Heinrich Reisner

Heinrich Reisner

Heinrich Reisner (* 19. Juli 1881 in Schrimm an der Warthe; † 12. August 1969 in Essen) war ein deutscher Bauingenieur sowie Gründer und Direktor des Haus der Technik (HDT) in Essen.

Leben und Wirken

Nach seinem Abitur im Jahr 1900 studierte der Sohn eines Landwirtes und Ziegeleibesitzers an den Universitäten in Berlin, Eberswalde und Rostock Bau- und Ingenieurswissenschaften sowie Naturwissenschaften und Geologie. 1906 bestand er die Prüfungen zum Diplom-Ingenieur und war anschließend in verschiedenen Positionen in der freien Wirtschaft unter anderem als Wasserwirtschaftler und Hydrologe angestellt.

Bereits im Verlauf dieser Jahre erkannte Reisner auf Grund der sich rasant entwickelnden Fortschritte besonders in den technischen und naturwissenschaftlichen Berufen die dringende Notwendigkeit stetiger Fortbildungen für Ingenieure und gründete zu diesem Zweck im Jahr 1909 die „Rheinisch-Westfälische Gesellschaft für die Exakten Wissenschaften zu Essen“, die die Weiterbildung der Ingenieure organisieren sollte. Drei Jahre später plädierte er dazu sowohl auf der Hauptversammlung dieser Gesellschaft als auch mit Hilfe einer Publikation in der Schrift „Wissenschaftliche Bestrebung im Rheinisch-Westfälischen Industriebezirk“ für die Einrichtung eines entsprechenden offiziellen und anerkannten Fortbildungsinstituts mit Sitz in Essen – eine positive Entscheidung wurde jedoch vorerst noch vertagt.

Zwischenzeitlich wurde Reisner im Jahr 1915 als Schriftleiter und hauptberuflicher technischer Redakteur im Essener „Girardet-Verlag“ der Unternehmerfamilie Wilhelm Girardet übernommen, dem er bis 1933, und davon in den letzten drei Jahren als freiberuflicher Mitarbeiter angehörte. Dabei verlor er seine Vision eines Fortbildungsinstituts nicht aus den Augen und gründete hierzu im Jahr 1919 zusammen mit dem Essener Oberbürgermeister Hans Luther, sowie dem Chemiker Franz Fischer und dem Bankier Wilhelm von Waldthausen die noch heute bestehende „Gesellschaft für Wissenschaft und Leben im rheinisch-westfälischen Industriegebiet“ als neue „Dachgesellschaft für die wissenschaftlichen, kulturellen und wirtschaftlichen Bestrebungen“, in die seine bisherige „Gesellschaft für die exakten Wissenschaften“ übernommen wurde. Trotz der Hilfe dieser einflussreichen Personen musste sich Reisner, der zwischenzeitlich im Jahre 1924 seine Promotion an der Technischen Universität Dresden abgelegt hatte, noch einige Jahre gedulden, bevor schließlich das angestrebte Fortbildungsinstitut als „Haus der Technik“ im Gebäudetrakt der Essener Börse eingerichtet und am 21. November 1927 durch ihn persönlich in seiner Funktion als erster Geschäftsführer des HDT eröffnet wurde. Drei Jahre später wurde er zum Direktor dieses Instituts ernannt, weswegen er seine Verlagstätigkeit im Girardet-Verlag nur noch freiberuflich weiterführen konnte. Allerdings wurde Reisner mit der „Machtergreifung“ durch die NSDAP im Jahr 1933 aus politischen Gründen aus allen seinen Ämtern und Aufgaben entlassen.

Nach der Zerstörung des Gebäudekomplexes im Zweiten Weltkrieg beteiligte sich Reisner unmittelbar nach Kriegsende als erneut eingesetzter Direktor am Wiederaufbau des Institutes. Auch die RWTH Aachen zeigte Interesse an dieser Einrichtung und gründete hier im Jahr 1946 eine neue Außenstelle. Auf Grund dieser Kooperation wurde Heinrich Reisner von der RWTH Aachen im gleichen Jahr zusätzlich als Honorarprofessor mit dem Lehrgebiet „Geschichte und kulturelle Bedeutung der Technik“ übernommen.

Nach seinem altersbedingten Ausscheiden aus dem aktiven Berufsleben im Jahre 1951 wurde Reisner für die erfolgreiche Zusammenarbeit des HDT mit der RWTH Aachen am 25. Mai 1951 zunächst die Ehrenbürgerschaft der RWTH Aachen zuerkannt und zehn Jahre später erfolgte noch seine Ernennung zum Ehrensenator. Im Rahmen einer Feierstunde zu seinem 85. Geburtstag wurde Heinrich Reisner, der als Anwalt der Ingenieure und als außerordentlich engagierter Mensch mit hoher Kontakt- und Integrationsfähigkeit galt, das goldene Siegel der Stadt Essen verliehen.

Heinrich Reisner war unter anderem Mitglied im Geschichtsausschuss des Vereins Deutscher Eisenhüttenleute, dem heutigen Stahlinstitut VDEh, sowie seit 1953 in der Deutschen Gesellschaft für Geschichte der Medizin, Naturwissenschaften und Technik e.V. (DGGMNT).

Werke (Auswahl)

  • Führer durch die Wasserbau- und Binnenschifffahrt-Ausstellung, Essen 1922, 31. März bis 30. April, Essen : Boeckling & Müller, 1922
  • Führer durch die Wärme-Ausstellung, Essen 1922 vom 17. Juni bis 16. Juli Essen (Ruhr) : "Ala" Verein. Anzeigengesellschaften Haasenstein & Vogler, Daube & Co., 1922
  • Ruhrländisches Bauwesen 1904-1929, Essen : Girardet, 1929

Literatur und Quellen


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