Hans Georg Schmidt von Altenstadt

Hans Georg Schmidt von Altenstadt

Hans Georg Schmidt von Altenstadt (* 21. August 1904 in Langfuhr/Danzig; † 25. Juli 1944 in Bad Tölz) war ein deutscher General.

Über seine Laufbahn in Schule und Beruf ist wenig bekannt. 1923 trat er in die Reichswehr ein. 1939 wurde er Quartiermeister des XVIII. Armeekorps. Im November 1939 trat er den Posten des Ersten Generalstabsoffiziers der 18. Infanterie-Division an. Unter Eduard Wagner, dem Generalquartiermeister im Oberkommando des Heeres, wurde er im Sommer 1940 Leiter der Abteilung Kriegsverwaltung. Auf diesem Posten verantwortete er grundlegende administrative Befehle zum Umgang mit der Zivilbevölkerung der Sowjetunion. Zugleich hatte er wichtige Koordinationsaufgaben mit den Reichsverwaltungen und den Parteistellen der NSDAP zu leisten. Im August 1943 wechselte er an die italienische Front. Dort fungierte er als Generalstabschef der Kampfverbände. Schmidt von Altenstadt wurde in der Schlacht um Monte Cassino verletzt und starb im Lazarett von Bad Tölz an den Folgen einer Lungenembolie. Postum wurde er zum Generalmajor befördert.

Forscher hielten Schmidt von Altenstadt lange für einen Befürworter einer moderaten Besatzungspolitik. Gelegentlich brachten sie ihn mit Kreisen des militärischen Widerstandes in Verbindung.[1] Bereits im September 1942 hatte er Kenntnis von Plänen von Claus Schenk Graf von Stauffenberg zur Beseitigung Hitlers.[2] Als Chef der Abteilung Kriegsverwaltung war er allerdings am Holocaust beteiligt, er gehörte beispielsweise zu jenen, die am 25. August 1941 das Massaker von Kamenez-Podolsk verabredeten.[3] Die verheerende Besatzungspolitik der Wehrmacht machte er sich zunächst voll zu eigen, in weiten Teilen organisierte er sie selbst. Erst nachdem der Vormarsch der deutschen Truppen stockte, riet er zu einer gemäßigteren Haltung gegenüber nichtrussischen Bevölkerungsteilen.[4]

Literatur

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Dieter Pohl nennt hier Walter Bußmann. (Siehe Dieter Pohl: Die Herrschaft der Wehrmacht. Deutsche Militärbesatzung und einheimische Bevölkerung in der Sowjetunion 1941–1944 2. Auflage, Oldenbourg, München 2009, S. 95, Fußnote 29, ISBN 978-3-486-59174-3.) Bußmann gehörte während des Krieges unter anderem der Abteilung QU 4 B beim Generalquartiermeister OKH, Eduard Wagner an. Er führte dort während des Überfalls der Wehrmacht auf die Sowjetunion das Kriegstagebuch. Walter Bußmann: „Notizen“ aus der Abteilung Kriegsverwaltung beim Generalquartiermeister (1941/42, in: Deutsche Frage und europäisches Gleichgewicht. Festschrift für Andreas Hillgruber zum 60. Geburtstag, herausgegeben von Klaus Hildebrand und Reiner Pommerin, Böhlau, Köln 1985, S. 229, ISBN 3-412-07984-7.) Im Rahmen seiner dortigen Tätigkeiten wertete Bußmann ebenfalls die Tötungsmeldungen der SS-Einsatzgruppen aus, hatte also aus erster Hand Kenntnisse vom Holocaust. Ein Beispiel für die Zuordnung Schmidt von Altenstadts zum Widerstand in der Memoirenliteratur ist Hans von Herwarth: Zwischen Hitler und Stalin. Erlebte Zeitgeschichte 1931-1945, Propyläen, Frankfurt am Main, Berlin, Wien 1982, Seite 286 ff, ISBN 3-549-07627-4.
  2. Peter Hoffmann: Claus Schenk Graf von Stauffenberg - Die Biografie, Pantheon, Zweite Aufl., München 2008, S. 267, ISBN 978-3-570-55046-5.
  3. Andrej Angrick: The Escalation of German-Rumanian Anti-Jewish Policy after the Attack on the Soviet Union, June 22, 1941, S. 23, Fußnote 65 (PDF-Datei, Abruf am 10. August 2011); Dieter Pohl: Die Herrschaft der Wehrmacht. Deutsche Militärbesatzung und einheimische Bevölkerung in der Sowjetunion 1941–1944, Oldenbourg, München 2008, S. 258, ISBN 3-486-58065-5.
  4. Dieter Pohl: Die Herrschaft der Wehrmacht. Deutsche Militärbesatzung und einheimische Bevölkerung in der Sowjetunion 1941–1944, Oldenbourg, München 2008, S. 95, ISBN 3-486-58065-5.

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