das Personenlexikon zum Dritten Reich. Frankfurt am Main 2007, S. 533.
  3. Bianca Vieregge: Die Gerichtsbarkeit einer "Elite": nationalsozialistische Rechtsprechung am Beispiel der SS- und Polizei-Gerichtsbarkeit. Nomos, Baden-Baden 2002, ISBN 3-7890-8011-X, S. 11.
  4. Robert Bohn: Reichskommissariat Norwegen. Beiträge zur Militärgeschichte, Band 54. Oldenbourg, München 2000, ISBN 3-486-56488-9, S. 92.
  5. Heinz Höhne: Der Orden unter dem Totenkopf - Die Geschichte der SS. Augsburg 1998, S. 294f.
  6. Bianca Vieregge: Die Gerichtsbarkeit einer "Elite": nationalsozialistische Rechtsprechung am Beispiel der SS- und Polizei-Gerichtsbarkeit. Nomos, Baden-Baden 2002, ISBN 3-7890-8011-X, S. 49.

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