- Hans-Jochen Gamm
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Hans-Jochen Gamm, (* 22. Januar 1925 in Jörnstorf, Mecklenburg; † 18. Juni 2011[1]) war ein deutscher Erziehungswissenschaftler.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Nach dem Abitur wurde Gamm für den Krieg eingezogen und kehrte 1949 aus polnischer Kriegsgefangenschaft zurück. Gamm studierte Pädagogik, Sozialpsychologie, Geschichte und Theologie an den Universitäten Rostock und Hamburg, wurde Lehrer und promovierte bei Wilhelm Flitner zum Dr.phil. Im Jahre 1959 wurde er Dozent am Pädagogischen Institut der Universität Hamburg, 1961 Professor an der Pädagogischen Hochschule Oldenburg. 1967 erhielt er einen Ruf an die Technische Hochschule Darmstadt, wo er noch nach seiner Emeritierung forschend und lehrend tätig war. Mit der Wiedervereinigung wurde er Gastprofessor an der Universität Rostock.
Arbeitsschwerpunkte
Gamm begann seine publizistische Tätigkeit mit religionspädagogischen Schriften (Sachkunde zur biblischen Geschichte), mit Veröffentlichungen zum Antisemitismus (Judentumskunde) und war einer der ersten, die eine systematische Aufarbeitung der Erziehung im Nationalsozialismus vornahmen (Führung und Verführung). Er veröffentlichte zur Friedenserziehung (Aggression und Friedensfähigkeit in Deutschland) und zur politischen Erziehung (Deutsche Identität in Europa). Heftig diskutiert wurde seine Streitschrift "Kritische Schule", in der es um die Emanzipation von Lehrern und Schülern ging. Das Verhältnis von Dichtung und Pädagogik beschäftigte Gamm (Das pädagogische Erbe Goethes; Friedrich Nietzsche) wie auch die Auseinandersetzung mit sexualpädagogischen Fragen (Bilanz der Sexualpädagogik, mit Friedrich Koch). In seinem Spätwerk thematisierte Gamm sozialgeschichtliche Probleme seiner Heimat Mecklenburg und aktualisierte Aspekte des Werkes von Johann Amos Comenius für die gegenwärtige Auseinandersetzung.
Auszeichnungen
- 2001: Ehrendoktorwürde der Universität Rostock
- 2010: Comenius-Preis (mit Wolfgang Klafki)
Schriften (Auswahl)
- Das Judentum. Berlin 2011, Nachdr. [der Ausg.] Frankfurt/Main, New York, Campus-Verl., 1998; (erste Auflage unter dem Titel „Judentumskunde“, 1960).
- Lernen mit Comenius. Frankfurt am Main 2008.
- Erinnern – Bildung – Identität. Frankfurt am Main 2004.
- Deutsche Identität in Europa. Münster 2001.
- Mündigkeit. Frankfurt am Main 1997.
Literatur
- Hans-Jochen Gamm. Pädagogischer Ausgangspunkt: Ein mecklenburgischer Tagelöhnerkaten. In: Wolfgang Klafki (Hrsg.): Verführung, Distanzierung, Ernüchterung. Kindheit und Jugend im Nationalsozialismus. Weinheim und Basel 1988, Seite 81 ff.
- Friedrich Koch: Emanzipatorische Pädagogik in bewußtem Widerstand. Ein Gespräch mit dem Darmstädter Pädagogen Hans-Jochen Gamm. In: Westermanns Pädagogische Beiträge Nr.12/1985, Seite 595 ff.
- Friedhelm Zubke (Hrsg.): Politische Pädagogik. Beiträge zur Humanisierung der Gesellschaft. Hans-Jochen Gamm zum 65. Geburtstag. Weinheim 1990.
- Wolfgang Keim u. Gerd Steffens (Hrsg.): Bildung und gesellschaftlicher Widerspruch. Hans-Jochen Gamm und die deutsche Pädagogik seit dem zweiten Weltkrieg. Frankfurt/M. 2006.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Traueranzeige in der Süddeutschen Zeitung
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