Hans von Lehndorff

Hans von Lehndorff

Hans Graf von Lehndorff (* 13. April 1910 in Graditz bei Torgau; † 4. September 1987 in Bonn) war ein deutscher Chirurg und Schriftsteller.

Inhaltsverzeichnis

Leben

Sein Vater, der Landstallmeister Siegfried Graf Lehndorff, Leiter der preußischen Hauptgestüte von Graditz und Trakehnen, hatte eine Tochter des Besitzers von Gut Januschau unweit von Deutsch Eylau im westpreußischen Kreis Rosenberg geheiratet. Die Mutter Maria von Oldenburg war mit ihren Kindern häufig zu Besuch auf dem Gut. Zwei ihrer Söhne fielen während des Zweiten Weltkrieges. 1944 wurde Lehndorffs Mutter von den Nationalsozialisten wegen ihrer standhaften Haltung zu einem befreundeten Pastor verhaftet. 1945 kam sie zusammen mit ihrem ältesten Sohn auf der Flucht nach Westen um. Ein Vetter Hans Graf Lehndorffs, Heinrich Graf von Lehndorff-Steinort, wurde als Widerstandskämpfer nach dem Attentat vom 20. Juli 1944 gehängt.

Hans Graf von Lehndorff, der Medizin studiert hatte und Chirurg geworden war, kam als Assistenzarzt am Kreiskrankenhaus in Insterburg Ende 1941 mit einer Gruppe evangelischer Laien in Kontakt, die sich in einer Zeit wachsender politischer Bedrängnisse zusammengefunden hatten. Von dieser Gruppe führten ihn Wege in die evangelische Bekenntnistheologie und in den Widerstand gegen den Nationalsozialismus.

Er leitete Anfang 1945 ein Lazarett in Königsberg und erlebte die Schlacht um Königsberg und die Einnahme der Stadt durch die Rote Armee.

Seine Erlebnisse von 1945 bis 1947 nach der Eroberung seiner Heimat einschließlich des Gutes Januschau durch sowjetische Truppen legte er in seinem Ostpreußischen Tagebuch nieder, das bis in die 2000er Jahre immer wieder Neuauflagen erlebte und auch verfilmt wurde. In Bonn-Bad Godesberg betrieb Graf Lehndorff später lange Jahre eine Klinik und engagierte sich in der Krankenhausseelsorge und der Diakonie. Er war mit Margarethe Gräfin Finck von Finckenstein verheiratet.

Dem Johanniterorden gehörte er ab 1949 als Ehrenritter und seit 1952 als Rechtsritter an. Von 1954 bis 1962 führte er die Preußische Genossenschaft des Johanniterordens als Kommendator.

In Bad Godesberg starb er wenige Monate nach dem Tode seiner Ehefrau.

Ehrungen

Hans Graf Lehndorff erhielt 1981 den Preußenschild der Landsmannschaft Ostpreußen und 1984 die Paracelsus-Medaille der deutschen Ärzteschaft. 2006 wurde nach ihm eine Straße in Bonn benannt.

Werke

  • Ein Bericht aus Ost- und Westpreußen 1945–1947. Dokumentation der Vertreibung der Deutschen aus Ost-Mitteleuropa, 3. Beiheft, Bundesministerium für Vertriebene, Flüchtlinge und Kriegsgeschädigte; Düsseldorf 1960
  • Ostpreußisches Tagebuch. Aufzeichnungen eines Arztes aus den Jahren 1945–1947; München 1961 (21. Auflage 2006)
  • Die Briefe des Peter Pfaff 1943–1944 (Hrsg.); Wuppertal 1964
  • Die Insterburger Jahre. Mein Weg zur Bekennenden Kirche; München 1969
  • Menschen, Pferde, weites Land. Kindheits- und Jugenderinnerungen, München 1980
  • Lebensdank; 1983
  • „Komm in unsre stolze Welt“, Kirchenlied EG 428

Literatur

  • Volker Klimpel: Von Insterburg nach Bonn. Der Chirurg und Schriftsteller Hans Graf von Lehndorff (1910-1987). CHAZ 11. Jahrgang, Heft 5 (2010), S. 313-317

Weblinks


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