Heinrich Fischer (Warburg)

Heinrich Fischer (Warburg)

Heinrich Fischer (* 20. September 1807 in Warburg; † 20. Februar 1879 ebda.) war ein Jurist und von 1843 bis 1879 Bürgermeister von Warburg.

Inhaltsverzeichnis

Ausbildung und erste Berufstätigkeit

Er war zweiter Sohn des Justizkommissars Philipp Fischer (1772–1846) und seiner Frau Charlotte Böttrich. Nach Besuch der Klosterschule in Warburg und des Gymnasium Theodorianum in Paderborn studierte er 1825 bis 1828 Jura an der Universität Göttingen. 1830 machte er sein Referendarexamen am königlichen Oberlandesgericht in Paderborn. 1836 kehrte er nach Warburg zurück und wurde Sekretär beim dortigen Land- und Stadtgericht. 1840 legte er sein Examen als Justizkommissar ab und arbeitete zunächst als Rechtsanwalt in seiner Heimatstadt.

Bürgermeister in Warburg

Am 20. Januar 1843 wurde er von der Warburger Stadtverordnetenversammlung als Nachfolger für den vorzeitig in den Ruhestand gesetzten Adam Rinteln zum neuen Bürgermeister der Stadt gewählt. Dieses Stelle hatte er über 36 Jahre bis zu seinem Tod inne.

1848 nahm er als Vertreter des Kreises Warburg[1] an der Preußischen Nationalversammlung in Berlin teil. 1854 vertrat er seine Stadt ein zweites Mal als Provinzial-Landtagsabgeordneter in Berlin.

Zu seinen Leistungen gehörte vor allem die erhebliche Verbesserung der Verkehrsverhältnisse. Der Ausbau von Straßen und Chausseen begleitete seine gesamte Amtszeit und brachte allerdings auch den Abbruch einiger historischer Stadttore und anderer Gebäude mit sich. 1848 bis 1853 erfolgte zudem der Eisenbahnanschlusses der Stadt Warburg an die Westfälische Eisenbahn einschließlich des Warburger Bahnhofes. Am 21. Juli 1853 konnte er die Fertigstellung der Verbindung Kassel-Paderborn und des Warburger Bahnhofsgebäudes im Beisein des preußischen König Friedrich Wilhelm IV. mit einer Festfahrt nach Paderborn und einem anschließenden Festmahl mitfeiern.

Auch die Wasserversorgung wurde durch den Bau einer neuen Wasserkunst erheblich verbessert.

Besondere Bemühungen galten dem Warburger Krankenhaus. Bereits in seinem ersten Amtsjahr holte er bei der preußischen Regierung eine Genehmigung zur Einstellung von Vinzentinerinnen zur Krankenpflege ein. 1845–1846 erfolgten zudem eine Zusammenlegung mit dem historischen Petrihospital. 1850/51 erfolgte schließlich eine Erweiterung des noch aus dem Mittelalter stammenden Krankenhausgebäudes, des Romhofes in der Sternstraße, durch einen zweigeschossigen Anbau, so dass nun 40 Personen stationär aufgenommen werden konnten. Die 1857 beschlossenen Statuten für das "Warburger Krankenhaus" gliederten die Organisation in die Bereiche A. Heil-Anstalt, B. Pflege-Anstalt, C. Anstalt für hülfsbedürftige Kinder und D: Näheschule. Als Vorsitzender der Armenkommission war der Bürgermeister gleichzeitig Krankenhausdirektor.

Im Bildungsbereich sorgte er für die Einrichtung zusätzlicher Klassen am Warburger Gymnasium und die Einrichtung einer Mädchenschule in der Neustadt.

1868 wurde er zu seinem 25-jähriges Dienstjubiläum mit einem prächtigen Fackelzug und über 100 Gästen in der Warburger Gaststätte "Bürgerverein" geehrt und gefeiert. Die dritte Amtsperiode hat er nicht mehr bis zum Ende durchstehen können und starb am 20. Februar 1879. In einer späteren Würdigung heißt es: "Er war ein um das Wohl seiner Vaterstadt sehr besorgter, dabei im Denken und Handeln sehr edler Mann".

Die Charvinstiftungen

Bei sozialen und kulturellen Projekten war ihm seine Schwester Viktorine-Charlotte, die 1821 den unter Jérôme Bonaparte ins Warburger Lande gekommenen, vermögenden Franzosen Pierre Charvin geheiratet hatte und seitdem in Paris lebte, durch großzügige Stiftungen behilflich.

Ihre Schenkungen ermöglichten 1857 die Anlage eines aus 14 mit plastischen Bildwerken versehenen Sandsteinhäusern bestehenden Kreuzweges, der die Altstädter Marienkirche und die Erasmuskapelle auf dem Burgberg verbindet, die Restaurierung und Neuausstattung der Erasmuskapelle und 1861 den Bau einer neuen Orgel in der Neustadtkirche. Zudem erfolgten immer wieder größere Spenden für das Krankenhaus und die Armenpflege.

Nach ihrem Tode erfolgte gemäß ihrer Verfügung die Gründung des mit 20.000 Talern dotierten Charvin-Stiftes, das 1863 als Haus zunächst für minderbemittelte alleinstehende Frauen am Hospitäler Kirchhof in der Neustadt erbaut wurde. Es wurde später als allgemeine Mädchenschule genutzt.

Ehrungen

  • Die Bürgermeister-Fischer-Straße in Warburg ist nach ihm benannt.

Einzelnachweise

  1. Königlich Preußische Regierung: Verzeichniß der in der Provinz Westphalen erwählten Abgeordneten und Stellvertreter der zur Vereinbarung der Preußischen Staatsverfassung zu berufenden Versammlung in Berlin. In: Amts-Blatt der Königlich Preußischen Regierung zu Minden., Stück 23, 1848, S. 150 Digitalisat

Literatur

  • Mürmann, Franz (1986): Die historische Entwicklung der Stadt Warburg seit 1802. In: ders. (Hrsg.): Die Stadt Warburg 1036–1986. Beiträge zur Geschichte einer Stadt. Band 2. Warburg: Hermes.

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