- Klaus Hildebrand
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Klaus Hildebrand (* 18. November 1941 in Bielefeld) ist ein deutscher Historiker.
Inhaltsverzeichnis
Leben
Hildebrand studierte ab 1961 Geschichte, Sozialwissenschaften und Literaturwissenschaft an der Universität Marburg, wo Andreas Hillgruber sein wichtigster Lehrer wurde. Von 1965 bis 1969 war Hildebrand Wissenschaftlicher Assistent am Historischen Institut der Universität Mannheim und promovierte dort 1967 bei Manfred Schlenke mit der Dissertation Hitler, NSDAP und koloniale Frage 1919-1945. 1972 erfolgte ebenfalls in Mannheim die Habilitation im Fach "Neuere Geschichte"; anschließend arbeitete Hildebrand bis 1974 als Wissenschaftlicher Rat bzw. Professor für "Allgemeine Geschichte mit besonderer Berücksichtigung der Zeitgeschichte" an der Universität Bielefeld.
1974 wurde Hildebrand als Ordinarius für Mittlere und Neuere Geschichte an die Universität Frankfurt am Main berufen. 1977 wechselte er auf ein Ordinariat für Neuere Geschichte an der Westfälischen Wilhelms-Universität in Münster. Von 1982 bis zu seiner Emeritierung im Februar 2010 war Hildebrand schließlich Ordinarius für Mittlere und Neuere Geschichte an der Universität Bonn.
Hildebrands Forschungsschwerpunkte sind die Geschichte der europäischen Staatenwelt, vor allem des 19. und 20. Jahrhunderts, und die Geschichte der internationalen Beziehungen. Sein Forschungsüberblick Das Dritte Reich, zuerst 1979 erschienen und seither regelmäßig aktualisiert, gilt als Standardwerk und wurde in mehrere Sprachen übersetzt. Zu seinen bedeutendsten Werken zählt die erstmals 1995 erschienene Überblicksdarstellung Das vergangene Reich. Deutsche Außenpolitik von Bismarck bis Hitler. Hildebrand gilt auch als Kenner der Geschichte der deutschen Außenpolitik seit 1949 und wurde bei zahlreichen TV-Dokumentationen als Berater hinzugezogen. Er ist unter anderem Mitherausgeber der Enzyklopädie Deutsche Geschichte und Akten zur auswärtigen Politik der Bundesrepublik Deutschland.
Mit seinen Publikationen gilt Hildebrand als prominenter Verfechter eines diplomatiegeschichtlichen Ansatzes. Kritisiert wird daran aus sozialhistorischer Perspektive (Hans-Ulrich Wehler, Hans Mommsen) eine zu starke Personen- und Intentionenzentriertheit seiner Erklärungsansätze.
Für seine Forschungen erhielt Hildebrand zahlreiche in- und ausländische Auszeichnungen. 1987 wurde er mit dem Bundesverdienstkreuz 1. Klasse geehrt. Hildebrand ist Mitglied zahlreicher akademischer Gremien, darunter seit 1982 der Kommission für Geschichte des Parlamentarismus und der politischen Parteien (1998-2007 als deren Präsident), seit 1983 der Historischen Kommission bei der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und des wissenschaftlichen Beirats des Instituts für Zeitgeschichte, sowie seit 1991 der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften. 1986/87 gehörte er dem Gründungsdirektorium des Hauses der Geschichte an; seither ist er dort Mitglied des wissenschaftlichen Beirats. Von 1998 bis Ende 2009 war er Mitherausgeber der Historischen Zeitschrift.
Seit einer schweren Erkrankung 2008 ruht Hildebrands wissenschaftliche Arbeit; an seinem Bonner Lehrstuhl wurde er zuletzt von Privatdozent Dominik Geppert vertreten. Seit Februar 2010 ist er emeritiert.
Schriften (Chronologische Auswahl)
- Vom Reich zum Weltreich: Hitler, NSDAP und koloniale Frage 1919-1945. München: Fink, 1969 (Veröffentlichungen des Historischen Instituts der Universität Mannheim, Bd. 1). (= Phil.Diss. Mannheim 1967)
- Bethmann-Hollweg, der Kanzler ohne Eigenschaften? Urteile der Geschichtsforschung. Eine kritische Bibliographie. Düsseldorf: Droste, 1970.
- Deutsche Außenpolitik 1933-1945. Kalkül oder Dogma? [zuerst 1971]. 5. überarb. Aufl. Stuttgart: Kohlhammer 1990. ISBN 3-17-009756-3.
- Das Deutsche Reich und die Sowjetunion im internationalen System 1918-1932. Legitimität oder Revolution?. Wiesbaden: Steiner, 1976 (Frankfurter historische Vorträge, Bd. 4). ISBN 3-515-02503-0.
- Das Dritte Reich [zuerst 1979]. 7., neu bearb. Aufl. München: Oldenbourg, 2009 (Oldenbourg Grundriß der Geschichte, Bd. 19). ISBN 978-3-486-59200-9. (Übersetzungen ins Englische, Französische, Italienische, Spanische und Japanische)
- Von Erhard zur Großen Koalition: 1963-1969. Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt, 1984 (Geschichte der Bundesrepublik Deutschland, Bd. 4). ISBN 3-421-06734-1.
- Deutsche Außenpolitik 1871-1918 [zuerst 1989]. 3. überarb. Aufl. München: Oldenbourg, 2008 (Enzyklopädie deutscher Geschichte, Bd. 2). ISBN 978-3-486-58698-5.
- Das vergangene Reich. Deutsche Außenpolitik von Bismarck bis Hitler. Stuttgart: Deutsche Verlags-Anstalt, 1995. ISBN 3-421-06691-4. (mehrere unveränderte Neuauflagen; zuletzt: München: Oldenbourg, 2008. ISBN 978-3-486-58605-3.)
- No intervention - die Pax Britannica und Preußen 1865/66-1869/70. Eine Untersuchung der englischen Weltpolitik im 19. Jahrhundert. München: Oldenbourg, 1997. ISBN 3-486-56198-7.
- Zwischen Politik und Religion. Studien zur Entstehung, Existenz und Wirkung des Totalitarismus. München: Oldenbourg, 2003 (Schriften des Historischen Kollegs, Kolloquien 59). ISBN 3-486-56748-9.
Literatur
- Lothar Gall: Zum 60. Geburtstag des Historikers Klaus Hildebrand. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 17. November 2001.
Weblinks
- Literatur von und über Klaus Hildebrand im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek
- Portrait Klaus Hildebrand auf den Webseiten der Nordrhein-Westfälischen Akademie der Wissenschaften (abgerufen am 17. April 2010)
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