Hans Schwenke

Hans Schwenke

Hans Schwenke (* 28. Februar 1934 in Düsseldorf [1]) ist ein ehemaliger deutscher Fotograf und Abgeordneter. 1989/90 war er in der VL aktiv und arbeitete 1990 im Komitee zur Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit mit. Hans Schwenke ist verheiratet und hat zwei Kinder [2].

Inhaltsverzeichnis

Leben

Sein Vater wurde 1944 hingerichtet, seine Mutter siedelte mit ihm im Frühsommer 1945 nach Berlin über. Hans Schwenke trat nach eigenen Angaben 1948 und 14-jährig der SED bei. Ab 1951 arbeitete er nach eigenen Angaben als hauptamtlicher "Leiter Agit-Prop" im Deutschen Sportausschuss (DS), Sportvereinigung "Medizin".[3][4]

Aus der Partei wurde er nach eigenen Angaben 1981 auf seine Austrittserklärung hin ausgeschlossen. Er schloss sich Ende 1989 der Bürgerbewegung Vereinigte Linke (VL) an, als deren Vertreter er sich an der Auflösung des Ministeriums für Staatssicherheit beteiligte. Er nahm im September 1990 gemeinsam mit anderen Bürgerrechtlern an der Besetzung der ehemaligen Stasi-Zentrale in der Berliner Normannenstraße teil, um mittels Hungerstreik eine Freigabe der dort lagernden Akten zu erzwingen. [5][6] Später wurde er Mitglied des "Bürgerkommitee 15. Januar" und war zeitweilig auch dessen Vorsitzender.[7]

Ab 1990 schrieb er als freier Mitarbeiter der VL für die Zeitung Neues Deutschland[8] . Im selben Jahr als Mitglied der VL über die Landesliste von Bündnis 90/Die Grünen in die Ostberliner Stadtverordnetenversammlung gewählt, gelangte er ins Berliner Abgeordnetenhaus des wiedervereinigten Berlins. Dort trat er dann der Parlamentarischen Gruppe Neues Forum/Bürgerbewegung bei." [9] Seit 1990 [10] ging Hans Schwenke von einer Überlebens-Anordnung 8/86 des Ministeriums für Staatssicherheit aus, derzufolge alles verfügbare DDR-Staatsvermögen in einer eventuellen Wende in die (geheime) Verwahrung von Offizieren des MfS im besonderen Einsatz (OibE) zu geben sei [11]. Die These war im Jahre 1992 Gegenstand einer Kleinen Anfrage der Bundestagsabgeordneten Angelika Barbe und konnte in der Antwort der Bundesregierung nicht bestätigt werden[12].

1992 verließ er die Gruppe und trat als fraktionsloser Abgeordneter der linksliberalen Kleinpartei Liberale Demokraten bei und war zeitweilig deren stellvertretender Bundesvorsitzender. [13]

1993 schloss er sich der FDP-Fraktion an, die er aber ein halbes Jahr später verließ. Bis zur Neuwahl war er wieder fraktionsloser Abgeordneter. Hans Schwenke trat 1997 dann doch in die FDP ein. [14] [15] Er kandidierte am 12. Februar 2000 für den nationalliberalen Flügel der Berliner FDP um das Amt des Landesvorsitzenden dieser Partei[16].

Bei einer Diskussionsveranstaltung zum Thema Bürgerbewegung am 9. Oktober 1996 verteidigte Schwenke seine politischen Wandlungen nach 1989 u. a. mit dem Argument, dass die Menschen bei der Umwandlung der DDR in einen besseren Staat nicht mitmachen wollten und man die enormen Summen, die die Bundesrepublik für Transferzahlungen an den Osten ausgebe, nicht gehabt hätte.

Im Jahr 2000 konstituierte sich in Berlin die „Vereinigung Verfolgter und Gegner des Kommunismus“, initiiert u.a. von Angelika Barbe und Hans Schwenke. Die neue Interessenvertretung war erklärter Konkurrent des bisherigen west-dominierten Dachverbands Union der Opferverbände kommunistischer Gewaltherrschaft (UOKG), wurde jedoch überflüssig, als Barbe 2001 in den Vorstand des UOKG gewählt wurde. Hans Schwenke wurde im selben Jahr Bundesvorsitzender des "Bundes der Stalinistisch Verfolgten" (BSV)[17][18]. Der Verein beschloss im Mai 2009 seine Selbstauflösung und empfahl seinen Mitgliedern den Beitritt in die Vereinigung der Opfer des Stalinismus, VOS [19].

Werke

  • Die Münzen des Königreichs Bayern 1806 - 1871; Hobria Berlin 1969, VEB Grafische Werkstätten Zittau/Görlitz
  • "Die Münzen des Königreichs Württemberg 1806 - 1871"; Hobria Berlin 1968, VEB Grafische Werkstätten Zittau/Görlitz
  • Deutsche Geldzeichen : 1871 - 1914, Berlin : Deutscher Verlag der Wissenschaften, 1980

Literatur

Einzelnachweise

  1. Handbuch Abgeordnetenhaus Berlin, 12. Wahlperiode, Bd. II, Fraktionen, Ausschüsse, Abgeordnete
  2. ebenda
  3. Leipziger Volkszeitung, 31. Dezember 2001, Seite 4
  4. Die Welt, 18. März 2002
  5. Neues Deutschland 19. September 1990, Seite 3
  6. Tagesspiegel vom 5. September 2009
  7. Extraheft der Zeitschrift Horch und Guck
  8. z.B.: Neues Deutschland 31. März 1990, Seite 10
  9. Berliner Zeitung vom 29. Juli 1994
  10. z.B.: Neues Deutschland 9. Juni 1990, Seite 6
  11. Anne Worst: Das Ende eines Geheimdienstes, oder, Wie lebendig ist die Stasi? Ch. Links Verlag, 1991, ISBN 978-3861530152, S. 100 (Eingeschränkte Vorschau in der Google Buchsuche)
  12. Antwort der Bundesregierung auf die Frage: Ist der Bundesregierung die Überlebens-Anordnung 8/86 des Ministeriums für Staatssicherheit bekannt, derzufolge ...
  13. Burkhard Gutleben: 25 Jahre Liberale Demokraten (pdf-Dokument, Seite 7)
  14. Berliner Zeitung vom 13. Januar 1997
  15. Berliner Zeitung vom 16. Januar 1997
  16. Die Welt, 12. Februar 2000
  17. Leipziger Volkszeitung, 31. Dezember 2001, Seite 4
  18. Die Welt, 18. März 2002
  19. VOS-Vereinszeitschrift "Freiheitsglocke", 59. Jahrgang, Nr. 6799, Berlin, Mai 2009, Seite 8

Weblinks


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