Hans-Sachs-Chor Nürnberg

Hans-Sachs-Chor Nürnberg

Der Hans-Sachs-Chor Nürnberg ist ein großer gemischter Konzert- und Oratorienchor mit derzeit etwa 90 Mitgliedern. Er wird von Julian Christoph Tölle geleitet.

Hans-Sachs-Chor Nürnberg
Sitz: Nürnberg / Deutschland
Träger: Hans-Sachs-Chor e.V.
Gattung: Konzertchor
Leiter: Julian Christoph Tölle
Stimmen: ca. 90
Website: http://www.hanssachschor.de/

Inhaltsverzeichnis

Geschichte

1891–1926 Arbeitergesangverein „Union“

Nach Aufhebung des Bismarck’schen Sozialistengesetzes wurden im Deutschen Kaiserreich zahlreiche sozialdemokratische und gewerkschaftliche Vereine gegründet. So auch in Nürnberg 1891 der Vorläufer des Hans-Sachs-Chors: der Arbeitergesangverein Union, ein Männerchor. Er verfolgte das Ziel, „Musik und Volkskultur zu betreiben und in die arbeitende Volksschicht hineinzutragen“.[1] Dies geschah vor allem durch die künstlerische Ausgestaltung von Festen. Gemeinsame Auftritte des Chores mit den Nürnberger Philharmonikern sind etwa ab 1910 nachweisbar. 1911 fand das erste „Stuhlkonzert“ statt, bei dem „keine Getränke verabreicht wurden und das Rauchen untersagt war“.[2]

1926–1933 Volkschor „Hans Sachs“

1926 schloss sich der Arbeitergesangverein „Union“ mit dem „Volkschor Nürnberg-West“ und dem „Volkschor Nürnberg-Süd“ zusammen. Ab jetzt durften auch Frauen mitsingen: Es entstand ein großer gemischter Chor. Mit der Bezeichnung „Volkschor“ betonte man, im Sinn der Arbeiterbewegung, das Recht auf Bildung und kulturelle Aktivität für alle Menschen. Als Namenspatron wählte man den Nürnberger Schuhmacher-Poeten Hans Sachs, der als Vorbild für die Verbindung von Künstlertum und Werktätigkeit diente und dessen Leben und Schaffen selbst zum Gegenstand der Kunst geworden war, etwa im Gedicht Hans Sachsens poetische Sendung (1776) von Johann Wolfgang Goethe oder den Opern Hans Sachs (1840/45) von Albert Lortzing und Die Meistersinger von Nürnberg (1845–68) von Richard Wagner.

Die Tätigkeit des Volkschors „Hans Sachs“ endete mit Beginn der Zeit des Nationalsozialismus. In den ersten Monaten des Jahres 1933 wurde von staatlicher Seite die Auflösung des Chores betrieben. „Mitglieder in staatlichen, öffentlich-rechtlichen und städtischen Diensten“ wurden veranlasst, aus dem Chor, dem man „marxistische Einstellung“[3] zur Last legte, auszutreten, so dass „jede finanzielle Grundlage zur Fortführung des Vereins fehlte. Dies war Veranlassung den Chor und damit den Verein am 9. April 1933 aufzulösen“.[4]

Neugründung nach der Befreiung

1947 erfolgte die Neugründung mit Genehmigung der amerikanischen Militärregierung. In der Folgezeit fand alle zwei bis drei Jahre ein größeres Konzert statt.

Seit 1968: Hans-Sachs-Chor

1968 übernahm Wolfgang Riedelbauch, damals Korrepetitor am Stadttheater Regensburg, die Leitung des Chores. Unter ihm erhielt er seinen heutigen Namen: Hans-Sachs-Chor. Die Pflege der klassischen Oratorienliteratur, unter Berücksichtigung historischer Aufführungspraxis, und die Aufführung neuer Werke wurden zum bis heute gültigen Programm.

Seit 2000 ist Julian Christoph Tölle, Dozent an der Erziehungswissenschaftlichen Fakultät der Universität Erlangen-Nürnberg, Leiter des Hans-Sachs-Chors. Er ermöglichte u. a. die Zusammenarbeit mit Singer Pur und dem Ensemble Kontraste.

Der Hans-Sachs-Chor ist Mitglied im Verband Deutscher Konzertchöre (VDKC). Er gründete die Arbeitsgemeinschaft Nürnberger Konzertchöre (NKC).

Leitung

Der Chor ist als Verein organisiert. Vorsitzende und Künstlerische Leiter werden von den Mitgliedern gewählt.

Vorsitzende

  • 19??–1933 und 1947-19?? Paul Rößner
  • 19??–1961 Karl Witte
  • 1961–1968 Hans Schneider
  • 1968–1970 Gerhard Seitz
  • 1970–1973 Ernst Wegmann
  • 1973–1975 Gerhard Beißwanger
  • 1975–1983 Dietmar Hölzl
  • 1983–1991 Walter Eiblmaier
  • 1991–1999 und 2001–2003 Hannspeter Beßler
  • 1999–2001 Christa Demuß-Luma
  • Seit 2003 Michael Langer

Künstlerische Leitung

  • 19??-1933 Lothar Kraus (Kapellmeister)
  • 1949–19?? Robert Seiler (1908–2000; Leiter des Meistersinger-Konservatoriums)
  • 19??–1968 Hans Hofmann
  • 1968 Heinz Prandl (kommissarisch)
  • 1968–1999 Wolfgang Riedelbauch
  • Seit 2000 Julian Christoph Tölle

Ehrungen

Uraufführungen

  • Tageszeiten. Ein weltliches Oratorium nach Gedichten von Rahel Mann (*1937) für 2 Solo-Soprane, Chor, Orchester, Orgel, Schlagzeug und Synthesizer. UA 18. Juni 1985 Nürnberg (Meistersingerhalle; Leitung: Wolfgang Riedelbauch)
  • Europa. Musik für den Frieden für Sopran, Bass, Chor und Orchester. Texte: Nelly Sachs u. a. UA 20. November 1991 Nürnberg (Meistersingerhalle; Leitung: Wolfgang Riedelbauch)
  • Shalom, Luther… für Chor und Posaune (nach Martin Luthers Choral Ein feste Burg ist unser Gott). UA 7. Juni 1996 Nürnberg (Egidienkirche; Leitung: Wolfgang Riedelbauch)
  • Requiem. UA 10. April 1998 Nürnberg (Meistersingerhalle; Marlis Petersen [Sopran], Jürgen Linn [Bass]; Leitung: Wolfgang Riedelbauch)

Nürnberger Erstaufführungen

Aufnahme

  • Louis Lewandowski: Musik der Synagoge. Ein Sabbat-Gottesdienst in der ehemaligen Hauptsynagoge der israelitischen Gemeinde zu Nürnberg. Baruch Grabowski (Kantor), Werner Galas (Sprecher), Rolf Gröschel (Orgel), Hans-Sachs-Chor Nürnberg; Musikalische Leitung: Wolfgang Riedelbauch; Gesamtleitung: Heinz Freudenthal). Colosseum Records, Nürnberg 1982

Literatur

  • Heinz Grunske, Walter Eiblmaier, Dieter Meyer: Festschrift zum 100-jährigen Chorjubiläum 1991

Einzelnachweise

  1. Festschrift zum 100-jährigen Bestehen des Hans-Sachs-Chors. Privatdruck, Nürnberg 1991, o. S.
  2. Ebd.
  3. Ebd.
  4. Brief des Vorsitzenden Paul Rößner an Kapellmeister Lothar Kraus vom 10. April 1933. Kopie im Archiv des Hans-Sachs-Chors.

Weblinks


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