Heinrich Weiß (Mainhardt)

Heinrich Weiß (Mainhardt)

Heinrich Weiß (auch Weiss oder Johann Heinrich Weiß), * 1715; † 21. März 1787 in Mainhardt, war Metzger, Gastwirt, Zoller, Richter und ein berüchtigter Räuberhauptmann im Mainhardter Wald.

Inhaltsverzeichnis

Leben

1744 erwarb Heinrich Weiß das Wirtshaus Neuwirtshaus, die spätere Linde an der heutigen B 14 in Mainhardt, und damit auch die Rechte eines Zollers sowie den halben Waspenhof und den halben Nüßlinshof für insgesamt 3750 Gulden. 1762 wurde er ins Stabsgericht von Böhringsweiler gewählt. Er nahm selbst an den Räubereien nicht in Person teil, sondern agierte im Hintergrund als Bandenchef, Diebswirt und Hehler. 1772 wurde Weiß im württembergischen Möckmühl verhaftet und er kam in Böhringsweiler vor Gericht. Weiß wurde freigesprochen, man stellte ihm sogar ein gutes Zeugnis aus und er kam wieder als Richter zu Amt und Würden.

Die Räuber

Im Mittelalter trafen sich zwei wichtige Handelswege bei Hohenegarten im Mainhardter Wald. Der eine kam von Stuttgart und folgte dem Verlauf der heutigen B 14 über Sulzbach und Großerlach. Der andere kam aus Heilbronn über Weinsberg, Löwenstein, Finsterrot und Ammertsweiler auf der Trasse der heutigen B 39. Ab Mainhardt führten beide vereint nach Schwäbisch Hall und von dort weiter nach Nürnberg und Prag. [1]

Gegen Ende des 18. Jahrhunderts machte einige Jahre lang eine Räuberbande den Mainhardter Wald unsicher, die Reisende und Handelszüge überfiel. Oberhaupt dieser Bande war Heinrich Weiß. Die Bande bestand aus drei Rotten, der Ammertsweiler, der Neuhütter und der Fuchsschwänzer Rotte — Fuchsschwanz ist der nördliche Teil des heutigen Mainhardter Ortsteiles Hohenstraßen. Von 53 der Räuber, die sich untereinander nur mit Spitznamen ansprachen, sind heute noch die Namen bekannt; von manchen der Bandenmitglieder kennt man die Herkunftsorte: 13 stammten aus Neuhütten, je 4 aus Finsterrot, Fuchsschwanz und Rutzenweiler, je 3 aus Ammertsweiler, vom Gögelhof und aus der Gegend von Schwäbisch Gmünd, je 2 aus Busch, Hütten und Maienfels und je einer kam vom Eulhof, aus Gailsbach, vom Hasenhof, aus Hall, Hals, Hausen an der Rot, Kreuzle, Lachweiler, Mainhardt, vom Neuwirtshaus, dem Nüßlenshof, dem Plapphof, Storchsnest, Untersteinbach, Weihenbronn und dem Wiedhof.

Die Überfälle verübten die Räuber in der sogenannten Fuchsmanier — also nicht in der Nähe ihrer Wohnorte, sondern weit fort von zuhause, vorwiegend auf dem Gebiet fremder Herrschaften. Dazu unternahmen sie teilweise erstaunliche Märsche. Der Mainhardter Wald war damals ein vielfaches Grenzgebiet. Dort trafen zusammen

Zuweilen wurden Bauern, Wirte oder Witwen ohne Gewaltanwendung oder -drohung auch nur bestohlen. Bekannte Gewalttaten der Räuber waren:

  • 1760 Überfall auf Tüngental
  • 1768 Postkutschenüberfall bei Cröffelbach
  • 1768 Mord an einem Mann bei Münster nahe bei Gaildorf
  • 1768 Mord an zwei Metzgern beim Sulzbacher Ortsteil Bartenbach
  • 1768 Mord am Rielingshäuser Schultheißen Wildermuth zwischen Oppenweiler und Aspach
  • 1768 Mord an einem Metzgerknecht beim Großerlacher Ortsteil Hohebrach
  • 1771 Überfall auf einen Mann am Übrigshäuser Landturm bei Untermünkheim
  • 1772 Überfall auf die Landkutsche von Germersheim

Aufdeckung und Bestrafung

Im Jahr 1772 verriet der in Haft genommene Martin Haas vom Gögelhof unter der Folter die Bande. Insgesamt 68 Personen wurden angeklagt, man wies ihnen Diebstähle, Post- und Straßenraub und Mordtaten nach. Von den Verurteilten wurden 16 im Jahre 1773 in Pfedelbach mit dem Schwert enthauptet, ihre Leiber aufs Rad geflochten und die Köpfe auf den Pfahl gesteckt.[2] Sieben Todesurteile wurden in Maienfels verkündet und vollzogen. Sieben der Räuber überlebten die Vernehmungen nicht.[3]

Kultur

Eine Laienspielgruppe in Mainhardt bringt die Mainhardter Räuber am Originalschauplatz Gögelhof als sogenanntes Stationentheater auf sieben Bühnen zur Aufführung.[4] In Großhöchberg und Spiegelberg wird das Räuberthema ebenfalls theatralisch aufgegriffen.

Literatur

  • Egil Pastor: Die Räuber vom Mainhardter Wald. Eine Kriminalgeschichte aus dem 18. Jahrhundert. Verlag Haller Tagblatt, Schwäbisch Hall 1986
  • Carl Schönleber: Heimatbuch Weinsberger Tal Mainhardter Wald, Hohenlohesche Buchhandlung Ferdinand Rau, Öhringen 1931, Nachdruck 1986 ISBN 3-87354-143-2

Einzelnachweise

  1. auf mainhardt.de
  2. Pfedelbach 1037–1987. Aus Geschichte und Gegenwart. Hrsg. von der Gemeinde Pfedelbach. Thorbecke, Sigmaringen 1987, ISBN 3-921429-30-7, ISBN 3-7995-7630-4 (Forschungen aus Württembergisch-Franken. Band 30).
  3. Egil Pastor: Die Räuber vom Mainhardter Wald. Eine Kriminalgeschichte aus dem 18. Jahrhundert. Verlag Haller Tagblatt, Schwäbisch Hall 1986.
  4. Die Räuber vom Mainhardter Wald

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