Hans Witte

Hans Witte

Hans Witte (* 30. April 1867 in Doberan; † 17. Dezember 1945 in Neustrelitz) war ein deutscher Archivar und Historiker. Er leitete das Hauptarchiv, die Landesbücherei und das Landesmuseum in Neustrelitz. Seine Forschungsschwerpunkte waren Nationalitätenforschung und mecklenburgische Landesgeschichte.

Inhaltsverzeichnis

Leben und Werk

Nach dem Gymnasium in Güstrow studierte Witte in Leipzig, Berlin und Straßburg, wo er 1890 mit einer Deutschtumsarbeit promovierte. 1892 wurde er wissenschaftlicher Hilfsarbeiter am Bezirksarchiv in Metz, 1898 Hilfsarbeiter am Hauptarchiv Schwerin, 1899 Archivar und 1909 Archivrat. 1913 übernahm er die Leitung von Hauptarchiv und Bibliothek in Neustrelitz. 1914–1918 war er Soldat in Belgien. 1921 gründete er das Landesmuseum in Neustrelitz, 1925 den Mecklenburg-Strelitzer Verein für Geschichte und Heimatkunde.

Witte veröffentlichte zahlreiche Aufsätze, in denen er sich mit „Volkstumsabgrenzung“ zwischen Deutschen und Slawen befasste, so 1929 in der Zeitschrift Volk und Rasse.[1]

Jegorow-Verurteilung

Nach Ansicht von Johannes Papritz, dem Leiter der Publikationsstelle Berlin-Dahlem, war die These des russischen Historikers Dmitri Nikolajewitsch Jegorow, die Binnenkolonisation Mecklenburgs sei durch Slawen erfolgt, "den deutschen Interessen"[2] schädlich. Papritz intervenierte im Juli 1931 und sorgte für die Verurteilung des zweiten Bandes durch Witte, der den ersten Band in einer Rezension noch gelobt hatte. 1932 erschien als Nachlieferung ein dritter Band, in dem Witte Jegorows Buch als "staatlich bestellte politische Arbeit" bezeichnete; das Reichsministerium des Innern zahlte Witte dafür ein Honorar und übernahm weitere Kosten.[3]

Veröffentlichungen (Auswahl)

  • Zur Geschichte des Deutschtums in Lothringen. Die Ausdehnung des deutschen Sprachgebietes im Metzer Bistume zur Zeit des ausgehenden Mittelalters bis zum Beginne des 17. Jahrhunderts. Diss. Straßburg, Metz 1890
  • Zur Geschichte des Deutschtums im Elsass und im Vogesengebiet. Stuttgart 1894
  • Wendische Bevölkerungsreste in Mecklenburg. Stuttgart 1905
  • Kulturbilder aus Mecklenburg. 2 Bände, 2 Auflagen, Leipzig 1911, 1912
  • Besiedlung des Ostens und Hanse. München 1914
  • Ein kritisches Nachwort. Bd. 3 von Dmitri Nikolajewitsch Jegorow: Die Kolonisation Mecklenburgs im 13. Jahrhundert. Breslau 1932

Literatur

  • Kürschners deutscher Gelehrtenkalender 4 (1931), s. v.
  • Hermann A. L. Degener: Wer ist's? Unsere Zeitgenossen. 10. Ausgabe, s. v.

Einzelnachweise

  1. Hans Witte: Von mecklenburgischer Geschichte und vom mecklenburgischen Menschen. In: Volk und Rasse 4 (1929) S. 1–13
  2. Ingo Haar: Historiker im Nationalsozialismus. Deutsche Geschichtswissenschaft und der "Volkstumskampf" im Osten. Göttingen 2000, S. 114
  3. Dmitrij Nik. Jegorov (Egorov): Die Kolonisation Mecklenburgs im 13. Jahrhundert. 2 Bände, Breslau 1930. Hans Witte: Jegorovs Kolonisation von Mecklenburg. in: Deutsche Hefte für Volks- und Kulturbodenforschung. Band 1, 1930/31, S. 94–116. Hans Witte: Jegorovs zweiter Band über Prozeß der Kolonisation in Mecklenburg. In: Deutsche Hefte für Volks- und Kulturbodenforschung. Band 1, 1930/31, S. 241–253. Hans Witte: Jegorovs Kolonisation Mecklenburgs im 13. Jahrhundert. Ein kritisches Nachwort. Breslau 1932. Überblick: Ingo Haar: Historiker im Nationalsozialismus. Deutsche Geschichtswissenschaft und der "Volkstumskampf" im Osten. Göttingen 2000, S. 114 f., ferner Hans-Jürgen Bömelburg: Das Osteuropa-Institut in Breslau 1930–1940. Wissenschaft, Propaganda und nationale Feindbilder in der Arbeit eines interdisziplinären Zentrums der Osteuropaforschung in Deutschland. In: Michael Garleff (Herausgeber): Zwischen Konfrontation und Kompromiss. Oldenburger Symposium "Interethnische Beziehungen in Ostmitteleuropa als historiographisches Problem der 1930er/1940er Jahre. München 1995, S. 52 f.

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