Hauptpost Frankfurt am Main

Hauptpost Frankfurt am Main
Mittelrisalit der Hauptfassade des Frankfurter Postamts
Grundriss
Fassade der Hauptpost zur Zeil, 1898
(Fotografie von Max Junghändel)

Die Hauptpost von Frankfurt am Main – auch: „Postamt 1“ – wurde 1891 an der Zeil 110 mit einem prachtvollen Neubau im Stil des Historismus eröffnet. Nach dem Zweiten Weltkriegs entstand an gleicher Stelle ein moderner Ersatzbau, der dann aber mit der Privatisierung der Deutschen Bundespost und dem Rückgang der traditionellen Postdienste aufgegeben wurde. 2008 wurde hier das Palais Quartier (Frankfurt HochVier) erbaut.

Inhaltsverzeichnis

Gebäude von 1891

Das Grundstück liegt im Innern eines großen Baublocks, der von den drei wichtigen Geschäftsstraßen Zeil, Stiftstraße und Große Eschenheimer Straße eingeschlossen wird. Für den Bau des neuen Postamtes wurden die Hotels Rotes Haus und Russischer Hof abgebrochen. Zugrunde lagen Entwürfe des Geheimen Postrates Julius Karl Skalweit (* 20. Juni 1841, Spannegeln, Landkreis Labiau, Ostpreußen, † 6. Mai 1891, Berlin) im Reichspostamt, der die Oberleitung innehatte. Danach folgten die ausführlichen Entwürfe für die Hof- und das Hauptgebäude.

Hauptbau

Das Hauptgebäude wurde von Regierungsbaumeister Ahrens geplant. Trotzdem musste der Entwurf für das Hauptgebäude noch mehrmals umgearbeitet werden, so dass erst am 30. Mai 1893 Heinrich von Stephan, Staatssekretär des Reichspostamtes, den Entwurf des Postbauinspektors Prinzhausen als endgültige Grundlage für die Gestaltung des Hauptbaus genehmigte.

Hofbau

Während das Hauptgebäude von Regierungsbaumeister Ahrens geplant wurde, war für das Hofgebäude der Entwurf von Regierungsbaumeister Priess maßgeblich. 1894 beschloss der Reichstag das Palais Thurn und Taxis zu erwerben, sodass für die weitere Ausführung der Hofgebäude des Postamtes nun eine andere Grundlage gegeben war. Vom ursprünglichen Priess'schen Plan wurde Abstand genommen und unter Leitung des Geheimen Postrates Hake erarbeitete nun Prinzhausen auch den Entwurf für den Hofbau. Das Palais Thurn und Taxis erwies sich aber als für Postzwecke ungeeignet und wurde deshalb an die Stadt Frankfurt weiter verkauft, die darin ein Museum für Völkerkunde unterbrachte.

Betrieb

Das Hauptpostamt hatte einen eigenen Anschluss an die Straßenbahn Frankfurt am Main. Von hier aus wurde die Poststraßenbahn betrieben. Das Zufahrtsgleis zur Hauptpost zweigte auf der Zeil ab und führte durch das Portal des Postgebäudes in den Innenhof. Dort befand sich eine Wendeschleife mit einem Überholgleis. Ebenfalls im Innenhof befand sich eine eigene zweigleisige Wagenhalle für sechs Triebwagen mit eigener Werkstatt. Insgesamt verliefen dort 460 Meter Gleis.

Wiederaufbau

Das Gebäude der Hauptpost von 1891 wurde durch den Luftangriff im März 1944 schwer beschädigt. Am Ende des Zweiten Weltkriegs war es nicht mehr nutzbar, Ersatz musste geschaffen werden. Auf einen – erwogenen – Standortwechsel wurde wegen der günstigen Lage des Grundstücks und den noch intakten Fernmeldeleitungen verzichtet. Die Hauptverwaltung für das Post- und Fernmeldewesen beschloss deshalb im August 1947, Post- und Fernmeldegebäude auf dem alten Postgelände wieder zu errichten.

Um die erforderlichen neuen Gebäude unterbringen zu können, wurde das 12.399 m² große Gelände durch Ankauf auf 21.431 m² vergrößert. Unter den neu erworbenen Grundstücken befand sich erneut auch das Grundstück des an der Großen Eschenheimer Straße gelegenen Palais Thurn und Taxis – nun eine Ruine. An der Stiftstraße wurden Grundstücke erworben und dort eine neue Zufahrtsstraße geschaffen, so dass die Zeil nicht länger von Postfahrzeugen befahren werden musste.

Der ehemalige Fernmeldehochhaus-Komplex 2003

Die unregelmäßige Form des Areals und Lage des Grundstücks, zu erhaltende Gebäude- und Gebäudereste, in denen der laufende Betrieb auch während des Baus aufrechterhalten werden musste, ließen dem planenden Architekten wenig gestalterische Freiheit. Um die Funktionen des schnell expandierenden Fernmeldebetriebs unter bringen zu können, wurde ein „Hochhaus“ mit einer Gebäudehöhe von etwa 55 m geplant. Obwohl keine Interessen von Nachbarn beeinträchtigt waren, weil nach allen Seiten ausreichend der Grenzabstand eingehalten wurde, verweigerte die Stadtverwaltung aus Rücksicht auf das historische Stadtbild mit dem Dom ihre Zustimmung. Die Höhe des Gebäudes musste daher auf 8 Obergeschosse mit einer Hauptgesimshöhe von etwa 40 m zurück genommen werden. So entstand das Fernmeldehochhaus, das als erstes Frankfurter Hochhaus gilt.

Sämtliche Gebäude – sowohl der Briefpost als auch die des Fernmeldeamtes – wurden um einen etwa 5.000 m² großen Hof angeordnet. Die Gebäude der beiden Betriebszweige waren sorgfältig voneinander getrennt, die Gebäude der Post orientierten sich mit einem Schwerpunkt in Richtung Zeil. Durch das historische Portal und den Innenhof des Palais Thurn und Taxis an der Großen Eschersheimer Straße bestand der öffentliche Zugang zu der im Erdgeschoss gelegenen Fernmeldehalle.

Verwertung des Grundstücks

Diese in den Anfängen der 1950er Jahre geschaffene Anlage wurde 50 Jahre später aufgegeben. Der Fernmeldeturm war zwar ein Baudenkmal nach dem Hessischen Denkmalschutzgesetz. Gleichwohl wurde er zusammen mit dem gesamten Areal abgerissen, damit hier ab 2008 die Großerschließungsmaßnahme Palais Quartier (Frankfurt HochVier) gebaut werden konnte[1], die Geschäfte, Hotels und Büros beherbergt.

Literatur

  • Post und Telegraphie in Frankfurt am Main. Denkschrift zur Einweihung des neuen Reichs-Post- und Telegraphengebäudes an der Zeil und des vom Frankfurter Handelsstande für dasselbe gestifteten Denkmals Kaiser Wilhelms I. am 18. Oktober 1895. Verlag August Osterrieth, Frankfurt am Main 1895.
  • Wilhelm Kick (Hrsg.): Moderne Neubauten, 2. Jahrgang, Stuttgarter Architektur-Verlag Kick, Stuttgart 1898.

Weblinks

 Commons: Reichspostgebaeude (Frankfurt) – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. http://www.deutsches-architektur-forum.de/forum/showthread.php?p=175728
50.1143328.681517

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