Helmut Rötzsch

Helmut Rötzsch
Helmut Rötzsch im Jahr 1970

Helmut Rötzsch (* 17. Dezember 1923 in Leipzig) ist ein deutscher Bibliothekswissenschaftler. Er war von 1961 bis 1990 als Haupt- beziehungsweise Generaldirektor Leiter der Deutschen Bücherei in Leipzig.

Leben

Helmut Rötzsch ist Sohn eines Eisenbahnarbeiters. Nach Besuch der Mittelschule in Leipzig absolvierte er dort ab 1938 eine Buchhändlerlehre. Es folgte 1941 der Eintritt in die NSDAP[1] und seine Teilnahme am Zweiten Weltkrieg, die in amerikanischer Kriegsgefangenschaft endete. 1946 kehrte er nach Leipzig zurück und trat in die SED ein.[1] Von 1946 bis 1948 war er bei der Transport- und Kriminalpolizei tätig. Nach einer bestandenen Sonderreifeprüfung studierte er von 1948 bis 1950 Wirtschafts- und Kulturwissenschaft an der Gesellschaftswissenschaftlichen Fakultät der Universität Leipzig, die 1947 zur Ausbildung qualifizierter Parteikader gegründet worden war. Im Oktober 1950 trat er bei der Deutschen Bücherei als Verwaltungsdirektor und Kaderleiter ein. Es folgte eine rasche Karriere. 1953 wurde er Leiter der Abteilung Lesesäle, 1955 Direktor der Abteilung Beschaffung und Zugang, zugleich ab 1959 Stellvertreter des Hauptdirektors Curt Fleischhack. Nach dem Ausscheiden Fleischhacks berief Wilhelm Girnus, Staatssekretär für das Hoch- und Fachschulwesen, Rötzsch schließlich zum 1. Juli 1961 zum neuen Hauptdirektor, ab 1964 Generaldirektor, und Leiter der Deutschen Bücherei.[2] In seiner Funktion wirkte er bei der Umgestaltung der Deutschen Bücherei zu einer sozialistischen Institution mit.[3] In seine Amtszeit fiel Ende der 1970er Jahre die dritte Erweiterung der Deutschen Bücherei. Der neue Magazinturm war der größte Bibliotheksneubau der DDR und kostete 25 Millionen Mark. Nach der Wiedervereinigung Deutschlands wurde der Oberbibliotheksrat Rötzsch im Januar 1991 in den Ruhestand verabschiedet.

An der damaligen Leipziger Karl-Marx-Universität promovierte Rötzsch 1969 mit dem Thema „Beiträge zur Geschichte und Entwicklung der Deutschen Bücherei“ und lehrte dort ab 1970 als Honorarprofessor für Bibliotheks- und Informationswissenschaft. Er war unter anderem in der Deutschen Demokratischen Republik Mitglied im Hoch- und Fachschulrat, Vorsitzender des Beirates für das wissenschaftliche Bibliothekswesen, zwischen 1968 und 1974 Präsident des deutschen Bibliotheksverbandes und ab 1961 Stadtverordneter Leipzigs. An Auszeichnungen bekam er auch den Vaterländischen Verdienstorden in Gold verliehen.

Weblinks

Einzelnachweise

  1. a b Frank Wagner, Ingrid Kirschey-Feix: Rötzsch, Helmut. In: Wer war wer in der DDR? 5. Ausgabe. Ch. Links Verlag, Berlin 2010, ISBN 978-3-86153-561-4, Band 2.
  2. Deutsche Bücherei 1912–1962, Festschrift zum fünfzigjährigen Bestehen der deutschen Nationalbibliothek, Leipzig 1962, S. 286
  3. Helmut Rötsch: Die Deutsche Bücherei in Leipzig, Entwicklung und Aufgabenstellung des Gesamtarchivs des deutschsprachigen Schrifttums

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