Heinrich Papen

Heinrich Papen

Heinrich Papen (* 1644 oder 1645 in Giershagen; † 12. Dezember 1719) (teilw. auch Pape) war ein Bildschnitzer und Bildhauer des Barock. Als Leiter der Werkstatt Papen folgte ihm sein Sohn Christoph(el) Papen (1678–1735).

Inhaltsverzeichnis

Leben

Die Familie stammte aus einer Bergmannsfamilie. Einige ihrer Mitglieder waren ursprünglich Steiger und Gewerken.[1] Verheiratet war er mit einer Gertrud Kramer, die 1714 verstarb. Der Sohn Christoffel/Christoph wurde 1678 geboren. Aus der Ehe stammten noch zwei weitere Söhne und drei Töchter. Das Haus, das lange noch als „untesten Bildhauers“ (sic!) genannt wurde, hat das Ehepaar nach einer Inschrift 1678 erbauen. Es handelte sich um ein großes Fachwerkhaus, das mit geschnitzten Weintrauben und Ranken verziert war. Dort gab es im Obergeschoss einen großen Arbeitsraum und man hat Reste der Bildhauerwerkstatt gefunden.[2]

Sein eigentlicher beruflicher und künstlerischer Werdegang ist trotz intensiver Forschungen nur wenig bekannt. Besser bekannt ist das Werk. Christian Daniel Rauch, der auf dem Weg nach Arolsen durch Giershagen kam, bezeichnete gegenüber den Behörden in Berlin ein Heiligenbild in einem Bildstock bei Giershagen als Kunstwerk ersten Ranges. Daraufhin wurde das Bild von den Behörden durch ein Gitter geschützt.[3] Neuere Forschungen ergaben, dass Papen nicht wie früher angenommen von Dietrich Gröninger, sondern eher von den bei der Barockisierung des Paderborner Doms wirkenden Antwerpener Brüdern Willemssen beeinflusst wurde.

Es existieren einige neu archivalisch aufgefundene Belege für bislang unklare Arbeiten. Viele Werke lassen sich aber noch immer nur durch Stilvergleich der Werkstatt Papen zuordnen. Insgesamt lassen sich so 150 Objekte in 50 Orten nachweisen. Die Werkstatt war vor allem tätig im Ostsauerland, im Fürstbistum Paderborn, im Herrschaftsgebiet des Klosters Corvey, im Fürstentum Waldeck und im nordhessischen Raum bis nach Fritzlar. Der Sohn Christoph hat zusammen mit seinem Vater die Werkstatt geleitet und diese nach dem Tod von Heinrich Papen fortgeführt. Er hat sich künstlerisch über das väterliche Vorbild fortentwickelt.

Werk (Auswahl)

Von Heinrich Papen gefertigter Grabstein auf dem Friedhof der Kluskapelle (Giershagen)
Kanzel der Stiftskirche in Obermarsberg

Heinrich Papen schuf 1670 den Hochaltar für die Kirche in Padberg. Diese wurden auch in den Neubau übernommen. Aus derselben Werkstatt stammt in dieser Kirche auch der Marienaltar von 1736. In der Wewelsburg befindet sich heute eine Doppelmadonna von Papen aus der Zeit um 1680.[4] Aus dem Jahr 1681 stammt ein Bildstock in Messinghausen mit einer Pieta aus der Werkstatt Papen. Für die Pfarrkirche in Madfeld entstand 1681 ein Hochaltar aus Stein. Auf Bestellung von Fürstbischof Ferdinand von Fürstenberg und wahrscheinlich nach dem Entwurf von Johann Georg Rudolphi schuf Heinrich Papen 1682 den Hochaltar der Kirche des Klosters Gehrden.[5] Für die protestantische Kirche St. Nikolai in Korbach schuf er 1695 das steinerne Grabmal für Georg Friedrich Fürst zu Waldeck. Entworfen hat es ein örtlicher Silberschmied. Papen erhielt dafür einen Betrag von 2000 Talern.[6] Ebenso stammt das marmorne Grabmal für Josias II. aus dem Jahr 1674 in der Kirche in Wildungen aus der Werkstatt Papen. Für dieses Werk erhielt Papen 1900 Taler.[7] Bei der Restaurierung von Kloster Dalheim wurden Reste des 1689 bei Papen bestellten monumentalen Altar gefunden.[8] Heinrich Papen vollendete 1690 den prachtvolle Altar aus Kalkstein, lokalem Alabaster und Marmor für die Kapelle St. Fabian und Sebastian in Giershagen. Für eine Kapelle in Rimberg entstand 1694 ein Dreifaltigkeitsaltar. Aus der Werkstatt Papen stammt die Gesamtausstattung der Stiftskirche St. Peter und Paul in Obermarsberg. Im 1707 wurde dort auch ein Orgelprospekt geschaffen, zu dessen Bildschmuck musizierende Engel gehören. Zwischen 1715 und 1717 entstand die Kanzel. Hinzu kamen das Chorgestühl, drei Altäre, Kirchenbänke, Beichtstühle und Figuren. Für die Benediktinerabtei in Fritzlar entstand ein Reliquienschrein und für die dortige Minoritenkirche[9] Statuen an der Decke der Kanzel.

Nachleben

In Giershagen existiert ein Denkmal zur Erinnerung an die Bildhauerfamilie. Auch eine Straße ist dort nach ihr benannt. In Marsberg existiert eine Papengesellschaft.

Einzelnachweise

  1. Winfried Reininghaus: Eine vergessene Montanregion. Onlineversion
  2. Die Kunst in Giershagen im 17. und 18. Jahrhundert. In: Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Altertumskunde Bd.58/1900 S.200
  3. Die Kunst in Giershagen im 17. und 18. Jahrhundert. In: Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Altertumskunde Bd.58/1900 S.200
  4. Kirchen im Paderborner Land
  5. Kirchenführer Kloster Gehrden
  6. Die Kunst in Giershagen im 17. und 18. Jahrhundert. In: Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Altertumskunde Bd.58/1900
  7. Die Kunst in Giershagen im 17. und 18. Jahrhundert. In: Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Altertumskunde Bd.58/1900 S.203
  8. Pressemitteilung LwL Mai 2007
  9. Eintrag in wissenschaftliches Bildarchiv

Literatur

  • Gabriele Buchenthal/Heinz Bauer: Heinrich Papen um 1645-1719, Christophel Papen 1668-1735. Eine westfälische Bildhauerwerkstatt im Zeitalter des Barock. Paderborn, 1995 ISBN 3-87088-856-3
  • Johannes Bödger: Rezension: Eine westfälische Bildhauerwerkstatt im Zeitalter des Barock. In: Sauerland. Zeitschrift des Sauerländer Heimatbundes 4/1994 S.28f.
  • Marina Cremer: Kunst im Herzogtum Westfalen. Eine kurkölnisch geprägte Kunstlandschaft. In: Harm Klueting (Hrsg.): Das Herzogtum Westfalen. Bd.1: Das kölnische Herzogtum Westfalen von den Anfängen der Kölner Herrschaft im südlichen Westfalen bis zur Säkularisation 1803. Münster, 2009 ISBN 978-3402-12827-5 S.571
  • Die Kunst in Giershagen im 17. und 18. Jahrhundert. In: Zeitschrift für vaterländische Geschichte und Altertumskunde Bd.58/1900 S.199-

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